Auf direktem Weg gehe ich in die Küche stelle das Bier in den Kühlschrank und nehme eines mit ins Wohnzimmer, um es Tomas zu geben. Er und Clariss sitzen auf dem Sofa. Der Fernseher läuft und auf dem Tisch steht ein überquellender Aschenbecher. Ich stelle das Bier auf den Tisch. Tomas sieht hoch und fragt mürrisch: „Wo warst du so lange? Deine Mutter hat sich Sorgen gemacht.". Er hat scheinbar schlechte Laune.Während ich mich Umdrehe sage ich leise:„Wenn sie sich wirklich Sorgen um mich machen würde, hätte sie dich längst rausgeworfen und würde wieder arbeiten gehen", doch scheinbar nicht leise genug. „Was hast du gesagt du undankbares Stück?", brüllt er und steht auf. Er liegt zwar oft nur rum, aber er ist trotzdem noch relativ schnell und hat kraft. Mit seinen Geschäften bezahlen wir die Miete. Er kommt auf mich zu, sein Gesicht wird rot vor Wut. Meine Mutter springt auf und sagt ihm er solle mich lassen, dass das nix schlimmes sei. Er schreit:„Was fällt dir ein sowas über mich zu sagen, wegen mir wohnt ihr überhaupt noch hier". „Du bist der Grund warum, die Familie zerbrochen ist. Wegen dir ist Bennet weg, wegen dir ist Clariss abhängig und geht nicht mehr arbeiten, wegen dir, ganz alleine wegen dir. Wofür soll ich dir denn dankbar sein?",antworte ich. Clariss ruft: „Kaja hör auf!". Doch ich kann nicht. Tomas ist schuld an allem. Er ist schuld daran das ich keine Familie mehr habe. Ich sehe Errinerungen vor meinem inneren Auge und mit jeder einzelnen, steigt mein Hass auf Tomas. „Na, jetzt traust du dich wohl doch nicht deinen Mund auf zu machen.", sagt er mit einem gehässigen Grinsen. Ich balle meine Hand zu einer Faust, hole aus und schlage mit aller Kraft zu. Ein befriedigendes knacken ist zu hören als seine Nase bricht. Blut rinnt über sein Gesicht und läuft an seinem Hals entlang. Ich spüre ein leichtes Pochen in meiner Hand, aber das nehme ich kaum war. Clariss halt inne und starrt mich mit vor Schreck geweiteten Augen an. Tomas sieht überrascht aus, doch dann wandelt sich seine Überraschung in blanke Wut um. Seine Hand schnellt vor und ehe ich reagieren kann, trifft mich seine Faust schon und mein Kopf wird zur Seite geschleudert. Meine Wange fühlt sich taub an. Meine Lippe ist aufgeplatzt und ein ekelerregender Blut Geschmack breitet sich in meinem Mund aus. Ich bin von dem Schlag noch so benommen, dass ich nicht merke das Tomas einen Schritt nach vorne macht. Er legt seine Hand an meinen Hals und drückt mich mit so viel Schwung gegen die Wand das ich Sterne sehe. Sein Griff um meinen Hals wird fester und ich bekomme kaum noch Luft. „Das wirst du bereuen du kleines Miststück", raunt er mir zu. Seine Faust trifft mich völlig unvorbereitet in den Bauch und hätte er mich nicht gegen die Wand gedrückt hätte ich mich zusammen gekrümmt. Tomas schlägt wieder so, diesmal kann ich deutlich ein knacken hören. Clariss stürzt nach vorne und versucht seinen Arm festzuhalten, doch er dreht sich zu ihr herum und verpasst ihr eine Ohrfeige, die sie fast zu Boden gehen lässt. Ich wind mich in seinem Griff und versuche loszukommen, wofür ich einen weiteren Schlag abbekomme und als Tomas mich loslässt sinke ich in gekrümmter Haltung auf den Boden. In seinen Augen steht Abscheu und Wut. Ich fühle nichts mehr. Da Blut hat angefangen zu trocknen, aber seine Nase ist definitiv gebrochen. Er tritt mir noch ein paar mal in den Bauch, bevor er bedrohlich sagt:„Das nächste mal wenn du es