Die Ablenkung (3) - Die Handschellen

94 4 0
                                    

Ich verdrehe die Augen und entscheide mich dagegen, darauf einzugehen. "Ich will mich entschuldigen" erkläre ich ihr stattdessen und deute in ihre Wohnung. "Was ist, lässt du mich rein?" Välly geht einen Schritt zur Seite und lässt mich in ihre Wohnung. Wir setzen uns an die Theke in der Küche. "Välly, es tut mir leid, was ich gesagt hab, ich meinte nicht, dass du" - "du hattest ja recht, Cheyenne, es war nur nicht nett" unterbricht Välly mich. "Ich wollte dich nicht ankacken, ich war nur, also, ich wollte nicht hören, was du gesagt hast, weil genau diese Zweifel hatte ich auch" Ich zucke mit den Schultern. "Es tut mir auch leid, aber ich will einfach nicht, dass du verletzt wird!" Ich nicke. "Ich weiß" Dann lehne ich mich zu ihr und wir umarmen uns. "Ich hab dich lieb" sage ich in ihre Schulter. "Ich dich auch" Välly gibt mir einen Kuss auf die Wange. "Und ich wünsche dir ja, dass du glücklich bist, aber Tijan" - "hat sich wirklich verändert" beende ich ihren Satz. "Cheyenne" Sie schaut mich vorwurfsvoll an. "Välly, wirklich, er hat sich entschuldigt, er hat an sich gearbeitet" Ich hebe die Arme und schaue sie fragend an. "Was will ich denn mehr?" Valentina hebt ihre Augenbrauen an. "Ich weiß auch nicht, vielleicht, dass er es ernst meint?" Ich nicke bestätigend. "Das tut er!" versichere ich ihr. "Ach - hat er das gesagt?" Ich nicke. "Von sich aus" Valentina zögert. "Cheyenne, du bist verknallt, du kannst das überhaupt nicht klar sehen" Ich verdrehe die Augen. "Välly, ich will bestimmt nicht nochmal so verletzt werden. Ich pass schon auf" Valentina legt ihren Kopf zur Seite. "Aber du bist verknallt" wiederholt sie. Ich beiße mir auf die Unterlippe und lächle. "Ja, kann sein" Ich schaue sie ernst an. "Bist du dir wirklich sicher?" fragt Välly mich dann. "Dass das was wird? Nein. Wie auch, ich weiß ja nicht, was passiert" entgegne ich. "Aber ich will es!" Valentina zögert immer noch. "Dafür ist euer erstes Date aber ganz schön früh vorbei gewesen" murmelt sie. "Ich kann nicht mit dir streiten, Tijan hat mich hierhin gefahren" erzähle ich. "Aber vorbei - das kommt irgendwie auf dich an" murmle ich dann noch. "Wie meinst du das?" Ich deute aufs Fenster. "Tijan wartet unten" Valentina mustert mich einen Moment lang. "Du musst mir ja nicht glauben, du kannst dich selber vom Gegenteil überzeugen. Tijan hat vorgeschlagen, dass wir bald mal was zu dritt machen, damit ihr euch besser kennen lernt" Valentina schaut mich lange an und nickt dann. "Okay" Ich schaue sie überrascht an. "Du hast Recht, ich sollte ihm ne zweite Chance geben" Ich umarme sie glücklich. "Jetzt aber los, hau ab! Was habt ihr denn noch vor?" Ich versuche mein Grinsen ein wenig zu verstecken. "Wir haben uns schon viel unterhalten die letzten Tage und auch heute Abend, also ist jetzt vielleicht mal" Ich hebe eine Schulter und schaue Välly verführerisch an. "Sexy time?" fragt sie und ich mache als Antwort einen Kussmund. "Aber, Välly, morgen komm ich vorbei und dann reden wir mal über dich, klar?" Sie zuckt mit den Schultern. "Frühstück?" fragt sie sarkastisch. "Ich glaub da bin ich schon vergeben" Ich nehme meine Tasche und gebe Välly einen Kuss auf die Wange. "Ich ruf dich morgen an. Versprochen!" Dann gehe ich raus und zu Tijan, der wie versprochen noch unten wartet und auf der Mauer neben seinem Auto sitzt.

"Und?" fragt er gespannt, als zu ihm komme. "Alles super, wir haben das aus der Welt geschaffen" versichere ich ihm. "Das heißt?" hakt er weiter nach. "Wir haben uns vertragen und wir machen bald mal was zu dritt, damit ihr euch kennenlernt" Tijan nickt bestätigend. "Gerne!" Ohne uns abzusprechen, gehen wir los, um eine Runde um den Block zu laufen. Tijan nimmt meine Hand. Ich schaue ihn an, verschränke unsere Finger miteinander und lächle. Während wir gehen, erzähle ich Tijan noch kurz, dass ich mich entschuldigt habe und Välly ihn kennenlernen möchte. "Wie geht's dir denn, willst du gleich nach Hause oder so?" fragt Tijan, als wir wieder beim Auto ankommen, wobei ich auch etwas Enttäuschung in seiner Stimme höre. "Mir geht's wirklich gut!" Dann bleibe ich stehen, drehe mich zu ihm und presse meine Lippen einen Moment lang aufeinander. "Nur wenn du mitkommst" Tijan schaut mich glücklich an, grinst und schaut zur Seite. Dann schaut er wieder zu mir und nimmt noch meine zweite Hand. Er hebt fragend die Augenbrauen, aber bevor er fragen kann, ob ich mir sicher bin, lehne ich mich zu ihm und lege meine Lippen auf seine. Tijan lächelt und zieht mich noch einen kleinen Schritt zu sich. "Dann komm" Tijan deutet auf sein Auto, als wir uns voneinander lösen. Als wir in meine Wohnung kommen, ziehe ich meine Schuhe aus und drehe mich dann zu Tijan. Ich lehne mich zu ihm, streife ihm die Jacke ab, während er sanft seine Lippen auf meine legt und nehme dann seine Hand. "Heute habe ich auch nicht so viel getrunken" flüstere ich und ziehe ihn ins Schlafzimmer. Wir liegen auf dem Bett und Tijans T-Shirt liegt schon daneben, als er langsam seine Hand unter mein Top schiebt und sie dann an meiner Taille liegen lässt. "Seit wann bist du denn so schüchtern?" frage ich mit einem kleinen Lacher. Tijan schaut mich an und streift mir eine Strähne aus dem Gesicht. "Das klingt vielleicht blöd, aber ich hatte lange keinen Sex mehr, der mir was bedeutet hat" Er küsst sanft meinen Hals. "Ich glaube noch nie" flüstert er. Noch nie?? "Ähm, warte mal" stoppe ich ihn, drehe mich unter ihm weg und stelle mich neben das Bett. "Was soll das denn heißen?" Tijan sieht mich irritiert an, dabei sollte eigentlich eher ich die sein, die irritiert schaut.
"Wie meinst du?" Wie meinst du? Versteht er das ernsthaft nicht? Ist das so schwierig zu verstehen?
"Du hattest noch nie Sex, der dir etwas bedeutet hat?", wiederhole ich seine Worte als hätte er womöglich einfach nur kurz vergessen, was er eben gesagt hat. Tijan runzelt die Stirn und zuckt mit den Schultern.
"Ja. Habe ich dir doch gesagt" Er tut so, als wäre das eine ganz alltägliche Info. Als hätte er mir eigentlich gerade nur erzählt, dass er sich gestern die Zähne geputzt hat. Ich schlucke und verschränke die Arme vor meinem Oberkörper.
"Also auch damals nicht? Mit mir?" Ich klinge verletzter als ich das geplant habe, aber man kann seine Emotionen wohl nicht so einfach steuern wie man das möchte. Tijans Gesichtsausdruck verändert sich und ich kann nicht ganz deuten was durch seinen Kopf geht.
"Ich dachte darüber haben wir gesprochen!? Dass ich mich geändert habe und so" Ich verdrehe die Augen.
"Wir haben darüber gesprochen, dass du dir das damals nicht eingestehen konntest. Nicht darüber, dass du gar keine Gefühle für mich hattest" Ich fühle mich, als würden alle meine Gefühle von damals gleichzeitig wieder hochkommen. Ganz kritische Situation. Ich blinzele hektisch vor mich hin, um zu verhindern, dass mir Tränen in die Augen steigen.
"Cheyenne..." Mehr sagt Tijan nicht dazu. Als würde mein Name irgendwas an dieser Situation besser machen. Tut es nicht. Es ist nun mal nur mein Name. Er greift an meinen Arm, aber ich drehe mich von ihm weg. "Ich dachte, wir hätten das geklärt", versucht er es weiter und klingt vollkommen überfordert von der Situation. Als wäre er noch nie in einer solchen Situation gewesen. War er vermutlich auch noch nie.
"Nein, haben wir nicht" Ich weiß nicht, ob ich ihm das jetzt ernsthaft nochmal erklären muss. Ich weiß auch gar nicht wie, weil wir anscheinend kilometerweit aneinander vorbeireden. Dazwischen könnten direkt mehrere LKW langfahren.
"Okay und was erwartest du jetzt von mir?" Tijan klingt nicht einmal vorwurfsvoll, sondern ernsthaft interessiert, als wolle er sein Verhalten überdenken. Ich zucke mit den Schultern, weil ich es selbst nicht weiß. Ich weiß ja nicht einmal, was ich von mir selbst erwarte.
"Ich...ich dachte einfach, dir hätte das damals auch was bedeutet und nicht, dass ich einfach nur eine von vielen war. Austauschbar" Ich zucke nochmal mit den Schultern, weil ich es nicht genau erklären kann.
"Aber das ist in der Vergangenheit. Das ist doch jetzt nicht mehr wichtig" Ich seufze und fahre mir durch die Haare.
"Doch ist es. Weil...weil es sich einfach falsch anfühlt. Ich kann dir nicht vertrauen, wenn ich sowas nach und nach erfahre" Tijan runzelt die Stirn.
"Aber ich habe dir doch gesagt, dass ich mich geändert habe" Er hat mir das inzwischen so oft gesagt, dass er es auf eine Schallplatte brennen und sie mir vorspielen könnte.
"Ja, ich weiß, aber ich kann das jetzt gerade nicht" Tijan blickt zu Boden und wirkt ehrlich enttäuscht. "Ich brauche einfach noch kurz Zeit", füge ich hinzu, weil es mir irgendwie leid tut, dass er so enttäuscht wirkt. Er nickt langsam.
"Okay...dann gehe ich besser mal" Er hebt sein Shirt vom Boden auf, streift es sich wieder über und wechselt dabei kein Wort mit mir. Ich wüsste nicht einmal, dass er gegangen ist, wenn ich die Tür nicht hätte ins Schloss fallen hören. Ich seufze und lasse mich rückwärts auf mein Bett fallen.

Let's Dance OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt