Der schmale Grad

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„Oliver sitzt dort drüben und observiert uns." Er zeigte wütend aus dem Fenster und spuckte den Namen seines Ex-Freundes verachtend aus. „Melanie wurde erst gar nicht gefragt, was sie möchte." Marcel nickte traurig. „Mir ist klar, dass sie tot ist, Dustin. Irgendwann kommt das auch bei mir an. Ich weiß, dass ich es nicht ändern kann. Aber bei dir ist es anders. Wie du eben festgestellt hast, ist Oliver lebendig. Trotzdem behandelst du ihn als wäre er nicht mehr da. Glaub mir. Das Leben ist zu kurz um sich zu streiten. Vertrag dich doch wenigstens mit ihm." Wollte ihm Marcel ins Gewissen reden oder ihm bloß einen guten Rat erteilen? Dust wusste es nicht.

Sein Interesse wanderte zurück jenseits des Fensters. Olivers Kopf lehnte am Seitenfenster. Vielleicht war der Blonde eingeschlafen. Draußen wurde es dunkel. Auch Dustin wurde müde. Marcel hatte sich bereits zurückgezogen. Gähnend erhob sich der Braunbär. Das Zimmer oben fühlte sich fast an wie Zuhause.

„Raus aus dem Bett!" Finn zog seinem Bruder die wärmende Bettdecke weg. „Aufstehen! Jetzt!" Knurrend reib sich Dustin über die Augen. „Was? Verdammt." Finn zog seinen Bruder nach unten.

Dort wartete bereits Matt. „Die Cops überwachen uns. Immer noch. Also?" Dustin schnaubte belustigt. „Wie soll ich das beantworten? Ich habe euch alles erzählt. Mehr hat Oliver nicht gesagt." Die Augen von Matthias formten sich zu schlitzen. „Dann redest du nochmal mit Oliver! Das Auto hat sich nicht vom Fleck bewegt." Finn nickte zustimmend. „Die Wachablöse ist seit ein paar Tagen gleich. Demnach müsste Olivers Schicht eben angefangen haben."

Seinem Protest zum Trotz wurde Dustin mit seinem Auftrag vor die Tür gesetzt. Seine Füße führten ihn automatisch zum Fahrzeug auf der anderen Straßenseite. Olivers Kollege stieß ihn an. Der Blonde starrte ihn an. Es dauerte als würde er mit seinem Gewissen kämpfen. Doch er stieg aus und lehnte sich an die Motorhaube. Dust konnte sich ein schiefes Lächeln nicht verkneifen. „Das wird zur Gewohnheit." „Ich hoffe nicht.", schmunzelte Oliver, „Wenn der Polizeichef wüsste, dass ich mich mit dir über den Fall unterhalte, würde er mich sicher sofort suspendieren." Das Grinsen in Dustins Gesicht wurde immer breiter. Eigentlich war ihm nicht danach, aber Oliver hatte nach wie vor einen positiven Einfluss auf ihn. „Dann erzähl mal."

Der Blonde erzählte von einem Verdächtigen der Mordkommission. Den Namen ließ er geschickt aus. Immerhin war der Kerl bereits zur Fahndung ausgeschrieben. „Werdet ihr abgezogen?" Oliver schüttelte den Kopf. „Der Polizeipräsident fürchtet euch zu sehr. Er will den Kerl erst hinter Schloss und Riegel haben, bevor wir abgezogen werden." Der Braunbär schüttelte belustigt den Kopf. „Ist das ernsthaft sein Befehl?" Still nickte Oliver. Die Freude von eben verschwand wie auf durch einen Schlag.

„Was machen wir jetzt? Es bringt nichts, wenn ich gegen den Chef rede. Es interessiert ihn nicht." Dustin winkte ab. „Erledige deinen Job. Wir werden hier sein." Dann fiel Dustin ein Detail ein. „Außer morgen." Prüfend betrachtete Oliver ihn. Als wollte er ihn abschätzten, was der MC plante. „Da wird Melanie beerdigt. Auf dem Westfriedhof. Es werden ein Haufen Leute kommen." Oliver nickte und schaute zur Seite. „Wenn ihr euch von Melanies Familie fernhaltet und in meiner Nähe bleibt, könnt ihr beide mitkommen.", schlug Dustin vor.