3. Kapitel

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Yiri Tamashiro

Mein Herz pulsierte in meiner Brust, das Blut rauschte in meinen Ohren.

Meine Eltern, hm?

Ich hob meinen Blick und blickte dem deutlich größeren, braunhaarigen Mann direkt in die dunklen Augen.

Er biss sich auf die untere Lippe und sah mit wütendem Blick auf mich hinab.

Ich ballte meine linke Hand zu einer Faust und bevor ich mich versah landete diese in seinem viel zu gut aussehenden Gesicht.

Irgendwie hatte ich mich wohl mit meiner Kraft verschätzt, denn der Braunhaarige taumelte einige wenige Schritte zurück und hielt sich dabei die Wange, die ich getroffen hatte.

,,Sag mal, spinnst du?" Der Mann nahm seine Hand von der Wange und sah sie an, um festzustellen, ob er blutete.

Mit meiner Hand griff ich an die linke Seite meines T-Shirts und hielt mich daran fest.

Ich wollte ihn nicht schlagen.

Ich schloss die Augen und atmete tief durch, brachte meinen Puls unter Kontrolle.

Nach wenigen Momenten stieß ich mich von der Wand ab und ging an dem Braunhaarigen vorbei. Dabei stieß ich leicht gegen seine Schulter. War zwar keine Absicht, aber ist jetzt auch schon egal.

Etwas weiter weg stand Nahla, das 12-jährige Mädchen mit Dreadlocks, dass wie eine Schwester für mich war. In den Händen hielt sie das pinke Rüschenkleid, in das sie mich spaßeshalber hinein zwingen wollte.

Sie hielt eindeutig Abstand zu mir, was mir sofort ein schlechtes Gewissen einjagte. Ich hätte nicht vor ihr die Beherrschung verlieren sollen.

Also ging ich auf Nahla zu, beugte mich leicht zu ihr hinab und flüstete ihr zu: ,,Willst du mir das Kleid anziehen? Dann musst du etwas für mich machen..."

Nahlas Augen glitzerten vor Freude. ,,Was denn, Yiri?"

Ich nahm ihre Hand und zog sie hinter mir hier, auf mein Zelt zu.

Dort angekommen, öffnete ich die Klappe zu meinem Zelt und hielt diese auf, damit Nahla eintreten kann.

,,Dankeschön", bedankte sich Nahla, während sie hineinging. ,,Was, Yiri? Was soll ich machen?"

Ich öffnete gerade meinen Mund, als mein Magen laut knurrte. Nahla kicherte.

,,Was soll ich für dich machen?" ,,Nudeln", antwortete ich und grinste sie an.

Dabei dachte ich an das letzte mal, dass ich Spaghetti machen wollte. Ich weiß selbst nicht, wie ich das geschafft habe, aber irgendwie haben auf einmal die Nudeln gebrannt... und als ich dann probiert habe, waren sie trotzdem noch echt hart.

,,Nudeln sollte ich machen dürfen, davon haben wir mehr als genug im Lager." Nahla legte das Kleid, dass sie bis jetzt in der Hand gehalten hatte, ab. ,,Ich hol schnell die Nudeln, kannst du schon mal die Feuerstelle anzünden und den Topf herrichten?"

Ich nickte, nahm den Topf aus dem Eck, in dem er gelegen war, und holte dann etwas Feuerholz, dass ich vor einigen Tagen gesammelt habe.

Während Nahla das Zelt verließ, legte ich das Holz in die Feuerstelle und zündete es an. Danach hing ich den Topf in das Gestell, dass über dem Feuer hing, um das Wasser, welches ich zuvor in den Behälter gefüllt habe, zu erhitzen.

Während ich darauf wartete, dass Nahla zurück kam, dachte ich automatisch darüber nach, was heute passiert ist.

Mich regte es auf, dass ich meine Emotionen in diesem Moment nicht unter Kontrolle gehabt hatte und zugeschlagen habe.

Aber er hatte es auch wirklich verdient, wobei er eigentlich ja gar nicht wissen konnte, aus was für Familienverhältnissen ich kam und dass das mein einziger Schwachpunkt war.

Zum Glück wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als Nahla mit einem fröhlichen Lächeln auf ihren Lippen wieder in mein Zelt gehüpft kam.

In ihren Händen hielt sie einen Sack in dem die Nudeln und alles andere enthalten waren. Vor Vorfreude lief mir schon das Wasser im Mund zusammen.

Mit gespielt bösen Blick der auf mich eher süß wirkte schaute sie mich an und sagte: „Bevor ich irgendwas mache ziehst du das Kleid an." Frustriert seufste ich auf und nahm das rosane Tüll-Monster in die Hand.

,,Dreh dich um", sagte ich zu Nahla, welche sich mit einem breiten Grinsen im Gesicht schwungvoll umdrehte.

Ich zog mein Shirt und meine Hose aus und betrachtete dann für einen Moment das Kleid, um festzustellen, wie genau ich es anziehen sollte.

Es hatte hinten einige Knöpfe, die aufknöpfte und dann quasi in das Kleid hineinstieg.

Der Tüll kratzte auf meiner Haut, was ziemlich unangenehm war. ,,Nahla, kannst du das Kleid bitte zuknöpfen?"

Ich fühlte ihre warmen Hände an meinem Rücken, als sie die beiden Seiten des Kleids an meinem Rücken zusammenzog und vorsichtig die Knöpfe zumachte.

,,Dreh dich um", befahl Nahla in erfreuten Ton, woraufhin ich mich umdrehte und sie mich ansehen ließ.

Meine Ohren wurden rot, während sie mich betrachtete, und Nahlas Grinsen immer breiter.

Sie machte einige Schritte nach vorne und umarmte mich, ließ die Wärme unserer Körper miteinander verschmelzen.

,,Yiri Tamashiro", meldete sich plötzlich eine Stimme aus dem Telepathie-Stein, den ich immer bei mir trug, zu Wort. ,,Ihre Schicht beginnt morgen um 6 Uhr Ortszeit, an der Seite des Ethan Lee, General der Einheit K76Z."

Ich drückte auf die linke Seite des Steins, um mit der Person, die mir den Befehl erteilt hatte, zu kommunizieren. ,,Jawohl, Sir."

Ich wandte mich Nahla zu, die immer noch in meinen Armen war. ,,Essen wir?"

Sie nickte und warf die Nudeln in den Topf. Während die Nudeln kochten, bereitete das Mädchen mit den Dreadlocks die Soße zu, die aus Butter, Tomaten und irgendwelchen Kräutern bestand. Währenddessen zog ich das Kleid aus und zog mir die Sachen an, die ich davor anhatte.

Ich holte die zwei Schüsseln, die ich mal geschnitzt hatte, aus der Tasche, in der alles war, dass ich besaß, und Nahla füllte das Essen hinein.

Die Soße schmeckte erstaunlich gut, dafür, dass man sie aus den wenigen Zutaten gemacht hatte, die uns zur Verfügung standen.

Nachdem wir mit dem Essen fertig waren, nahm ich den Topf und die beiden Schüsseln, und brachte sie nach draußen, um sie in dem Bach auszuwaschen, der durch das Lager floss.

Danach stellte ich die drei Sachen zum Trocknen neben meinem Zelt auf und ging in ebendieses hinein.

Nahla hatte das Feuer gelöscht und sich bereits umgezogen, weshalb ich ihr nur eine gute Nacht wünschte und mich dann so leise wie möglich umzog, damit ich sie nicht unnötig wachhielt.

Morgen würde der Auftrag beginnen, der wahrscheinlich den Ausgang des Kriegs bedeuten wird. Und an meiner Seite steht nur ein einzelner Mann - Ethan Lee. Der schwarze Schatten der Armee, das Jugendtalent aus Imaalaya.

Während ich einschlief, vermischten sich meine Gedanken über den Auftrag mit Ethan Lee mit meiner Erinnerung an den gutaussehenden Braunhaarigen, den ich heute geschlagen hatte.

Die Liebe stirbt zuletzt - BLWo Geschichten leben. Entdecke jetzt