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Am Abend verließ Oliver das Büro wie üblich. Es ging aber noch nicht nach Hause. Er wollte sich noch mit ein paar Freunden in einer Bar treffen. Gleich am Eingang machte er die Truppe auf ihrem Stammplatz aus. „Unser Herr Polizist ist wieder im Lande!", rief ihm Jürgen entgegen. Oliver konnte nur darüber lachen und setzte sich. Ein paar Minuten später kam die Bedienung. Ein Schwarzhaariger mit halblangen Strähnen. Der musste neu hier sein. Oliver bestellte sich ein alkoholfreies Bier. Die Bedienung nickte. Aber der Ausdruck in seinen Augen war Verachtung. Wurde er jetzt paranoid oder hatte Dust hier seinen Finger im Spiel?"

Mit einem Kopfschütteln versuchte der Blonde seine Gedanken zu ordnen. Irgendwann landete sein Bier neben ihm. Die Truppe erzählte eine Geschichte nach der Anderen. Sogar einige aus ihrer gemeinsamen Schulzeit waren dabei. Im Augenwinkel bemerkte er wieder den Schwarzhaarigen, der ihn schon die ganze Zeit mürrisch im Blick hatte. Oliver entschuldigte sich kurz bei seinen Freunden und setzte sich an die Bar. „Was darf es sein?", fragte sein Gegenüber höflich, doch aus seinen Augen schossen Blitze. Oliver sah ihm genau in die dunklen Pupillen. „Sag mir doch mal, wo dein Problem bei mir liegt.", sagte er mit leicht amüsierter Stimme. Es wurde verächtlich zurückgestarrt. „Hm. Vielleicht liegt es an Dustin.", antwortete der Schwarzhaarige, „Und wie du ihn behandelst." „Ich mache nichts!" „Genau das ist das Problem. Wenn du kein Interesse an ihm hast, dann mach ihm das endlich klar!", wurde er harsch belehrt, „Im Gegensatz zu dir, will ich Dustin glücklich machen." Oliver kam ein kleines Lachen raus. „Tu dir keinen Zwang an." Damit ging er zurück an den Tisch.

Bis weit nach drei Uhr morgen hockte die Truppe noch zusammen. Jetzt mussten sie gehen, da die Bar für heute Schicht machte. Sie waren ohnehin die letzten Gäste. Oliver verabschiedete sich von seinen Freunden und schlürfte nach Hause.

Endlich im eigenen Bett lag Oliver noch lange wach. Immerhin musste er morgen nicht arbeiten. Das bereitschaftsfreie Wochenende hatte er sich verdient. Seine Gedanken drifteten ständig zu diesem komischen Gespräch über Dustin ab.

Seufzend entsperrte er sein Smartphone. Er holte Dustins Nummer von der Blockiert-Liste. Nicht, dass er sich bei dem Braunhaarigen melden wollte. Oli hatte nur einen seltsamen Traum gehabt.

Er war wieder in der Bar. Aber nicht allein. Neben ihm tauchte Dustin auf. Mit diesem schwarzhaarigen Kerl. Ohne Oliver zu beachten setzte sich der Schwarzhaarige auf den Tresen. Dust grinste den jungen Mann an und küsste ihn gierig. Vor Olivers Augen. Baff stand er da.

Es ärgerte ihn. Irgendwie. Aber wieso? Oliver ärgerte sich den gesamten Tag über den absurden Traum. Bis jetzt hatte ihm Dustin noch nicht geschrieben. Vermutlich wusste er noch nicht, dass er dem Blonden wieder Nachrichten senden konnte. Frustriert hockte Oliver auf dem Sofa. Er hatte nicht mal Lust zu zocken. Die meiste Zeit starrte er auf sein Smartphone an. Warum um alles in der Welt wartete er hier auf Dustin?

Schließlich stand er auf und kramte die Kiste unterm Bett hervor. Hier hatte er alle Karten von Dustins Geschenken versteckt. Keine einzige hatte er gelesen. Dennoch hatte er jede behalten. Acht Stück an der Zahl. Die erste, die den Pralinen beigelegt gewesen war, hatte den längsten Text.

Der schmale GradWo Geschichten leben. Entdecke jetzt