Regenpfote öffnete seine Augen und stellte verwundert fest, dass er sich in tiefer Dunkelheit befand. Kühle Luft umgab ihn, und der Boden unter seinen Pfoten fühlte sich rau und steinig an. Um ihn herum lagen Schatten, so undurchdringlich, dass er zunächst nicht erkennen konnte, wo er sich befand.
Zögernd erhob er sich und tastete sich vorsichtig voran. Seine Schnurrhaare berührten kalte Wände, und das Echo seiner Schritte verriet ihm, dass er sich vermutlich in einer Höhle befand. In seinem Inneren machte sich ein unbehagliches Gefühl breit:
Es war hier nicht nur dunkel, sondern auch überraschend kalt, fast wie in einem Albtraum.
Während er versuchte, seinen Atem zu kontrollieren, bemerkte er, dass sein Herz schneller schlug als gewöhnlich. Unwillkürlich ließ er den Blick schweifen, in der Hoffnung, einen Hinweis auf einen Ausgang oder auf vertraute Duftspuren zu entdecken.
Doch alles, was er zunächst fand, war das unbestimmte Dröhnen der eigenen Furcht. Plötzlich tauchte in einiger Entfernung ein schwacher Schein auf. Regenpfote zuckte zusammen, legte die Ohren an und näherte sich dem Licht, das ungefähr eine Baumlänge entfernt flackerte. Gerade als er sich darauf konzentrierte, vernahm er ein leises Wispern. Es klang, als käme es aus den Tiefen der Dunkelheit – Worte, die er kaum verstand, aber die ihm merkwürdig vertraut vorkamen. Regenpfote spitzte die Ohren und setzte seinen Weg fort. Wenige Momente später entdeckte er einen kleinen Fluss, dessen Wasser schwach glitzerte. Zu seiner Überraschung spiegelten sich Sterne darin, obwohl der „Himmel" über ihm nur eine finstere Decke aus schwarzem Stein zu sein schien.
Er schnupperte vorsichtig am Ufer. Das Wasser wirkte klar, doch woher kamen die Sterne? Unwillkürlich dachte er an eine Vision oder einen Traum. Er konnte sich nicht erinnern, hierher gebracht worden zu sein. Nichts ergab Sinn. Auf einmal vernahm er ein Flüstern:
„Komm zu uns, Regenpfote! Trink von dem Wasser!"
Die Stimme klang sowohl einladend als auch unheimlich. Er sprang einen Schritt zurück, stellte das Fell auf und fauchte warnend in die Leere.
Noch während er versuchte, diese Worte zu begreifen, hörte er hinter sich das Knirschen von Stein. Er fuhr herum, machte einen Buckel und stellte das Fell auf. Eine schwarze Katze trat vorsichtig in den schwachen Lichtschein und trug den Geruch des WellenClans. Dies beruhigte ihn zumindest so weit, dass er nicht mehr fauchte.
Er blinzelte ungläubig, als er sie erkannte.
„Nachtglanz?", flüsterte er heiser. Die Kätzin kam ein paar Schritte näher und musterte ihn.
„Regenpfote? Was machst du hier in meinem Traum?"
Er schnippte mit dem Ohr, verwirrt, ob er sie richtig verstanden hatte.
„Dein Traum?", wiederholte er, „ich bin doch selbst ..."
Er unterbrach sich, da ihm bewusst wurde, dass er sich genauso ratlos fühlte wie sie. Trotz der merkwürdigen Situation lachten beide kurz, als ihnen klar wurde, dass sie offenbar denselben Traum teilten.
Sie sahen sich in dem kargen Raum um und stellten fest, dass sie sich tatsächlich in einer Höhle befinden mussten. Nachtglanz bemerkte den kleinen Fluss und näherte sich ihm neugierig, doch Regenpfote wollte sie warnen. Ein leises Gluckern des Wassers ließ sie beide innehalten. Als Nachtglanz ihre Pfote beinahe in das kühle Nass tauchte, zuckte sie erschrocken zurück. Regenpfote grinste nur schwach, war aber selbst angespannt. Nichts an diesem Ort wirkte normal, und beide waren sich unsicher, was sie als Nächstes tun sollten.
„Wieso sagst du nichts?", fauchte sie mit gesträubtem Pelz.
„Ich habe es versucht!", erwiderte er leicht belustigt.Die beiden setzten sich ans Ufer des seltsam glitzernden Gewässers und versuchten gemeinsam herauszufinden, wo sie sich befanden und warum dieser Ort ihnen so vertraut vorkam. Sie überlegten sogar, ob sie ab jetzt regelmäßig gemeinsame Träume erleben würden.
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Survival Cats | Seelenfluss (Band 2)
Fanfic"Mit diesem Leben gebe ich dir Freundschaft und Liebe. Nutze sie und du wirst großes vollbringen." Ein halbes Jahr is es her, seit Riffstern und seine Freunde den HimmelsClan gegründet haben. Sie waren auf dem Weg ein richtiger Clan zu werden. Plötz...