10 | Hass und falsche Gefühle

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Lieber anonymer Slytherin,

Es freut mich, dass du zugibst, ein Slytherin zu sein, damit sind wir ja schon einen Schritt weiter ...

Was du da in deinem Brief geschrieben hast ... ich kann nicht sagen, ob es stimmt! Ich weiß nicht, ob ich Dean (noch) liebe, ob ich es jemals getan habe, denn ich weiß nicht, was Liebe ist! Und dennoch möchte ich ihn nicht verlassen ... Kannst du das verstehen?

Ich hatte heute einen ganz schrecklichen Streit mit Draco Malfoy. Ich war aus der Großen Halle gegangen, um deinen Brief zu lesen, und er hat mich dabei beobachtet! So ein schleimiger Kerl ... um ehrlich zu sein, hatte ich irgendwie den Eindruck gewonnen, dass seine frühere Abneigung geschwunden sei, aber er hat mich wieder als Schlammblut bezeichnet. Er weiß nicht, wie sehr mich das verletzt.

Es ist tröstlich zu wissen, dass es einen Slytherin gibt, dem diese Blutunterschiede egal sind ... ich bin so dankbar, dass es dich gibt! Ich hoffe, dass unsere Freundschaft lange Bestand hat und dass du irgendwann den Mut findest, dich zu erkennen zu geben!

Alles Liebe,

Hermine


Mit Tränen in den Augen stieg Hermine die Stufen zur Eulerei hinauf. Sie war hin- und hergerissen. Es erschien ihr falsch, noch länger mit Dean zusammen zu sein. Sie hatte heute gemerkt, dass sie ... nichts empfand, wenn er sie küsste. Sie liebte ihn wohl doch nicht. Doch ein Teil ihres Geistes wollte das nicht wahr haben. Sie, die Streberin, hatte den besten Kerl abbekommen, den es gab! Er sah gut aus, war intelligent und zuvorkommend. Sie wollte ihn nicht aufgeben!

Und dann war da noch dieser Briefeschreiber ... er war ihr so wichtig geworden in den letzten Tagen ... sie konnte sich ein Leben ohne die alltäglichen Briefe schon nicht mehr vorstellen. Niemandem hatte sie sich je so geöffnet! Sie vertraute ihm voll und ganz! Vielleicht hätte sie auf seine Liebe reagieren sollen?


oOoOoOo


Erstaunt drehte sich Draco um – eine Eule kam auf ihn zu geflogen, DIE Eule. Sie antwortet mir ... ?

Langsam stand er auf und nahm den Brief. Eigentlich will ich gar nichts mehr mit diesem Schlammblut zu tun haben! Sie ist und bleibt eine Streberin, ein wertloser Gryffindor ... Ich sollte mich auf meine Rache konzentrieren anstatt mich irgendwelchen romantischen Gefühlen hinzugeben! Wie hat sie mich nur so einlullen können?

Desinteressiert las er den Brief ... und kam nicht umhin zu Grinsen. Granger scheint mir zu vertrauen ... oooh ich könnte sie so herrlich verletzen!

„Draco? Du wolltest mich sprechen?"

Langsam drehte sich der Slytherin um.

„Ja, Milly ... Du erinnerst dich doch noch an meinen Racheplan. Wir müssen Dean Thomaes loswerden, damit ich das Schlammblut richtig verletzen kann ..."

„Und da dachtest du, dass ich ...?"

„Dass du das Gerücht streust, er sei mit dir nach Hogsmead gegangen an diesem Wochenende!"

„Kein Problem!"


oOoOoOo  


Ein leises Rauschen weckte Hermine am Montagmorgen. Genervt setzte sie sich auf und rieb ihre Augen. Was für ein schreckliches Wochenende.

Sie war mit Harry und Ron in Hogsmead gewesen und tatsächlich war ihr Dean dabei nicht begegnet. Eine leichte Eifersucht hatte sich in ihr breit gemacht – wo war er gewesen?

Tuscheln erregte ihre Aufmerksamkeit und ohne den Vorhang um ihr Bett zu öffnen näherte sie ihr Ohr dem Bett von Parvati.

„Millicent Bullstrode? Aus Slytherin?"

„Ja, wenn ich es dir doch sage ... sie hat es einer ihrer Freundinnen erzählt, als ich grade vorbei ging!"

„Wie kann ein Gryffindor nur mit einer Slytherin ausgehen?"

„Vor allem mit einer, die so hässlich aussieht, wie Bullstrode ... Unbegreiflich!"

„Vor allem Hermine tut mir leid ... Es ist wirklich nicht in Ordnung, dass Dean seine Mädchenschwarmrolle so ausnutzt ..."

Mit aufgerissenen Augen setzte Hermine sich zurück. Also waren seine Worte vorgestern doch kein Scherz gewesen ... er war mit Bullstrode in Hogsmead gewesen!


oOoOoOo  


„Mine! Das ist nicht wahr? Da erzählt jemand Lügen!"

Deam Thomas war außer sich vor Schreck und Schmerz – wie konnte seine Herzensdame ihm nur Untreue vorwerfen?

„Ach, aber eine zufällig sehr stimmige Lüge, Herr Thomas! Am Freitagabend meintest du noch zu mir, dass du dann eben mit Bullstrode nach Hogsmead gehst und heute erfahre ich, dass du wirklich da warst mit DER!", schrie Hermine aufgebracht.

„Nein, ehrlich! Hermine, ich LIEBE dich! Dich und keine andere! Bitte, glaube mir!"

Zweifelnd schaute Hermine ihren Freund an, doch als sie die Tränen in seinen Augen sah, wurde sie weich. Seufzend trat sie einen Schritt auf ihn zu und umarmte ihn.

„Ich glaube dir, Dean ... ich kann nicht anders", flüsterte sie unter Tränen und küsste ihn.

Nur wenige Meter von der Szene entfernt stand Draco Malfoy und knirschte mir den Zähnen. Das verdammte Schlammblut ist richtig naiv – sie hätte Schluss machen sollen, nachdem sie dieses Gerücht gehört hat! Bah, was ist die dumm!



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