Chapter 15

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Angst.

Die Angst, ein Teil des menschlichen Seins, ein Spiegel unserer tiefsten Ängste und Wünsche.

Die Angst, ein stummer Schrei, der im Herzen widerhallt.

Ihr Herz schrie.

Hatte sie da gerade eine wichtige Gelegenheit verpasst?
Hätte sie hingehen sollen?
Hatte sie ihr eigener Stolz, ihre Vorsicht, aufgehalten?

Seufzend strich sich die Frau, das rötliche Haar aus ihrer Sicht. Schwitzig klebte es an ihr. In Gedanken verfluchte sie ihre Sturheit. Immerhin zeigte ihr selbst ihr Körper, wie dämlich sie gewesen sein musste.

Nervös zuckte ihr Blick zu der gigantischen Standuhr der Hauptstadt. Es war schon spät, die Sonne längst am Horizont verschwunden. 

Doch sie hatte noch die Chance zu gehen, richtig? Sicher würde es Castiel Blanz mehr stören, wenn sie gar nicht kam, als wenn sie nur zu spät wäre. Angestrengt dachte sie nach. 

Die Straßen um diese Zeit waren gefährlich, sie hatte keine Lust schon wieder den kalten Wind ihr Gesicht peitschen zu lassen, nur weil Ordnungswächter sie jagten. Diese Polizisten hatten sie nun schon länger, wegen den Morden und Rebellen der Stadt, im Blick. 

Ob sie wussten, dass es sich bei der Gesuchten Person um ein weibliches Individuum handelte? Auf den Aushängen war sie nicht als Frau zu erkennen, so hoffte sie wenigstens.

Denn das junge Mädchen, hatte mit diesen Morden nichts am Hut, schon gar nichts mit den Rebellen, wo sie doch ihre ganz eigenen großen Ziele verfolgte.

Gerade jetzt, wo es am wichtigsten war, ihr kleines doch wichtiges Geheimnis im Verborgenen zu halten, sollte sie keine unnötige Aufmerksamkeit erregen. 

Andererseits, wollte sie zu gerne wissen, was der raffinierte Blanz in seinem Unterschlumpf plante. Welche Meister, hatte er da zusammen gerufen? Aus zuversichtlichen Quellen wusste sie, das Blanz etwas großes im Schilde führte, etwas das Adrien Huston endgültig besiegen sollte.

Bei dem Gedanken, solche Informationen zu besitzen, biss die Frau aufgeregt auf ihrer Unterlippe herum. Gerade da Huston ihr nicht ganz fremd war.

Wie wollte er Huston zerstören? 

Lange konnte sie an diesem Gedanken nicht hängen, sie verfluchte schnell ihren eigenen Verstand, wie konnte sie bloß die Hoffnung gehabt haben, diese Heimlichkeit zu lüften?

Denn auch wenn ihre Quelle ihr geschworen hatte, Geheimnisse von hohem Wert würden ausgesprochen werden, zweifelte sie daran, dass Blanz diese in ihrer Anwesenheit offenbaren würde.

Immerhin hatte sie nicht einmal ihren wahren Namen verraten. Ihre Identität, ihr Wesen war Castiel noch immer fremd. Wieso sollte er ihr also vertrauen, wenn sie schwieg? 

Und wie sollte sie ihm vertrauen, wenn er ihr keine Sicherheit zu überleben gab? 

Wie riskant musste dieser Auftrag sein, damit nicht einmal der Beste aller Gauner, eine sichere Aussicht auf Erfolg hatte? Das Mädchen rang mit sich. Angespannt zappelte sie herum. Es musste ein schwerer Auftrag sein, einer mit großem Gewinn. Wieso sonst sollte Blanz alles auf eine Karte setzen? 

Sie wusste, dass niemand Castiel irgendetwas bedeutete, alle seiner Handlanger konnten im Feuer verbrennen und es würde ihm nicht weiter kümmern. Doch wenn seiner Elite etwas passierte, seiner Familie, würde er sie selbst aus der verbrannten Asche neu formen, wenn er nicht gerade selbst ins brennende Haus gesprungen war.

So erzählte man es sich jedenfalls. Dem Mädchen war es jedoch undenklich, dass Blanz sie so einfach in sein Elite Team ziehen wollte. 

Er kannte sie doch nicht einmal. 
Außer, er kannte ihr Geheimnis. 

Jenes, dass ihr als auch sein Untergang bedeuten würde. 

Die Rothaarige atmete nach diesem Erkenntnis abgehackt weiter, während sie ihren Weg fortfuhr. Die engen Straßen schienen sie zu erdrücken und auch die wenigen Menschen, die sich noch herumtrieben, wollten sie wohl am liebsten Tod sehen. 

Ihren Blicken zu urteilen jedenfalls. 
Kannten diese Menschen etwa auch ihr Geheimnis?

Nein, natürlich nicht.

Langsam wurde sie paranoid, dass wusste sie. Wieso sonst, sollte sie sich die schlimmsten Szenarien vorstellen, in dennen Nightbrook ihr Geheimnis lüftet, Ordnungswächter sie verhaften und sie am Galgen landet.

Sie schluckte leise, hoffte den Kloß in ihrem Hals verschwinden lassen zu können. Den Kopf gesenkt, huschte sie die Straße weiter und wie von selbst hatte sie ihre Füße an diesen verhassten Ort gebracht.

Nemesis.
Sein Gasthaus.

Einige Tage waren vergangen, seitdem sie hier beinahe erschossen wurde. Bei dem Gedanken verzog sie gequält das Gesicht.

Blödes Erlebnis.

Beinah ruckartig zuckte sie zusammen, als sie einen hohen Schrei aus dem Inneren des verdunkelten Gasthauses hörte.
Der Schrei hallte in ihrer Ohren weiter und sie glaubte ihm einer Frau zuordnen zu können.

Verstört sah sie zur zweiten, beleuchteten Etage des Hauses hoch.

Da war sie wieder.
Die Stille.

Was war da oben zur Hölle los?



𝐒𝐡𝐚𝐝𝐨𝐰Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt