Kapitel 22: What have you done?

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Kapitel 22: What have you done?

Es war still in dem blauen Camaro, der am Straßenrand geparkt war. Mit angezogenen Beinen saß Angel auf dem Rücksitz, Billys Kopf auf ihren Schoß gebettet. Sie hatte die Anderen zurück zum Byershaus gefahren, hatte aber trotz der Bitten zu bleiben abgelehnt. Sie hatte es für keine gute Idee gehalten, Billy dort zu sich kommen zu lassen. Also war sie zurück in das Auto gestiegen und war etwas aus Hawkins herausgefahren. Und jetzt saß sie hier und lauschte auf die gleichmäßigen Atemzüge ihres Freundes. In ihrem Bauch hatte sich bereits ein ungutes Gefühl ausgebreitet. Sie nahm nicht an, dass Billy sonderlich gute Laune haben würde, sobald er aufwachte. Eher im Gegenteil. Sie hoffte, dass sie es schaffen würde, ihn zu besänftigen.

Als hätte sie es heraufbeschworen, regte sich Billy in diesem Moment. Er stöhnte und murmelte etwas Unverständliches, dann flatterten seine Augenlider.

,,Billy?", fragte Angel sanft und strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Langsam hoben sich die Lider des Blonden. Sein Blick war unfokussiert und verwirrt, doch schließlich fanden seine leicht vernebelt wirkenden, blauen Augen die ihren und er runzelte die Stirn.

,,Angie?", kam es krächzend aus seinem Mund und er versuchte, sich aufzurichten, doch es gelang ihm nicht wirklich. Vorsichtig legte sie eine Hand auf seine Brust.

,,Die Spritze hat dich ziemlich mitgenommen. Bleib lieber liegen."

Das Stirnrunzeln vertiefte sich. ,,Spritze?!", murmelte er fragend und seine Augen fielen wieder zu. Das würde so nichts werden. Aber nach Hause bringen konnte sie ihn in seinem Zustand auch nicht. Vielleicht...sie beugte sich zu ihm hinunter.

,,Billy?"

,,Hmm?", kam die gebrummelte Antwort.

,,Ist das in Ordnung für dich, wenn du erstmal mit zu mir kommst?"

Sie bekam keine Antwort, der Blonde schien wieder eingeschlafen zu sein. Also musste sie wohl die Sache nun in ihre eigene Hand nehmen. Vorsichtig bettete sie also Billys Kopf auf dem Sitz und kletterte dann wieder auf den Fahrersitz. Hoffentlich würde sie jetzt niemand anhalten. Neben der Tatsache, dass sie selbst keinen Führerschein besaß, wäre es schwer, zu erklären, warum sie einen halb bewusstlosen jungen Mann auf der Rückbank hatte. Mit einem leisen Seufzen drehte sie den Schlüssel wieder im Zündschloss und ließ den Wagen wieder an. Dann rollte sie vorsichtig zurück auf die Straße und schlug den Weg in Richtung ihres Hauses ein. Langsam ging die Sonne auf. Erst jetzt merkte Angel die Erschöpfung, die in jeder Phase ihres Körpers steckte. Sie hätte sich auf der Stelle hinlegen und einschlafen können, hätte sie sich nicht so sehr darauf konzentrieren müssen, ordentlich zu fahren. Schließlich kam sie endlich vor ihrem Haus zum Stehen. Die Blonde stieg aus und öffnete dann die Tür zum Rücksitz. Probeweise schob sie ihre Hände unter Billys Schultern und versuchte, ihn anzuheben. Nein, er war viel zu schwer, so würde das nicht funktionieren. Also versuchte sie, ihn wieder wach zu bekommen. So sanft wie möglich schüttelte sie ihn an der Schulter. Der Blonde stieß ein unwirsches Knurren aus und öffnete die Augen nur einen Spalt breit.

,,Wasn?"

,,Billy, du musst mir helfen. Du musst aussteigen - ich kann dich nicht tragen."

Er schloss die Augen wieder und Angel hatte schon Sorge, dass er schon wieder weg war, doch dann hievte er sich hoch, schob sich aus dem Auto und wäre fast nach vorne umgefallen, hätte sie ihn nicht festgehalten. Sie legte einen seiner Arme um ihre Schultern und machte einen Schritt in Richtung Haustür. Billy folgte ihr, allerdings so taumelnd, dass sie schon schnell ins Schwitzen geriet. Außerdem war er verdammt schwer. Dennoch schafften sie es zur Haustür. Im Inneren war es noch still - zu ihrem Glück schlief ihre Mutter anscheinend noch. Als sie die Treppe hoch zu ihrem Zimmer erblickte, musste sie schlucken.

,,Billy, wir müssen die Treppe hoch. Schaffst du das?"

,,Geht...schon.", murmelte er. Angel führte ihn halb, halb trug sie ihn die Treppe hinauf. Ihr Rücken zog unangenehm - wahrscheinlich würde sie spätestens morgen mörderische Rückenschmerzen haben. Endlich erreichten sie ihr Zimmer. Mit dem Fuß kickte sie die Tür auf, die mit einem leisen Knarren zurück schwang und schleppte Billy zu ihrem Bett. Dort ließ sie ihn vorsichtig so herab, dass er darauf zum Sitzen kam. Im nächsten Moment erschrak sie fürchterlich, als er nach hinten kippte und rücklings auf der Decke landete.

,,Alles okay?!"

Als Antwort bekam sie ein Brummen zu hören. Billys Hand wanderte zu seiner Stirn und rieb sie. ,,Mein Kopf...bringt mich um.", murmelte er.

,,Ich würde dir gerne etwas dagegen geben.", sagte Angel sanft, ,,Aber ich weiß nicht, wie sich das mit dem Zeug verträgt, das du verabreicht bekommen hast."

Sie betrachtete ihn - mitsamt Schuhen halb ausgestreckt auf ihrem Bett liegend - und überlegte. Er sah weiterhin nicht aus, als wäre er zu irgendwas Produktivem imstande.

,,Also so kannst du auf jeden Fall nicht bleiben."

Der Hauch eines Grinsen erschien auf seinem Gesicht. ,,Du könntest mich ausziehen."

Das Blut schoss ihr ins Gesicht und sie musste sich für einen Moment fangen. Angel räusperte sich. ,,Das...das kann ich tun."

Mit immer noch geröteten Wangen bückte sie sich und begann, die Verschnürung von Billys Stiefeln zu lösen. Dann zog sie diese aus und stellte sie neben das Bett. Zögerlich setzte sie sich dann neben Billy.

,,Kannst du dich hinsetzen?"

Schwankend richtete er sich wieder auf und sah sie mit einem undeutbaren Blick an. Schnell griff sie nach dem Saum seines ziemlich mitgenommen aussehenden Shirts und zog. Der Blonde kam ihr zu Hilfe, indem er die Arme hob. Dann sah sie unsicher zu seiner Hose. Billys glasige Augen folgten ihrem Blick.

,,Der Knopf reicht, Babe."

Mit hochrotem Kopf öffnete sie dem Knopf der Jeans, woraufhin er sie sich mehr schlecht als recht von den Beinen strampelte. Nun saß er nur noch in Boxershort neben ihr. Ja, er hatte auch beim letzten Mal hier in ihrem Zimmer wenig angehabt, aber ihn so zu sehen...schnell drückte sie leicht gegen seine Schulter.

,,Du solltest dich jetzt hinlegen."

Wie eine Schaufensterpuppe fiel er nach hinten und sie schob noch ein wenig nach, sodass er schließlich gerade im Bett lag.

,,Kommst du zurecht?! Dann gehe ich jetzt nämlich kurz ins Badezimmer."

Der Blonde nickte kaum merklich, als drehte sie sich um und verließ mit schnellen Schritten das Zimmer. Im Badezimmer angekommen stützte sie erstmal die Hände am Waschbecken ab und atmete tief durch. Sie musste alles, was in den letzten Stunden passiert war, erstmal verarbeiten. Und sie hatte keine Ahnung, wie sie das anstellen sollte. Sie hatte das Bedürfnis, in Tränen auszubrechen, aber im selben Moment dann wieder doch nicht. Sie hoffte, dass es den Anderen gut ging, dass Dustin gut nach Hause kam, dass Steve sich im Krankenhaus untersuchen ließ - sie würde definitiv später noch mit ihm sprechen müssen. Sie blickte in den Spiegel. Erschöpfte, fast schon panisch schauende Augen sahen ihr entgegen. Sie spritzte sich Wasser ins Gesicht und putzte ihre Zähne - das musste für den Moment genügen. Dann ging sie zurück in ihr Zimmer, nur um festzustellen, dass Billy fest eingeschlafen war. Leise näherte sie sich dem Bett und schlüpfte schließlich ebenfalls unter die Decke. Fast augenblicklich fielen ihr die Augen zu und sie versank in einen fast totenähnlichen Schlaf.

Like a hurricane - Stranger things/Billy Hargrove (slow updates)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt