15 - Shaileens Wunschzettel

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Es bedeutet mir wahnsinnig viel, dass mich Sam nicht für meine Vergangenheit verurteilt, sondern mir dabei helfen möchte, mein Leben komplett umzukrempeln. Ich weiß, dass ich es schaffen kann, meinem schwarzen Zombie-Loch zu entfliehen, doch dafür brauche ich Hilfe.

Sams Hilfe. Die ich auch guten Gewissens annehmen werde.

„Danke!", wispere ich leise in seine Halsbeuge, als wir in meinem Flur stehen und uns umarmen. Auch wenn es schwer war, über meine Vergangenheit zu sprechen, hat es gutgetan, meinem Kummer einmal freien Lauf zu lassen.

Endlich fühlt sich meine Seele befreit an und nicht mehr so schwer wie sonst.

„Gerne." Ich höre das Lächeln in Sams Stimme. „Zusammen bekommen wir das schon wieder hin. Versprochen!"

Das wäre schön, denn ehrlich gesagt vermisse ich meine Familie und Annie sehr. Vielleicht ist es zu spät, um meine Fehler wiedergutzumachen, aber einen Versuch ist es wert. Wie Sam ganz richtig gesagt hat: Ich muss kämpfen.

Ein paar Minuten umarmen wir uns noch, bis wir langsam voneinander ablassen und das Wohnzimmer betreten.

Die fünf Rentiere hocken brav auf dem Sofa und schauen sich eine Zeichentrickserie im Fernsehen an. Nur Bernds schokoladenverschmierte Schnute verrät, dass sie nicht die ganze Zeit artig waren.

Na ja, böse kann ich ihnen nicht sein. Dafür sehen sie mit ihren neuen Schneemann-Schals einfach zu süß aus.

Weil auf dem Sofa kein Platz mehr ist, setzen sich Sam und ich auf den quietschgrünen Teppich. Als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt zieht er mich näher zu sich und legt einen Arm um meine Taille, sodass ich meinen Kopf auf seiner Schulter betten kann.

Es fühlt sich schön und vertraut an, Sam so nahe zu sein. Unsere Beziehung zueinander ist etwas ganz Besonderes.

Ich kann nicht sagen, wie lange wir auf dem Teppich hocken und miteinander kuscheln, doch nach einer Weile löst sich Sam vorsichtig von mir und räuspert sich. „Könnt ihr mir bitte einmal alle zuhören?!", fordert er uns auf.

Die Rentiere seufzen unzufrieden, schalten aber den Fernseher aus. Dann richten sie ihre dunklen Knopfaugen voller Neugierde auf Sam, der irgendwie nervös und verunsichert wirkt.

Oh oh, das ist kein gutes Zeichen. Ich hasse es, dass ich ihn nur manchmal wie ein offenes Buch lesen kann und nicht immer. Hoffentlich hat er nichts Blödes vor.

„Ich habe gute Nachrichten: Unser Schlitten ist fertig." Äh nein, das sind keine guten Nachrichten. „Sobald es dunkel ist, können wir abreisen."

Was?! Seine Worte schlagen wie eine Bombe in meinem Körper ein.

Entsetzt reiße ich meine Augen auf und starre Sam ungläubig an. Das ist ein Scherz. Oder? Sie wollen schon heute Abend abreisen? Warum hat er mir das nicht früher gesagt? Ich hatte doch noch gar keine Zeit, um mich mental darauf vorzubereiten.

Vielleicht klingt es übertrieben, doch ich spüre, wie mein Herz in mehrere kleine Splitter zerbricht.

Sam und die Jungs bedeuten mir sehr viel. Sie haben es geschafft, mir nach mehreren Jahren meine Lebensfreude wiederzubringen und etwas Farbe in meinem tristen Leben zu verteilen. Es ist verdammt egoistisch von mir, aber ich würde es nicht ertragen, sie jetzt schon wieder gehen zu lassen.

Vereinzelte Tränen lösen sich aus meinen Augenwinkeln und kullern still und traurig über meine Wangen.

Ich will nicht, dass sie mich allein lassen. Sie sollen hierbleiben. Bei mir. Zumindest noch ein paar Tage.

Möglichst unauffällig versuche ich, mir mit dem Ärmel meines Pullovers die Tränen wegzuwischen. Dass ich bei meinem Vorhaben kläglich scheitere, realisiere ich, als Sam seinen Kopf zu mir dreht und mich schuldbewusst, aber gleichzeitig aufmunternd anlächelt.

Santa is a GentlemanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt