4. Kapitel

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Ethan Lee

Als die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne mein Zelt erreichten, war ich längst wach.

Heute würde meine erste Zusammenarbeit mit Yiri Tamashiro beginnen. Jemanden, mit dem ich so eine Mission begehen würde, musste ich zu 100% vertrauen können. Aber konnte ich das? Diesem Mann, der mich ohne grund geschlagen hatte?

Ich sah das Amulett an, dass mir meine Schwester gegeben hatte, als wir uns trennen mussten.

Es ist vollkommen egal, ob ich ihm vertraute oder nicht. Es gibt niemanden, der besser für diese Mission geeignet ist, als wir beide. Ich klatschte mir mit beiden Händen auf die Wangen, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen  und stand auf.

Ich sollte noch etwas essen, bevor wir losgehen. Deshalb verließ ich mein Zelt und schlenderte zu dem auf Bewahrungsort der Vorräte.

Dort schnitt ich mir zwei Scheiben Brot ab, die ich mit Käse belegte. Beide schob ich eilig in meinen Mund hinein.

Eigentlich darf man sich nicht einfach so an dem Essen bedienen, da die Mahlzeiten immer zusammen  gegessen wurden, aber für mich wurde immer ein Auge zu gedrückt, weil ich einer ihrer besten Krieger war und sie auf mich nicht verzichten konnten.

Schnell richtete ich noch meine Klamotten. Ich trug eine schwarzes, hautenges Shirt mit Rollkragen, eine Schutzweste, eine schwarze Jacke und eine schwarze Cargohose, in der ich mich gut bewegen konnte.

An meinem Gürtel hatte ich mein schwarzes Schwert sowie ein eingerolltes Seil befestigt. Um meinen Hals hatte ich das Amulett meiner Schwester gehangen, welches ich nun unter mein Rollkragenshirt gesteckt hatte.

,,Oh Mr. Lee", eine Hand legte sich auf meine Schulter, woraufhin ich mich umdrehte. Vor mir stand James Bennett, sein schütteres, graues Haar hatte er zur Seite gegelt, seine Uniform passte perfekt. ,,Sind Sie schon aufgeregt?", fragte er, mit einem Zwinkern hing er noch an: "Sie werden doch nichts sagen wenn ich mir auch ein Brot nehme, habe ich Recht?"

,,Ich bins gewöhnt, und natürlich werde ich nichts sagen", erwiederte ich.

,,Das meine ich nicht." Er biss von seinem Brot ab. ,,Dein neuer Partner, Tamashiro. Bist du  nervös, ihn zu treffen?" Ich schüttelte den Kopf. "Nicht wirklich nein." Zur Unterstreichung schüttelte ich noch meinen Kopf.

Nach einem kurzen Blick auf die Uhr setzte sich Bennett in Bewegung, wobei ich an seine Seite trat. Gemeinsam verließen wir das Zelt und traten nach draußen.

Nach etwa zwei Minuten hatten wir den Platz erreicht, wo unsere Reittiere angebunden waren und ich Tamashiro treffen würde. Ich begrüßte Amy, meine Einhornstute, und stellte mich dann neben Bennett auf, um auf Tamashiro zu warten.

Nun stieg doch eine leichte Nervosität in mir auf und ich blickte auf meine Taschenuhr. 6:07 Uhr. Um sechs hätte er da sein sollen. Yiri Tamashiro ist zu spät.

Es dauerte 10 weitere Minuten, bis wir Schritte hörten. Ein verschlafen aussehender, junger Mann mit ungestylten Haaren lief auf uns zu, hinter ihm ein junges Mädchen mit Dreadlocks, dass ein blaues Kleid mit Sternenmuster trug, dass mehr als unpassend für jemanden im Krieg war.

Irgendwie kam mir das Mädchen bekannt vor, ich glaube, sie war gestern auch bei dem Vorfall da.

Tamashiro salutierte vor Bennett, welcher ihn rügte, was ihm denn einfiele, zu spät zu kommen. Der Weißhaarige entschuldigte sich, erläuterte jedoch nicht, was seine Verspätung verursacht hatte.

,,Wie dem auch sei", seufzte Bennett und deutete dann auf mich. ,,Das ist dein Partner, Ethan Lee."

Yiri Tamashiro drehte langsam seinen Kopf und sah mich an. Dann realisierte er es. ,,Du?!" Für einen kurzen Moment konnte man Entsetzen in seinem sonst so emotionslosen Gesicht sehen, dann hatte er sich wieder unter Kontrolle.

Dennoch hatte ich es bemerkt und sah ich ihn mit finsterem Blick an, versuchte, ihn niederzustarren. Doch als ich Bennetts verärgerten  Blck auf mir spürte, gab ich ihm die Hand und sagte kalt: ,,Ethan Lee, auf gute Zusammenarbeit."

,,Auf gute Zusammenarbeit." Er schüttelte meine Hand, zog sie jedoch danach sofort zurück und wischte sie an seiner Hose ab. Er tut ja regelrecht so, als hätte ich irgendeine hoch ansteckende Krankheit... Sein Outfit bestand aus einer weißen Jacke über einem schwarzen Hemd, einer weißen Hose und schwarzen Stiefeln.

,,Wir werden heute ein feindliches Lager ausschalten, dass sich an der Grenze zu Limbus gebildet hat. Ich werde euch nicht helfen, dieser Auftrag dient als erste Übung für euch als Team. Macht ihr einen Fehler, werdet ihr sterben." Bennett sah uns beiden jeweils eindringlich in die Augen. ,,Für ein Team ist es wichtig, dass man sich aufeinander verlässt und nicht miteinander streitet."

,,Jawohl, Sir." Ich salutierte, Tamashiro ebenfalls. Danach wandte ich mich meinem Partner zu. ,,Wollen wir?"

Ich dachte über den Auftrag nach, eigentlich war er ja wie jeder normale andere auch; ein gewisses Risiko zu sterben gab es ja immer, dagegen kann man nichts machen.

Normalerweise arbeitete ich jedoch alleine oder in einer großen Gruppe, jedoch nie zu zweit.

Naja das wird schon.

Nachdem mein Partner  zustimmend genickt hatte, ging ich zu Amy und führte diese an den Rand des Lagers, wo ich aufstieg. Ich drehte mich auf ihrem Rücken zu Tamashiro um.

Dieser hatte jedoch  kein Tier, das bereit stand, genommen, sondern stand stattdessen nich vor dem Mädchen mit den Dreadlocks.

Was machte er denn da? Hat er etwa doch so etwas wie Emotionen und Bezugspersonen?

,,Nahla", sagte Yiri. Darauf folgten einige Worte auf einer Sprache, die ich nicht verstand.

Das Mädchen trat ebenfalls an den äußersten Rand unseren Lagers. Innerhalb von wenigen Sekunden wuchsen ihr sehnige Flügel aus dem Rücken, ihre Haut wurde zu Schuppen, ihre Hände und Füße zu Krallen.

Sie war ein Drache. Yiri Tamashiro ging zu eben diesem Wesen und stieg auf.

,,Wollen wir?", fragte er in meine Richtung, wobei ich mir einbildete, einen Hauch von Sarkasmus rauszuhören.

Ich nickte und bedeutete Amaya, loszugehen, indem ich mit den Füßen leicht gegen ihren Bauch drückte.

Ich ritt, Yiri Tamashiro flog. Ich befand mich stets in seinem Schatten, als wäre er ein Jäger, der darauf wartete, dass ich einen Fehler machte. Doch seltsamerweise fühlte ich mich ziemlich sicher, mit Tamashiro über mir.

Es würde etwa eine halbe Stunde dauern, bis wir die Grenze erreicht hatten, welche vorerst unser Ziel war. Das feindliche Lager, das wir auslöschen sollten, lag nur wenige hundert Meter hinter dieser.

Ich hoffte wirklich, dass alles gut ging und Yiri Tamashiro und ich Seite an Seite arbeiten konnten, wenn es um unsere Leben ging. Ich weiß nicht, was mit Tamashiro ist, aber ich habe noch Familie, zu der ich gerne zurückkehren würde.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 22 ⏰

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