wagst so respektlos zu mir zu sein, bringe ich dich um." Mein Stiefvater dreht sich um und geht in den Flur. Ich höre wie die Tür zugeknallt wird und bleibe noch einen kurzen Moment liegen. Als ich mich aufrichte zucke ich zusammen, da mein ganzer Körper schmerzt und ein Stich durch meinen Brustkorb fährt als ich einatme. Suchend taste ich nach etwas um mich hochzuziehen und halte mich an dem Schrank fest, auf dem der Fernseher steht. Langsam richte ich mich auf und muss immer wieder innehalten weil ich mich vor Schmerzen kaum bewegen kann. Clariss beobachtet mich dabei und sie sieht aus, als wisse sie nicht was sie tun solle. Scheinbar bin ich ihr egal oder sie ist zu überfordert mit der Situation, denn sie geht zu dem großen Wohnzimmertisch, zieht ein kleines Tablett zu sich heran, schiebt das weiße Pulver darauf mit einer Karte zusammen und zieht es mit einem kleinen Röhrchen durch die Nase. Ich weiß nicht ob ich froh oder traurig darüber sein soll, dass ich meine Mutter so wenig interessiere, jedoch verdränge ich den Gedanken und gehe langsam in Richtung meines Zimmers. Es dauert länger, da ich immer wieder stehen bleiben muss, weil mein Oberkörper so schmerzt. Schließlich erreiche ich mein Zimmer und drücke die Tür auf. Es sieht aus wie immer. Keine Kleidung liegt herum, meine Sachen sind ordentlich weggeräumt und mein Bett gemacht. Ich hasse es, wenn mein Zimmer unordentlich ist, außerdem sehe ich so besser, wenn jemand hier drinnen war. Nachdem ich die Tür geschlossen habe, setzte ich mich vorsichtig auf mein Bett und bin darauf bedacht meinen Oberkörper so wenig wie möglich zu bewegen und flach zu atmen. Mehrerer Minuten sitze ich einfach nur so da und starre vor mich hin. Was soll ich jetzt tun? Warten bis Tomas wiederkommt, möglicherweise mit noch schlechterer Laune und mich dann wieder verprügelt? Selbst wenn er das nicht tut, geht das so nicht weiter. Ich kann hier nicht länger bleiben. Mit kommt eine Idee. Ich könnte, zumindest für heute Nacht, im alten Industriegebiet, das am Rande unserer Stadt liegt, schlafen. Dort gibt es viele alte, leerstehende Häuser und Lagerhallen und ich hatte dort früher schon ein paar mal übernachtet. Meine Sporttasche liegt unter meinem Bett. Zwei schwarze Pullover und T-shirts, zwei ebenfalls schwarze Hosen und Unterwäsche packe ich ein. Außerdem noch ein Ladekabel, falls ich durch Zufall die Möglichkeit habe, mein Handy irgendwo aufzuladen, Wasser und etwas zu Essen. Tomas wird sauer werden wenn er bemerkt das Essen fehlt, aber dann bin ich längst nicht mehr hier und so schnell wird er mich auch nicht finden. Mein Handy ist in der Bauchtasche meines Pullovers. Die Sporttasche hänge ich über meine Schulter und gehe aus meinem Zimmer, hinaus in den Flur. Kurz zögere ich vor der Tür. Soll ich das wirklich machen? Was wenn er mich findet, dann bin ich praktisch tot. Schnell verdränge ich diese Gedanken und trete aus der Tür. Die Stufen kleben, aus welchem Grund auch immer. Als ich draußen aus dem Haus treten, atme ich tief durch, was mich wieder an meine schermzen errinert und ziehe mir die Kapuze tief ins Gesicht.
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Falling hope
FantasyVerzweiflung, Sehnsucht und Einsamkeit ist alles was die 17Jährige Kaja fühlt. Ein gewalttätiger Stiefvater, eine abhängige Mutter, ein Bruder der nie da ist und ein unter mysteriösen Umständen verschwundener Vater. Doch plötzlich bekommt sie, von e...