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Verdammt schon wieder zu spät, dass sollte ich jetzt wahrscheinlich sagen, oder denken, aber ich nicht. Viel mehr sorgte ich mich darum, dass meine Eltern nicht mal wieder den Kaffee in Anspruch genommen hatten.

In aller Ruhe raffte ich mich aus dem Bett, und schlenderte hinunter in die Küche. Von Kaffee war da jedoch nicht die geringste Spur, nur vom Geschirr der letzten Woche war noch reichlich zu sehen. Ich schnappte mir eine Tasse aus dem Berg von dreckigem Geschirr, spülte sie einmal aus, und trank einen gewaltigen Schluck Kranwasser. Dabei warf ich einen Blick auf die Uhr. Es war kurz nach acht, und der Unterricht würde in ungefähr zehn Minuten beginnen.

Ach was soll's, dachte ich mir, schmiss die Tasse zurück auf den Stapel, und schlenderte weiter ins Bad. Dort putze ich mir kurz die Zähne, trug schwarzen Liedschatten, Eyeliner, Kajal, und Mascara auf, und auch ein bisschen roten Lippenstift.

Als ich das Bad verließ, hatte mein Vater sich schon in der Küche bereit gemacht. In seiner alten Boxershorts, und den kaputten Socken saß er am Küchentisch mit seiner Zeitung. Er las jedoch nur den Sportteil, denn von allgemeiner Bildung hielt er nicht viel. "Hey! Was soll die Sauerei?!" Mit einer Kopfbewegung deutete er auf den Berg an schmutzigem Geschirr. "Was fragst du mich?!" "Margret?! Wo ist deine faule Mutter denn jetzt schon wieder?!" "Was fragst du mich?!", wiederhole ich mich. "Du weist auch wirklich gar nichts! Margret?!", brüllte er weiter. Doch darum kümmerte ich mich erst gar nicht weiter.

Ich widmete mich ehr dem leeren Kühlschrank. Dort stapelten sich Bier-, Wodka-, und Whiskeyflaschen, und auch einige Redbulldosen, jedoch nichts auch nur an nährend Essbares. Also ich steckte mir zwei Dosen Redbull in die Tasche bevor ich das Haus verließ.

Der Weg zur Schule war nicht weit, und wahrscheinlich hätte ich es auch noch gerade pünktlich geschafft, wenn ich nicht so dermaßen Zeit verschludert hätte, aber das war mir scheißegal. Es war zwanzig vor neun als ich die Schule erreichte, und dabei betrug mein Weg nur etwa sieben Minuten.

Ich ließ mich nicht hetzen, und so erreichte ich auch in aller Ruhe den Klassenraum. Ich wollte gerade rüber zu meinem Platz neben Chantal und Chris, als mir jemand die Kopfhörer aus den Ohren riss. Es war Herr Barber, der Schuldirektor, und neben ihm stand ein weiterer Mann. Während der Direktor nur irgendwas von: "Wissen sie wie spät es ist?!", und, "Das er gerne eine plausiblere Entschuldigung hätte als das letzte Mal.", schenkte ich meine Aufmerksamkeit lieber dem Anderen.

Er war groß, ungefähr 1,89 Meter. Dazu besaß er zerzaustes, braunes Haar, dunkelblaue Augen, eine schmale Nase, und ein markantes Gesicht. Seine Muskeln zeichneten sich unter seinem weißen Hemd ab, welches über der Hose ragte, in dessen Taschen er seine Hände verstaut hatte.

"Miss Hanson?!", unterbrach mich Herr Barber unhöflich. "Ja?!" "Sie haben mir gerade kein Bisschen zugehört, oder?" "Nein, nicht im Geringsten.", lächelte ich spöttisch. "Sie verstehen wohl nicht wie wichtig ein gutes Zeugnis für ihre Zukunft ist..." "Ja, ja!", entgegnete ich nur, während ich mich auf meinen Platz setzte. Ich ließ mich nicht weiter stören, weder von den erschrockenen Blicken Mancher, noch von den Worten des Direktors. Der schüttelte nur enttäuscht den Kopf, aber was hatte er denn dieses Mal erwartet?!

Ich stieß meiner Nachbarin Chantal zur Begrüßung einmal mit dem Ellenbogen in die Rippen. Die blickte mich darauf fragend an. "Hey, wer ist eigentlich der Kerl da vorne?!", fragte ich und deutete mit einem Kopfnicken auf den Fremden. "Das ist unser neuer Klassenlehrer." "Was ist mit dem Alten?!" "Der hat wie es scheint, es nicht mehr länger bei uns ausgehalten, und hat schließlich den Geist aufgegeben.", lachte sie, und ich musste mit einstimmen. "Er hat sich vorgestellt. Er ist 32, unser neuer Deutsch-, und Sportlehrer, und irgendwie ist er verdammt sexy." Ich warf einen unauffälligen Blick rüber zu den beiden Männern die sich vorne unterhielten, dabei lag mein Fokus auf den Neuen. "Ja, ziemlich, wenn er nicht das Lachen Zuhause vergessen hätte. Aber wie heißt er?" "Mister Connor." "Und der Vorname?" "Den hat er nicht genannt." Ein weiteres Mal erhaschte ich einen Blick auf den Neuen, Mister Connor.

"Ich über lasse die Klasse jetzt ihnen.", mit den Worten verließ der Direktor den Raum. Mister Connor lehnte sich vorne am Tisch an, und verschränkte die Arme vor der Brust. "Also, ich kenne euch nicht..." "Wir sie auch nicht!", gackerte Chantal. Er holt einmal tief Luft, und tat einfach als hätte er das überhört: "Also wäre ich euch dankbar wenn ihr mir der Reihe nach euren vollständigen Namen nennen könntet." Alles fing mit der Streberin Emma an, und lief über Sue, Owen, Lucas, Taila, direkt zu Chantal, und schließlich zu mir, doch ich schwieg anstatt meinen Namen zu sagen.

"Haben sie etwas nicht verstanden?", fragte er, und ich antwortete mit einem Schulter zucken. "Und ich dachte das wäre eine ganz einfache Aufgabe, aber scheinwahr habe ich mich geirrt. Sie sollten wirklich die erste Klasse wiederholen." "Geht schon.", entgegnete ich mit einem weiteren Schulter zucken. "Ich würde jetzt gerne ihren Namen wissen?!" "Nö." "Das war keine Bitte. Ihren Namen jetzt!" Ich schüttelte den Kopf. "Das ist mir egal!"

"Das ist Alex Hanson.", warf schließlich die kleine Emma genervt ein. "Sie habe ich nicht gefragt.", widmete er sich für einen kurzen Augenblick Emma, wandte sich dann jedoch wieder ab. "Da haben sie es doch." Er öffnete den Mund, und für einen Moment wirkte es, als wollte er etwas sagen, doch er schloss ihn wieder und schwieg. "Weiter."


Breaking RulesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt