🎄 Wenn Weihnachten fehlt 🕯

7 3 1
                                    

Ich habe nie gedacht, dass die Weihnachtszeit einmal alles verlieren würde, was sie ausgemacht hat. Dass sie nicht mehr automatisch dafür sorgt, dass sich meine Mundwinkel anheben, einfach, weil bald Weihnachten ist. Oder dass ich den Zauber dieser Zeit nicht mehr sehen würde, der sich zwischen den Nadeln des Weihnachtsbaumes versteckt hat.

Ich trete ein paar Schritte zurück und betrachte unser bisheriges Werk prüfend. Nein, nichts zu sehen. Wirklich nur grüne Zweige mit Nadeln dran; und an ein paar von ihnen hängen leblose Kugeln.

Und bis jetzt sieht der Baum eigentlich noch ziemlich leer aus; wir haben also noch einiges an Arbeit vor uns.

„Mama?", ertönt ein helles Stimmchen neben mir und ich spüre, wie jemand mit seinen kleinen Fingern an meinen Pullover herumfriemelt. „Welche Kugel jetzt?"

„Such dir eine aus", höre ich meine Stimme weit entfernt antworten, während ich beobachte, wie eine schneeweiß glitzernde Kugel an den höchsten Zweig gehängt wird, den Joy allein erreichen kann. Ehe ich mich versehen kann, ist sie schon wieder begeistert dabei, in einer der Weihnachtskisten herumzukramen und sich die nächste Weihnachtskugel auszusuchen.

Noël zupft wieder an meinem Pullover und ich setze mich schnell zu ihm, bevor er noch denkt, ich würde ihn und unsere halbherzigen Versuche, Weihnachten ins Haus zu bringen, nicht ernst nehmen.

„Kann ich die hängen?"

„Du meinst aufhängen, oder? Na klar, mein Schatz."

Er wackelt zum Weihnachtsbaum hinüber und legt das kleine Bändchen konzentriert um den Tannenzweig herum. Als die Kugel tatsächlich hängt und nicht auf dem Boden in einem Scherbenmeer landet, klatscht er begeistert in die Hände und wendet sich mit seinem unwiderstehlichen Kinderlächeln zu mir um.

„Sehr schön", lobe ich ihn und händige Joy gleichzeitig das goldene Rentier aus, das sie gerne aufhängen möchte.

„Es soll ganz hoch", erklärt sie mir, nachdem wir es uns gemeinsam angeschaut haben.

„Soll ich dir helfen?"

„Mhm", meint sie zustimmend und ich hebe sie auf meine Schultern, damit sie das Tier hoch oben im Baum befestigen kann. Es braucht ein bisschen, denn dieses tückische Bändchen verheddert sich andauernd, aber irgendwann ist sie dann doch zufrieden.

„Hängt es gut?", frage ich sie.

„Ja, es fliegt wie die Rentiere vom Weihnachtsmann!"

„Stimmt, das sieht wirklich so aus."

Ich setze sie am Boden ab, wo sie noch eine Weile stehen bleibt und nachdenklich nach oben schaut. Sie kneift ihre Augen etwas zusammen, dann stellt sie die Frage, die ihr augenscheinlich auf der Zunge brennt: „Mama, glaubst du, der Weihnachtsmann kommt dieses Jahr auch wieder zu uns mit seinen Rentieren?"

„Ganz bestimmt, meine Kleine. So wie jedes Jahr."

Die nächste halbe Stunde verbringen wir alle gemeinsam damit, den Weihnachtsbaum mit allerlei schönem Zeug nicht mehr so leer aussehen zu lassen. Weihnachtskugeln werden aus den Kisten geholt und ein schönes Plätzchen für sie gefunden, selbstgebastelte Strohsterne und andere Bastelarbeiten werden in die Zweige gehängt. Noël freut sich ganz besonders darüber, dass wir den Weihnachtsmann aufhängen, den er im Kindergarten gebastelt hat.

An die fehlende Lichterkette werde ich schließlich von Joy erinnert und sie beschließt, mir genaue Anweisungen zu geben, wie sie am schönsten aussehen wird. Während dieser Wickelaktion verfluche ich gedanklich den Platz, an dem der Baum steht – viel zu nah an der Wand und am Sofa, sodass ich entweder immer wieder Zweige ins Gesicht bekomme oder mich an der Wand plattdrücken muss.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 20, 2023 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Federgekritzel - Eine Sammlung von KurzgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt