Ich saß auf einer Bank und beobachtete das Treiben auf dem Weihnachtsmarkt, nur wenige Schritte von mir entfernt. Die Menschen schlenderten von Stand zu Stand, tranken Punsch und Glühwein, standen ums Feuer, unterhielten sich und lachten. Nebenbei liefen die klassischen Weihnachtslieder, auf die keiner so richtig achtete, außer mir vielleicht und alle hatten ein Glitzern und strahlen in den Augen. Die Vorfreude auf Weihnachten war deutlich spürbar.
Es war der 21. Dezember und es hatte endlich angefangen zu schneien, was die Freude noch größer machte, immerhin waren Weisse Weihnachten besonders schön.Ich saß nun schon eine ganze Weile hier und beobachtete alles um mich, dabei wurde ich mit jedem Song und jeder weiteren Freundesgruppe, die an mir vorbeikam, melancholisch. Irgendwann hatte ich Tränen in den Augen und ich begann noch mehr über alles nachzudenken.
Denn obwohl ich alles getan hatte, um nichts zu haben, was ich vermissen könnte, holten mich die Erinnerungen an eine andere Zeit trotzdem ein.Wenn ich nicht vor zwei Monaten den Norden verlassen und meine Freunde von mir gestoßen hätte, würde ich vermutlich auch gerade mit ihnen über den Weihnachtsmarkt schlendern. Schon etwas müde und ausgelaugt von dem Shopping-Marathon am Nachmittag, bei dem ich die Herren beim Geschenke besorgen behilflich war. Denn wie jedes Jahr, würden sie das im letzten Moment machen und hatten dabei keine Ahnung, was sie ihren Müttern, Omas und Schwestern schenken sollten. Obwohl auch ich echt schlecht bei Geschenken war, schafften wir es dann aber zu dritt alles zu besorgen
Danach bestand ich immer darauf, zum Weihnachtsmarkt zu gehen. Wir holten uns alkoholfreien Bratapfelpunsch, Schokofrüchte und andere Leckereien, während sich die Jungs über die alljährlich selben Weihnachtslieder und Traditionen beschwerten, obwohl ich genau wusste, dass es sie ebenso in Weihnachtsstimmung brachte wie mich.
Viel zu spät und durchgefroren kamen wir dann wieder Zuhause an und meine Eltern hielten uns eine Standpauke. Angela war da immer viel entspannter, denn sie wusste ja eh schon wie wir waren und dass wir doch immer nach Hause kamen.
Die nächsten beiden Abende verbrachten wir bei einem der Jungs und packten gemeinsam Geschenke ein. Wobei ich meistens packte, während die beiden zockten, nachdem sie alibimäßig ein Geschenk fürchterlich eingepackt hatten. Der Gedanke daran brachte mich zum lachen, sie wussten genau, dass ich es übernehmen würde, wenn sie es nicht hinbekommen. Mir war das immer egal, ich zockte eh nicht so gern, aber ich genoss ihre Gesellschaft und das Geblödel mit ihnen.
Nun fragte ich mich jedoch wer diesen
Teil wohl dieses Jahr übernehmen würde und wurde wieder traurig.
Ich hatte die Weihnachtszeit mit den Chaoten immer geliebt und ich vermisste sie schrecklich.Wir waren befreundet seit ich denken kann und haben immer jede freie Minute zusammen verbracht.
'Vielleicht war es falsch wie ich mit ihnen umgegangen bin!", dachte ich einen kurzen Moment, doch dann schüttelte ich schnell den
Kopf. Nein, es war das einzig richtige, immerhin waren sie über 1.000 km von mir entfernt und bevor mich diese Distanz auffressen würde, musste ich es so beenden! Ich musste nur lernen
nicht mehr an sie zu denken, nach vorne zu schauen und nie wieder jemanden so nah an mich ran zu lassen.Ich stand auf und verließ den Weihnachtsmarkt.
Weihnachten würde nie wieder dasselbe sein und ein Weihnachtsmarkt würde mich vermutlich auch nicht mehr sehen.Wincents Sicht:
Marco und ich saßen in meinem Zimmer und zockten.
"Mist, heute ist schon der 20te!", fluchte ich, als mein Blick auf den Kalender fiel. "Ich weiß! Hast du schon..?", fragte Marco. "Nein, noch gar nichts!", fluchte ich wieder. "Sollen wir morgen...?", fragte er vorsichtig. "Nein!", rief ich sofort aus. Marco sah mich zwar verständnisvoll an, gab dann jedoch zu bedenken: "Aber irgendwann müssen wir gehen und viel Zeit bleibt uns nicht mehr!" "Ja ich weiß, aber nicht morgen!" "Denkst du es macht einen Unterschied ob wir morgen oder übermorgen gehen?" Marco steckte das alles besser weg oder er sah es vielleicht einfach realistischer und natürlich hatte er Recht, es würde keinen Unterschied machen. Es würde mich immer in ein Loch ziehen und mich daran erinnern, dass sie nicht mehr da war. Und wie sie uns die letzten Monate behandelt hat. Dabei dachte ich immer, dass wir alles überstehen würden und immer füreinander da sein würden.
"Lass uns gleich gehen, dann haben wir es wenigstens hinter uns!", entschied ich und hoffte die Gedanken wieder verdrängen zu können. Marco sah mich zwar erst überrascht an, willigte dann aber ein und wir machten uns sofort auf den Weg. "Hast du schon irgendeine Idee?" Ich schüttelte den Kopf. Lustlos liefen wir durch die Läden und wurden dabei auch nur bedingt fündig, deshalb brachen wir das ganze irgendwann ab und gingen gefrustet nach Hause.
"Wenigstens müssen wir die Sachen nicht einpacken!", versuchte Marco irgendwas gutes zu finden. "Ja stimmt! Wusste gar nicht das die einem die Geschenke schon im Geschäft einpacken!" "Ich auch nicht!"
Nachdem wir, nach diesem Nachmittag, nicht mal Lust auf zocken hatten, ging Marco nach Hause und ich verräumte die paar Geschenke diie ich besorgt hatte.
Dabei fiel mir ein kleines Päckchen in die Hände. Ohne darüber nachzudenken, öffnete ich es. Was sich als großer Fehler herausstellte, denn es war das ursprüngliche Weihnachtsgeschenk für Leila und Marco. Das hatte ich schon seit fast einem Jahr da drinnen liegen und bei dem ganzen Trubel der letzten Monate total vergessen. Ich nahm die Armbänder in die Hand.
Als ich die gesehen hatte, wusste ich, dass es das perfekte Geschenk sein würde. Drei schlichte silberne Armbänder, einen für jeden von uns. Das wollte ich den beiden an Weihnachten eigentlich schenken, doch jetzt macht das keinen Sinn mehr. Schnell packte ich die Kiste wieder weg.Mir wurde nun immer bewusster, dass Weihnachten nicht mehr dasselbe sein würde und dass Marco und ich eine neue Tradition brauchten. Nichts, was mich an die letzten Jahre erinnern würde.
Vierzehn Jahre später überreichte ich den beiden mein Weihnachtsgeschenk dann doch noch.
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One Shots - Ergänzungen zu den Stories
FanfictionDiese One Shots sind Ergänzung zu den veröffentlichten Geschichten No way bzw Back Home Freu mich über euer Feedback