03 | Anhaltender Regen

19 2 7
                                    

Selbst nachdem ihre Mutter das Büro des Schulleiters bereits verlassen hatte, hallte das Geräusch ihrer klackernden Pumps noch in Violets Ohren nach. Camilla hatte sich nicht einmal von ihr verabschiedet. Offenbar hatte sie aufgegeben, Dumbledore vorzuspielen, sie würde sich tatsächlich um ihre Tochter sorgen.

"Vielen Dank Professor", murmelte Violet und war sich nicht sicher, ob sie sich nicht lieber hätte entschuldigen sollen. Vorsichtig sah sie zu ihm auf, "Meine Mutter wollte schon immer, dass ich entweder nach Slytherin oder zumindest nach Ravenclaw komme." Sie zupfte an ihrem Umhang. "Aber ich möchte gar nicht wechseln."

"Dann lag ich mit meiner Vermutung also richtig", erwiderte Dumbledore lächelnd und fuhr sich durch den langen Bart, "Es wäre mir Ihnen Gegenüber äußerst unangenehm gewesen, hätten sie doch wechseln wollen." 

Er zwinkerte ihr zu.

"Hätten sie mich wechseln lassen, wenn ich es gewollt hätte?" Ihre Hände hielten inne.

"Hm", Dumbledore überlegte, "Ich denke, ich hätte dennoch versucht sie davon zu überzeugen in ihrem jetzigen Haus zu bleiben. Ich stimme mit der Entscheidung des sprechenden Hutes überein und bin mir sicher, dass Hufflepuff mit Ihnen eine großartige junge Hexe dazugewonnen hat." Sein Blick wanderte auf die kleine Uhr auf seinem Schreibtisch, die leise tickte. "Aber es ist schon spät. Sie sollten in ihren Gemeinschaftsraum zurückkehren und sich ausruhen. Ihnen steht noch eine Menge Unterricht bevor, für den Sie ausgeschlafen sein sollten. Außerdem vermissen sie ihre Mitschüler sicher schon."

Gleich nachdem sie sich von dem Schulleiter verabschiedet hatte, machte sie sich auf den Weg zurück in ihren Gemeinschaftsraum. 

Ihr graute es bereits davor, wieder alleine durch die Kerkergänge zu müssen. Doch als sie an den Treppen ankam, die hinunter in die Kerker führten, entdeckte sie den Slytherin von vorhin.

Mit verschränkten Armen lehnte er an der Wand.

"Da bist du ja endlich", sagte er und stieß sich von der Mauer ab, "Komm wir gehen."

Violet beschleunigte ihre Schritte und erreichte ihn Sekunden später. "Wohin gehen wir?"

Er hob die Augenbraue und besah sie mit einem Seitenblick. "Wohin wohl? Zum Gemeinschaftsraum der Hufflepuffs."

Das Gesicht der jungen Hexe hellte sich auf und sie nickte hastig. "Danke."

Die beiden stiegen die Treppen hinunter und Eoin erhob seine Stimme. "Ich habe deine Mutter gesehen. Möchtest du darüber reden?"

Violet beäugte ihn überrascht, ehe sich ein schiefes Lächeln auf ihren Lippen bildete. 

"Sie wollte das ich das Haus wechsle." Sie atmete einmal tief durch. "Du weißt schon. Die Clermonts waren immerhin alle in Slytherin und sie wollte, dass ich die Tradition fortführe - oder zumindest nach Ravenclaw komme, wie mein Vater."

Eoin nickte wissend. "So wie deine Mutter vorhin an mir vorbeigestürmt ist, nehme ich an, dass sie ihren Willen nicht durchsetzen konnte. Bist du erleichtert?" Er sah zu ihr hinüber. "Oder wäre es dir lieber gewesen zu wechseln?"

Sie brauchte nicht lange zu überlegen und schüttelte den Kopf. "Ich bin froh, dass ich in Hufflepuff bleiben darf. Bestimmt wissen sowieso schon alle aus der Familie, dass ich nicht nach Slytherin eingeteilt wurde. Sie hätten mich also so oder so als eine Schande bezeichnet." Sie krallte die Finger unter ihrem Umhang in den Saum ihres Rocks. "Und meine Mutter ist auch schon so wütend auf mich. Selbst mit Wechsel wäre mir nichts erspart geblieben, was meine Familie angeht. Aber ohne Wechsel bleibt mir zumindest das Gerede der anderen Schüler erspart und ich kann bei meinen Freunden bleiben."

Dɪᴇ ᴜɴᴠᴇʀᴢᴇɪʜʟɪᴄʜᴇɴ Fʟüᴄʜᴇ - Fʟᴜᴄʜ I: IᴍᴘᴇʀɪᴏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt