Die Ablenkung (2) - Kiss Marry Kill

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„Wie ist das passiert? Ich bin mal nicht der letzte?" Martín steht vor der Bar, in der wir uns treffen wollten und sieht uns belustigt an. Eigentlich wären wir auch pünktlich gewesen, wenn ich keine mittelschwere Outfitkatastrophe kurz davor gehabt hätte. Vielleicht hatte ich auch nur einen Grund gesucht mein Wiedertreffen mit Tijan weiter hinaus zu zögern. „Eric und Tijan sind schon drin!" Martín deutet auf die Tür und umarmt uns dann beide.
„Hey! Ja, Cheyenne konnte sich nicht entscheiden, was sie anzieht", erzählt Mile, dabei hatte ich sie gebeten, das nicht direkt jedem auf die Nase zu binden. Vor allem nicht Tijan. Ich möchte nicht, dass er denkt, dass ich mir nur wegen ihm so viele Gedanken gemacht habe. Martín und Mile wechseln einen vielsagenden Blick, als würden sie genau das denken.
„Kommt Leute gehen wir rein, bevor Eric und Tijan noch länger warten müssen" Ich scheuche die beiden vor mir in die Bar und folge ihnen. Unauffällig schaue ich mich um wo genau Tijan sitzt, damit ich mich mental auf unser Zusammentreffen vorbereiten kann.
„Na Charlotte!?" Noch bevor ich mich ganz umschauen kann, kommt Tijan von Links an meine Seite und sieht mich schmunzelnd an.
„Ich bin Cheyenne", entgegne ich ihm, obwohl ich genau weiß dass er auf meinen Faux Pas vorhin anspielt.
„Ja, im Gegensatz zu dir kann ich mir auch Rollennamen merken", zieht er mich auf. Ich verdrehe die Augen und sehe mich hilfesuchend nach Mile um, aber sie ist in ein Gespräch mit Martín vertieft.
„Willst du auch ein Bier?", rettet mich Eric, denn ich hätte absolut nicht mehr gewusst, was ich hätte antworten sollen.
„Ich hole ihr schon was. Moscow Mule ist noch aktuell?", mischt Tijan sich wieder ein. Ich nicke überrascht. Ich hatte ihm gegenüber meinen Lieblingsdrink gar nicht so oft erwähnt. Ich bin fasziniert, dass er sich das gemerkt hat.
„Ja...danke", stottere ich vor mich her, als wüsste ich spontan nicht mehr, wie man redet.
„Für dich immer" Tijan zwinkert mir zu und ich sehe ihm überfordert hinterher. Ich weiß gar nicht mehr, was ich denken und fühlen soll. Unsere Beziehungsebene verwirrt mich immer mehr und zusätzlich ist es mir immer noch maximal peinlich, was bei unserer Szene heute Nachmittag passiert ist. Am liebsten würde ich einfach nur schreien, in der Hoffnung, dass das irgendwas ordnet bei mir mental.
„Cheyenne?", reißt Eric mich aus meinen Gedanken und klingt, als hätte er mich schon mehrmals angesprochen. Ich runzele meine Stirn und sehe ihn verwirrt an. Eric schmunzelt. „Wo bist du denn mit deinen Gedanken?"
„Im hier und jetzt", behaupte ich überzeugt und lasse mich neben Mile an unseren Tisch auf einen Stuhl fallen.
„Alles okay?", fragt sie mich flüsternd und sieht mich besorgt an, als würde ich gerade wie ein Geist oder so aussehen. Ich nicke schnell.
„Alles super"
„Wenn du meinst" Anscheinend bin ich heute eine so richtig schlechte Lügnerin, wenn Mile mir gar nichts glaubt. Noch bevor ich irgendwas entgegnen kann, um sie zu überzeugen setzt Tijan sich neben mich und stellt mir meinen Drink vor die Nase. Dabei sitzt er so nah neben mir, dass es mich fast schon nervös macht.
„Auf uns!" Ich reiße mein Glas in die Luft und halte es den anderen entgegen.
„Auf uns" stimmen alle mit ein und wir stoßen miteinander an, wobei ich das Gefühl habe, dass Tijan mir besonders intensiv in die Augen schaut. Was hat er an Ich brauche Zeit eigentlich nicht verstanden?
„Auf uns", flüstert Tijan mir extra nochmal ins Ohr und ich merke, wie mir das Blut in die Wangen steigt. Ich rutsche aus Prinzip ein paar Millimeter von ihm weg und näher zu Mile, die mich fragend ansieht.
„Leute, was haltet ihr davon, wenn wir ne Runde Kiss, Marry, Kill spielen?", schlägt Martín plötzlich vor. Ich reiße geschockt meine Augen auf, weil ich dieses Spiel einfach nur unangenehm finde. Wieso müssen andere Leute wissen, welche Promis ich attraktiv finde?
„Aber lass mal mit Leuten machen die wir kennen", entgegnet Mile Martín und wechselt einen eindeutigen Blick mit Martín in meine Richtung. Oh nein. Oh nein nein nein. Ich weiß genau, was sie mich fragen werden.
„Ne Leute, lasst mal, ich bin zu müde dafür", behaupte ich und fahre mir durch die Haare. Mile zieht ihre Augenbraue hoch und schiebt dann ihre Unterlippe vor.
„Bitteeee! Eine Runde!" Sie klingt wie eine Dreijährige, die unbedingt einen Schokoriegel an der Kasse haben möchte.
„Nein, wirklich nicht. Ihr könnt das ohne mich machen, aber ich bin da raus." Mit verschränkten Armen blicke ich in die Runde und bemerke, wie mich alle amüsiert ansehen. „Ich glaube eher, du traust dich nicht.", merkt Martín an, und ich entgegne entrüstet: „Und ob ich mich traue!" Als ich merke, dass das genau das war, was Martín wollte, nämlich mich zu provozieren, ist es schon zu spät, denn die andern grinsen mich zufrieden an. Ich starte einen letzten Versuch, mich aus dem ganzen herauszureden, indem ich sage: „Aber das ist doch voll unfair, dann zu sagen, dass man jemanden killen würde, wenn wir das mit Leute spielen, die wir kennen." „Okay, dann spielen wir das mit eigenen Kategorien.", lenkt Mile ein und als ich sie fragend anschaue, erklärt sie: „Na wir geben der Person, die wir fragen nicht nur die 3 Personen vor, sondern immer auch noch 3 Kategorien, wie zum Beispiel kiss, marry und kill. Nur halt andere." Da ich merke, dass ich keine Chance mehr habe, mich davor zu drücken, willige ich ein, denn so besteht zumindest noch die Chance, dass ich gute Kategorien bekomme. Damit ich das ganze aushalte, trinke ich meinen Moscow Mule schnell aus und bestelle mir noch einen neuen. „Okay, ich fange an.", beschliesst Eric und sagt an Mile gewandt: „Okay, Tijan, Martín und Ugur, und deine Kategorien sind eine Karaokeparty feiern, dich bei den Hungergames verbünden und einen Drink anschütten." Ohne zu überlegen antwortet sie: „Mit Martín würd ich Karaoke machen, mit Tijan würd ich mich verbünden und Ugur kriegt den Drink." Wir spielen eine Weile und langsam entspanne ich mich ein wenig, da es eigentlich echt Spaß macht und die Kategorien eher witzig als unangenehm sind. Doch anscheinend habe ich mich zu früh gefreut, denn gerade nachdem ich meinen zweiten Drink geleert habe, grinst Martín mich an und verkündet: „Cheyenne, du bist wieder dran. Mile, Tijan und Eric. Mit wem würdest du shoppen gehen, über wen würdest du ein Gerücht verbreiten und mit wem würdest du Sex haben?" „Wie bitte?", entfährt es mir, doch Martín grinst mich nur an und fragt: „Soll ich das nochmal wiederholen?" „Ähh, ne schon gut. Habs schon verstanden.", stammle ich. Shit. Wieso kriege ausgerechnet ich so eine Kategorie? Und dann auch noch mit Tijan in der Auswahl? Gut, ich bin selbst nach zwei Drinks noch schlau genug, um zu checken, dass das wohl kaum ein Zufall ist. Automatisch schaue ich zu Mile, und als ich sehe, wie sie mühsam versucht, ihr Lachen zu verkneifen, bin ich mir eigentlich sicher, dass sie dahintersteckt. „Also über Mile würde ich ein Gerücht verbreiten. Als Rache, denn sie hat definitiv schon genug Gerüchte über mich verbreitet.", beginne ich mit meiner Aufzählung, da mir wohl nichts anderes übrig bleibt, als mich geschlagen zu geben. „Hey, das war alles nicht mit Absicht!", verteidigt sie sich auch schon und ich zucke mit den Schultern und erwidere: „Ich weiss. Aber trotzdem hättest du's mal verdient." Mile streckt mir die Zunge raus. „Und weiter?", erkundigt Tijan sich mit einem anzüglichen Grinsen. Kurz überlege ich, wie ich antworten soll, denn natürlich ist meine Wahl völlig klar, aber ich möchte hier auch nicht vor allen zugeben, dass ich mit Tijan Sex haben würde. Andererseits wäre es absolut absurd zu behaupten, dass ich mit Eric Sex haben würde, denn erstens würde mir das vermutlich keiner abnehmen und zweitens möchte ich Tijan ja auch nicht verletzen oder so. Ich starre auf den Tisch vor mir und nuschle schnell: „Mit Eric würd ich shoppen gehen und mit Tijan würd ich Sex haben." Um das ganze hoffentlich etwas weniger peinlich zu machen, hebe ich meinen Kopf, schaue Tijan an und erkläre: „Also nur weil du noch übrig bist halt." „Klar.", antwortet er, doch an seinem Grinsen erkenne ich, dass er es mir kein bisschen abnimmt und als ich in die Runde schaue, sehe ich, dass es den anderen genauso geht. „Das hätte ich jetzt eigentlich aufnehmen müssen. Also nur den letzten Teil: Mit Tijan würd ich Sex haben. Dann könnte ich dir immer damit drohen, das Välly zu zeigen, wenn wir mal wieder battlen, wer die schlechte Uniform tragen muss.", merkt Mile an und ich ermahne sie: „Mile, halt die Klappe!" Doch Tijan hat genau zugehört und möchte jetzt wissen: „Und was hat Valentina damit zu tun, ob Cheyenne und ich Sex haben oder nicht?" Ich stöhne auf. „Gar nichts.", versichere ich ihm, denn ich habe keine Lust, Tijan von der Wette mit meiner Schwester zu erzählen. Doch leider scheint Mile in Quassellaune zu sein und beginnt zu erklären: „Ach, die beiden haben nur... AUA!" Ich habe sie unter dem Tisch getreten. Anscheinend ein bisschen zu doll, aber eigentlich hat sie das verdient. Ich sollte sie nie mehr Alkohol trinken lassen, denn dann ist sie tatsächlich noch ne schlimmere Plaudertasche als eh schon. Tijan sieht verwirrt zwischen uns beiden hin und her, lässt es dann aber sein, weiter nachzuhaken. Aus Frust bestelle ich mir noch einen weiteren Drink, auch wenn ich weiss, dass das eigentlich keine so gute Idee ist. Aber zumindest muss ich morgen erst um 10 am Set sein. Als wir eine Stunde später dann aufbrechen wollen, bin ich auf jeden Fall gut betrunken. „Ich bringe sie nach Hause.", meint Tijan zu den anderen, die gerade darüber diskutieren, dass man mich nicht alleine gehen lassen sollte. „Ich kann auch alleine nach Hause.", behaupte ich und füge dann an Tijan gewandt hinzu: „Aber wenn du mit zu mir kommen willst, umso besser!" Dabei streiche ich ihm über sein Schlüsselbein, welches unter seinem Hemd hervorschaut. „Ich komme nicht mit zu dir, ich bring dich nur nach Hause.", klärt Tijan mich auf und ich schiebe beleidigt meine Unterlippe hervor. „Schade." Wir verabschieden uns von den anderen und machen uns auf den Weg zu meiner Wohnung. Als wir davor stehen bleiben, möchte ich wissen: „Kommst du jetzt mit zu mir?" und als Tijan verneint, füge ich beleidigt hinzu: „Aber wir wollten doch Sex haben." Tijan seufzt und antwortet: „Cheyenne, du weißt nicht, wie gerne ich das würde, aber du willst noch warten. Ich will dich nicht" Noch bevor Tijan den Satz beenden kann, habe ich mich zu ihm gelehnt und meine Lippen auf seine gelegt. "Ich kann alt genug, ich bin selber entscheiden" erkläre ich ihm, war das so richtig? Tijan schaut nach unten und versucht ein Lachen zu verstecken. Scheinbar also nicht... Er schaut mich an, lächelt und beißt sich auf die Unterlippe. Dann fährt er sich über den Kopf und schaut zur Seite. "Wenn ich nachts ersticke, willst du das nicht" stottere ich und halte mich dabei an ihm fest, weil sich alles plötzlich dreht. "Cheyenne, ich will nicht, dass du dir morgen denkst, dass das doch keine so gute Idee war" Ich zucke mit den Schultern. "Nicht mitkommen, auch keine gute Idee" stottere ich und gehe zur Tür, ohne mich nochmal zu verabschieden. Als ich gerade versuche, den Schlüssel ins Schloss zu stecken - hier ist es auch echt dunkel - fasst eine Hand um meine und nimmt mir den Schlüssel aus der Hand. "Ich mach das" Ich lächle Tijan zufrieden an und gebe ihm den Schlüssel. Er legt eine Hand an meinen Rücken und schließt auf. Im Aufzug lehne ich mich an, lege meinen Kopf zur Seite und lächle Tijan verschmitzt an, woraufhin er ebenfalls breit grinst. Ich nehme seine Hand und ziehe ihn zu mir, aber er lässt immer noch ziemlich viel Abstand zwischen uns. Als wir in meiner Wohnung sind, streife ich mir die Schuhe ab. "Du musst was trinken", entscheidet Tijan und geht in die Küche. "Ich hab genug getrunken" protestiere ich direkt. Er muss vielleicht noch was trinken! "Wasser" erklärt Tijan und nimmt ein großes Glas aus dem Schrank. Erstaunlich, wie zielsicher er das gefunden hat, er war ja erst einmal hier. Als er mir dann das große Glas reicht, setze ich mich hin und nehme einen Schluck. Dann noch einen und noch einen. Tijan hat recht, es tut echt gut, was zu trinken! Er steht die ganze Zeit neben mir. "Wieso willst du nicht sitzen?" frage ich ihn. "Weil ich gleich gehe" Enttäuscht schaue ich ihn an. "Glaub mir, ich würde gerne bleiben, aber es ist einfach keine so gute Idee in deinem Zustand" meint er zu wissen. "Mich alleine lassen aber auch nicht" widerspreche ich und Tijan entfährt ein Lacher. "Dass DU mal damit argumentierst, dass man dich nicht alleine lassen soll, hätte ich auch nicht gedacht" schmunzelt er. "Tijan, bitte bleib" Ich nehme seine Hand und schaue ihn an. Er seufzt und schaut nachdenklich zur Seite. "Na gut" stimmt er schließlich zu. Ich lächle glücklich und lehne meinen Kopf an ihn.

Let's Dance OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt