01 | Die ersten Schritte des Schicksals

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01. September 1971

"Clermont, Violet!"

Es war soweit. Mit langsamen Schritten trat das junge Mädchen nach vorne und ließ sich auf dem alten Stuhl auf der Anhöhe sinken.

Nervös wanderten ihre schiefergrünen Augen durch die Halle. Sie schluckte. Die Blicke aller waren auf sie gerichtet. Und obwohl das alleine schon ausgereicht hätte, um sie zu verunsichern, war da noch ein bekanntes Gesicht am Tisch der Slytherin, das es noch um einiges schlimmer machte.

Angespannt saß sie da, und ihr wurde der sprechende Hut auf den Kopf gesetzt, der ihr sogleich über die Augen rutschte. Dunkelheit breitete sich um sie herum aus und zittrig wartete sie darauf, dass etwas geschah. Mit ihren Fingern zupfte sie an den Ärmeln ihres Umhangs herum.

"Eine Clermont." Die Stimme des Hutes klang überrascht. "Ungewöhnlich. Wirklich äußerst ungewöhnlich."

Die junge Hexe ahnte, was der Hut so ungewöhnlich fand und klammerte sich mit ihren Fingern nur noch fester an ihren Umhang.

 "Slytherin oder Ravenclaw soll es also werden?", fragte der Hut, als hätte er die Gedanken gehört, die ihr in diesem Moment durch den Kopf schossen. Violet antwortete mit einem kaum merklichen Nicken. "Ich bin mir sicher, dass du in einem anderen Haus weit aus besser aufgehoben wärst."

Am liebsten hätte sie den Hut umgestimmt, doch sie kam nicht einmal mehr dazu, die Worte in ihrem Kopf zu ordnen, so schnell hatte er den Namen des Hauses ausgerufen, dem sie vom heutigen Tage angehören sollte. "Hufflepuff!"

Das Gefühlschaos der jungen Hexe war perfekt, als sie sich von dem Hocker erhob, den Hut absetzte und zu ihrem Haustisch ging. Sie war erleichtert, nicht länger Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu sein. Gleichzeitig wurde ihr aber auch schlecht, wenn sie daran dachte, wie ihre Familie darauf reagieren würde, dass sie weder in Slytherin noch in Ravenclaw gelandet war. Und das, obwohl sie freudig von ihrem Haus empfangen wurde.

Violet setzte das beste Lächeln auf, das sie zustande brachte und ließ sich mit einem mulmigen Gefühl im Bauch auf die Bank sinken. Sie spürte, dass dieser ganz bestimmte jemand aus den Reihen der Slytherins zu ihr hinüber sah. Die Stiche in ihrem Nacken waren allgegenwertig. Und verstärkten die Gedanken, die nur noch darum kreisten, dass sie den Erwartungen der Clermonts bereits an ihrem ersten Tag auf Hogwarts nicht gerecht geworden war.

Der restliche Abend in der Großen Halle zog langsam an ihr vorbei. Teilweise kam sie sich vor, als wäre sie nur eine Beobachterin des Treibens, das sich um sie herum abspielte.

Im Gegensatz zu allen anderen, die sich während des Festmahls mit Freude an allem bedienten, was es an Leckereien gab, aß Violet nur wenig. Einzig und alleine von den Zitronenbonbons konnte sie die Finger nicht lassen, die zwischen dem deftigen Essen ein wenig fehlplatziert wirkten.

Die Vertrauensschülerin von Hufflepuff - Sara Saunders - fragte sie mehrmals, ob alles in Ordnung sei. Und erst, nachdem Violet ihr mehrmals versichert hatte, dass sie bei Aufregung nie viel essen konnte, gab sie sich zufrieden und fragte nicht weiter nach. Dennoch entfiel es der jungen Hexe nicht, dass der Blick der Fünftklässlerin immer wieder zu ihr hinüberwanderte.

Als schließlich auch der Nachtisch, bestehend aus riesigen Eiscreme-Türmen und etlichem anderen Süßkram, verschwand, erklärte Dumbledore, dass die Schüler in ihre Gemeinschaftsräume einkehren sollten.

Die einen mehr, die anderen weniger motiviert, richteten sich von ihren Plätzen auf und verließen die Große Halle. Violet folgte dabei, gemeinsam mit den anderen Erstklässlern ihren beiden Vertrauensschülern.

Dɪᴇ ᴜɴᴠᴇʀᴢᴇɪʜʟɪᴄʜᴇɴ Fʟüᴄʜᴇ - Fʟᴜᴄʜ I: IᴍᴘᴇʀɪᴏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt