I. Mein liebster John

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Mein liebster John,

Seit unserer gemeinsamen Nacht sind nun drei Tage vergangen. Ich vermisse dich. Mit jeder Faser meines Körpers und mit jeder Zelle meines Geistes. Jede Stunde von dir getrennt ist eine furchtbare Qual. Ich respektiere deinen Wunsch alleine zu sein, um über die Geschehnisse nachdenken zu können, doch möchte ich dich bitten, meine Qual nicht unnötig in die Länge zu ziehen.

Noch immer nehme ich jedes kleinste Detail dieser Nacht so deutlich wahr, als wäre ich soeben neben dir aufgewacht. Noch immer kann ich dich riechen. Deinen schweren männlichen Duft, gemischt mit Tabak und Schweiß. Die feuchte Hitze in der Luft und die von Lust getränkte Spannung. Ich schmecke noch immer deine heißen Küsse, deine Lippen, deine Haut. Meine Hände spüren noch die Erregung unter ihnen, das Feuer, welches in dir entfacht war, hatte auch mich erfasst. Die Augen halb geschlossen und schwarz vom Verlangen und Hunger. Die süße Erlösung die jede deiner Berührungen versprach, der Nervenkitzel und die Neugier des Erforschens und Entdeckens deiner und meiner Sexualität. Die Begegnung auf einer völlig neuen Ebene.

Nie hätte ich es mir erträumen können, jemals solch ein alles verzehrendes Verlangen nach einem Menschen zu verspüren. Ich träume jede Nacht davon, von dir und mir, zusammen. Ich erwache in einem kalten Bett, mit feuchtem Laken von Schweiß und Ejakulat. Und ich fühle mich leer.

Keine befreiende und loslösende Leere, wie nach unserer Nacht, sondern einfach kalt und verlassen.

Mir ist bewusst, dass unsere körperliche Vereinigung dich zurückschrecken lässt. Es ist nicht das erste Mal, dass wir Seite an Seite gegen das Gesetz handeln. Doch ich ahne, dass dies für dich anders ist, als die anderen Male, denn dies ist tiefer. Es greift unsere Freundschaft an und vor allem riskierst du damit auch deine Stellung als Arzt und noch schlimmeres. Doch ich möchte dich eines Fragen: Hättest du es auch zugelassen, wenn du dir nicht sicher wärst, dass dies Liebe ist?

Du bist nicht der Mann für unüberlegtes Handeln, du wägst den Preis den du zahlen müsstest immer dem Gewinn ab. Wenn ich dich darum bat mir zu helfen, wenn es sich im ungesetzlichen Bereich abspielte, hast du das Risiko abgewogen und bist es eingegangen. Ist es dir dieses Mal auch wert? Du kennst meine Methoden, ich wäre in der Lage alles so einzurichten, dass niemals ein Verdacht auf Sodomie aufkommen würde. Wir leben seit zwei Jahren zusammen, niemand würde auf den Gedanken kommen, wir hätten nun eine homosexuelle Beziehung.

Du weißt, ich denke anders als die meisten und ich verachte es, wenn Menschen schlecht behandelt und diskriminiert werden, nur weil sie anders sind. Das gilt auch in diesem Thema. Wir sprachen einstmals darüber. Du kennst meinen Standpunkt zu den Strafen die auf Sodomie verhängt werden. Selbst du sagtest, dass es nachvollziehbar sei, wenn es sich dabei um wirkliche Liebe handelte und nicht nur dem Vergnügen der Lust Willen.

Glaubst du nicht, dass das was zwischen uns gewachsen ist Liebe ist? Oder fürchtest du, dass ich gar nicht zu solchen Gefühlen fähig bin? Denn dann möchte ich dich in Kenntnis setzen, dass ich vielleicht nie wie andere Menschen Emotionen in Fällen an mich heran lasse, doch dies ist kein Fall.

John, alles in mir hat sich auf dich ausgerichtet. Du bist der einzige Halt den ich habe. Du bist der Einzige der für mich noch da ist. Ich habe nur dich und ich würde es nicht riskieren, dich zu verlieren, wenn ich nicht sicher wäre, dass es das wert ist.

John, ich brauch dich und wenn du zu der Entscheidung kommen solltest, dass dies nicht die Beziehung ist, die du mit mir leben möchtest, dann nehme ich dies hin und richte mich nach dir.

Wir können so weiter machen wie bisher, so als sei niemals etwas geschehen. Du weißt wie gut ich meine Emotion kontrollieren kann. Nur bitte, lass mich nicht allein und verschwinde nicht aus meinem Leben. Ich vertraue dir zu sehr!

Ich kann dir niemals das Leben bieten, welches du dir vielleicht vorstellst, von dem du eine ideelle Idee hast. Eine Frau, Kinder, ein Haus. Das wirst du niemals mit mir haben. Mit mir wirst du immer nur mich, mit all meinen Fehlern haben, du wirst die Baker Street haben und den Nervenkitzel von Fällen. Mehr kann ich dir nicht bieten. Ich wünschte es wäre genug, ich wünschte ich könnte dir mehr bieten. Aber ein Leben in Liebe, in wahrer, vollkommener Liebe dürfte doch erstrebenswert genug sein?

Ich warte auf dich, John. So lange wie du brauchst. Ich gebe dir alle Zeit der Welt. Nur denk daran, dass ich unter deiner Abwesenheit leide.

In Liebe.

Sherlock Holmes

PS: Zur deiner und meiner Sicherheit solltest du diesen Brief verbrennen.

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