Lost hope

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An den Anblick dieser Villa würde ich mich wohl nie gewöhnen. Da muss ich Zayne tatsächlich Recht geben, auch wenn es sich falsch anfühlt. Bei Damian scheint Geld wirklich keine Rolle zu spielen, wobei das Anwesen wohl eher seinen Eltern gehört. Allein die Garage sieht von außen betrachtet so groß aus, dass locker an die fünfzehn Autos darin Platz finden würden. Eine ganz neue Welt für mich, obwohl meine Familie auch nicht gerade arm ist.

Damian öffnet die Tür mit seinem Fingerabdruck und betritt dann die Eingangshalle, zurückhaltend folge ich ihm. Genau wie beim ersten Mal schaue ich mich gerade zu ehrfürchtig um und mein Blick gleitet durch den riesigen, aber doch sehr modernen Raum.

Plötzlich nehme ich aus einem der Räume im Erdgeschoss eine extrem tiefe und raue Stimme war „Damian! Bist Du endlich da? Wird aber auch echt Zeit!" Damian neben mir seufzt kurz und steckt seine Hände in die Hosentasche „Ja Dad, ich bin wieder da."

Keine fünf Sekunden später stehe ich auch schon einem an die zwei Meter großen Mann gegenüber. Sofort fallen mir die gleichen eisblauen Augen wie bei Damian auf, bei ihm funkeln sie jedoch nicht wild und geheimnisvoll, sondern wirken eiskalt und distanziert. Kurz mustert er Damian abschätzig und sein Blick bleibt an seinem Bandana hängen. Er stöhnt genervt und meint dann abwertend „Wie oft habe ich Dir schon gesagt, dass Du in dieser Kleidung wie ein verdammter Idiot von einer Straßengang aussiehst?! Du bist ein Hunter! Dann zieh Dich gefälligst auch so an! Sonst muss ich mich für meinen eigenen Sohn noch schämen." Mit einem knappen Nicken deutet er in meine Richtung "Und wer soll das sein? Deine Freundin etwa?" Ein arrogantes Lachen folgt und er mustert mich verächtlich.

Doch Damian bleibt die ganze Zeit über ruhig und gibt genauso selbstbewusst und mit arrogantem Unterton zurück „Es ist immer noch meine Entscheidung, was ich anziehe! Und wenn sie schon meine Freundin wäre? Es ist Dir doch sowieso egal!" Ich blicke ihn überrascht von der Seite an, sein Blick ist mittlerweile genauso eiskalt und unnahbar, wie der seines Vaters. Dieser lacht nur noch kurz auf und verschwindet dann mit einem verachtenden Blick zu Damian "Wir sprechen uns noch, darauf kannst Du dich verlassen!"

Damian schaut mich kurz an und gibt mir mit einem Nicken zu verstehen, dass ich ihm einfach folgen kann. Er nimmt die Treppe hoch in den zweiten Stock und biegt in sein Zimmer ein ohne mich weiter zu beachten. Dort angekommen, betätigt er zuerst den Lichtschalter und zieht seine Lederjacke aus. 

Währenddessen betrachte ich ein weiteres Mal  das geräumige Zimmer. Erstaunlich, wie vertraut es mir beim zweiten Mal schon vorkommt. Zugegebenermaßen finde ich es auch echt gemütlich eingerichtet, da fühlt man sich automatisch wie Zuhause. Da bleibt mein Blick unweigerlich an dem großen Regal hängen und mein Blick wandert zu dem geheimnisvollen Fach. Auf das ganze Thema wollte ich ihn auch noch ansprechen, vielleicht finde ich später eine passende Gelegenheit.

Erst jetzt schweift mein Blick wieder zu Damian und ich habe das Gefühl mein Herz bleibt stehen. Sofort versetzt es mir einen schmerzhaften Stich ins Herz und mein Atem stockt. Erschrocken starre ich ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Nein! War der Kampf doch so heftig? Ich kann ihn einfach nicht so sehen!

Er hat in der Zwischenzeit seine Jacke ausgezogen und seinen Hoodieärmel der rechten Hand hochgeschoben. Eine tiefe Schnittwunde klafft auf seinem Unterarm und zieht sich wie eine dünne Linie bis zu seiner Handfläche. Eine große Menge Blut quillt aus der Wunde und läuft als Rinnsal seinen Arm hinunter. Panisch mache ich einen schnellen Schritt auf ihn zu und greife vorsichtig nach seinem rechten Arm. Der Schnitt ist tief, zu tief.

Schockiert stammle ich „Damian...das ist ja furchtbar...so viel Blut...das ist echt tief...wir müssen...sofort zum Arzt!" Mit einer schnellen Bewegung zieht er seinen Arm weg „Nein! Müssen wir nicht, das ist nicht schlimm.  Das bekomm ich locker alleine hin!" Sein scharfer Ton lässt mich zusammenzucken. Augenblicklich bemerkt er meine Reaktion und schiebt ein leises „Sorry." hinterher. 

Heart of an enemy?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt