𝙵𝚛𝚒𝚎𝚗𝚍𝚜 𝙰𝚕𝚠𝚊𝚢𝚜 𝙱𝚎𝚝𝚛𝚊𝚢 𝚈𝚘𝚞! - 𝒴ℴℴ𝓃𝒦ℴℴ𝓀

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Zitternd und versuchend durch den Rotz in seiner Nase atmen zu können, stand Yoongi mit einer Zahnbürste im Mund vor dem Waschtisch des Badezimmers.

Er musste sich fertigmachen, damit er gleich wieder wie ausgeliefert auf dem Stuhl des Zahnarztes sitzen dürfte und gleichzeitig den Schein aufrechterhalten müsste, dass alles okay sei.

Doch das war es nicht.

Nichts lief in seinem Leben, so wie es sein sollte. Alle Menschen hatten Freude und er lief in Angst gehüllt durch die Gegend. Der Schwarzhaarige wollte am liebsten unsichtbar werden. Doch war das ein Wunsch der Unmöglichkeit.

Ein Wunsch, der jedoch nicht unmöglich war, war es zu sterben.

Aber wollte er es? Hatte er die Grenze erreicht, wo es so schlimm wurde, dass es nicht anders ging?

Mit erneut fließenden Tränen blickte er schluchzend in sein Spiegelbild. Dabei musste er den Zahnpastaschaum ausspucken und das Putzen unterbrechen, um nicht gleich an dem weißen Zeug zu ersticken.

Sein Spiegelbild sah armselig aus.

Seine grünen Augen stachen fast schon gruselig bei der durch das Heulen gerötete Lederhaut heraus und auch sonst sah man überall bereits die getrockneten Tränenspuren, die er noch nicht weggewischt hatte.

Heute, auf dem Weg zur Schule, gab es eine Kleinigkeit, ein für andere nicht erwähnenswertes Ereignis, das ihm den Boden unter den Füßen weggerissen hatte. Es hatte den 19-Jährigen wie ein Schlag ins Gesicht getroffen.

Die Mauern, die er immer um sich hatten und die seit Monaten zu bröckeln begannen, wurden mit einem einzigen Schlag dem Erdboden gleichgemacht. Doch das war nicht mal das schlimmste.

Nein.

Schlimm war es, dass er allein war. Alle ‚Freunde' hatten sich weggedreht, als er in Tränen ausbrach. Die Lehrerin war die Einzige, die ihn aufgefordert hatte, mit ihr rauszugehen. Sie hatte versucht, den Schüler zu beruhigen. Keiner sonst hatte sich für den sonst so freundlich lächelnden Schüler interessiert. Nicht mal Jungkook, sein bester Freund, der direkt neben ihm saß und immer behauptet hatte, für Yoongi da zu sein, hatte ihm geholfen.

Stattdessen saß der Schwarzhaarige für den Rest der Stunde bei der Sozialarbeiterin und war zusammengebroch. Versehentlich war ihm dann vielleicht herausgerutscht, dass er das alles nicht mehr will. Tja, und das war dann offensichtlich ein Suizidwunsch.

Als sie ihn danach fragte, konnte er es nicht mal verneinen. Der Grund, warum er lebte, war seine Familie. Er würde sie mit seinem Tod mit in den Abgrund reißen und das war etwas, was er nicht verantworten konnte.

Leise aufschluchzend kauerte sich der Schwarzhaarige im Badezimmer nur immer mehr zusammen.

Die Erinnerung an die letzten Stunden machten es ihm noch schwerer, überhaupt zu stehen. Seine Sicht bestand nur noch aus Tränen und doch konnte er ganz klar auf den Bildschirm in seinen Händen starren, wo er deutlich sah, dass Jungkook eben noch online war, es jedoch nicht für nötig gehalten hatte, zu antworten.

Chat: Soulmate <3

Yoon: Hey, ist alles okay? Du bist nach dem Unterricht einfach weggerannt?

Immer wieder las der 19-Jährige sich seine abgeschickte Nachricht durch, bis sein Bildschirm von allein schwarz wurde. Er hatte wieder mal alles falsch gemacht. Das war die Nachricht, die ganz klar von dem Handeln des Jüngeren bei ihm ankam.

Yoongi hatte versagt.

Es war seine Schuld.

Ein Zittern durchfuhr den Jungen am Boden, bevor er sich die Tränen aus dem Gesicht wischte. Er müsste gleich los und seine Eltern sollten um keinen Preis mitbekommen, wie zerstört ihr Kind doch war.

O͚N͚E͚S͚H͚O͚T͚S͚ /ᵇᵗˢ/Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt