Ich war wie erstarrt, als ich mich erschrocken umdrehte und sah wie mehrere grosse schwarze Wägen angerast gekommen waren. Unzählige bewaffnete Personen mit Masken fingen an auf Amin und seine Leute zu schiessen. Mein Puls schoss in die Höhe und es fühlte sich so an als würde ich gleich das Bewusstsein verlieren. Nicht schon wieder ...
Was soll ich tun? Wo soll ich mich verstecken? Wie soll ich mich schützen? Die Männer von Amin hatten ihre Waffen ebenfalls rausgeholt und schossen wie wahnsinnige auf ihre Gegner am Ende des Parkplatzes. Ich hörte drei weitere Schüsse und eine vertraute, dunkle Ahnung stieg in mir auf. Mir war, als würde sich eine Schlinge um meinen Hals legen und sich immer fester zuziehen, bis der Sauerstoff knapp wurde und winzige Lichter vor meinen Augen tanzten.Ich hörte Schüsse. Eins. Zwei. Drei. Drei Schüsse. Drei Körper, die auf dem Boden schlagen.
Ich kniff die Augen zu und versuchte mit aller Macht, die Bilder aus meinem Kopf zu verdrängen. Bitte, nicht jetzt!
Blut. Überall. Auf meinen Händen. Auf meiner Kleidung. Auf dem cremefarbenen Teppich, den sie so sehr geliebt, den sie von ihrer letzten Reise aus Istanbul mitgebracht hatte. Mich packte ein unsinniger Drang, den Teppich zu schrubben und die blutigen weichen Fasern herauszureissen, eine nach der anderen, aber ich war nicht imstande mich zu rühren. Ich konnte nur stumm dastehen und auf die groteske Szene in unserem Wohnzimmer starren – einem Zimmer, das keine halbe Stunde zuvor noch von Wärme, Lachen und Liebe erfüllt gewesen war. Jetzt aber war es so kalt und leblos wie die drei Leichen vor meinen Füssen.
Ich blinzelte, und die Vision verschwand – das Licht, die Erinnerungen, die Schlinge um meinen Hals. Inmitten der wogenden Menschenmenge und des ohrenbetäubenden Lärms vernahm ich seine Stimme, die mich sofort gefangen nahm. Mein Herz schlug schneller, als ich die gewaltige Gestalt von Amin in der Menge sah. Er stach förmlich hervor, grösser und imposanter als alle anderen Männer hinter uns. Seine muskulöse Statur und die dominante Ausstrahlung machten ihn unübersehbar.
«Renea!», schrie er und rüttelte fest an meinen Schultern. Ich war so vertieft in meinen Erinnerungen, dass ich vergessen hatte wo ich war. Ein stechender Schmerz durchzog mich, als er mich plötzlich unsanft an meinem Arm packte. Er riss mich am Handgelenk und zerrte mich durch die Menge zu eins ihrer Autos. Zu meiner Überraschung war seine Berührung nicht kalt, sondern glühend heiss. Die Hitze brannte sich durch meine Haut und Muskeln, bis ich sie in der Magengrube spürte. Im nächsten Moment packte er mich grob und schnell an meine Hüfte und schupste mich in den Wagen.
«Du bleibst hier drinnen und bewegst dich nicht, haben wir uns verstanden!?» hörte ich ihn sagen, während ich zusah wie er währenddessen gnadenlos ohne mit der Wimper zu zucken einem gerade in den Kopf geschossen hatte. Mit schmerzverzerrtem Gesicht sah ich was um uns geschah. Meine Augen füllten sich mit Tränen und mein Herz drohte mir aus der Brust zu springen. Was war los? Wie war es zu dieser Situation gekommen? Wie war ich bloss in Mitten eines Waffengefechtes geraten? Doch länger darüber nachzudenken hatte ich nicht, als ich sah wie jemand von weiten direkt auf Amin zielte und dabei war ihn zu erschiessen. Ohne weiter nachzudenken lies mich mein Helfersyndrom aus dem Wagen springen und warf mich mit meinem kompletten Körper vor Amin. Mit einem harten Aufprall landete ich auf dem Boden und hatte das Gefühl diesmal wirklich mein Bewusstsein zu verlieren als ich einen unglaublichen Schmerz an meinem Bein spürte.
«Was hast du getan!?», hörte ich Amin mich schockiert anschreien und wurde direkt darauf von ihm auf seinen starken Armen genommen und in den Wagen zurückgebracht. «Ich muss sie hier wegbringen. Kümmert euch um diese Wichser. Ich will jeden einzelnen Tot sehen. Keiner darf Lebend hier raus», hörte ich Amins tiefe Stimme ruhig ins Telefon sagen. Wie konnte er in solch einer Situation so ruhig und gelassen sprechen, als wäre nichts passiert?
Die Schmerzen an meinem Bein wurden immer schlimmer. Ich wurde zwar noch nie angeschossen aber das konnte doch nicht eine normale Schusswunde auslösen. Ich hatte das Gefühl als würde ich gleich kollabieren. Es bildeten sich Schweissperlen auf meiner Stirn und mein Sehsinn wurde auf einmal stark beeinträchtigt, was mich panisch werden liess.
«Was ist los mit mir!? Was stimmt nicht mit mir!? Amin was ist mit mir!?», schrie ich schmerzerfüllt und voller Angst. Amin reagierte nicht, sah mich nicht einmal an, während er den Wagen über die kurvenreichen, steinigen Strassen irgendwohin steuerte. Er fuhr so, wie er ging, sprach und atmete – ruhig und kontrolliert, mit einer unterschwelligen Aura von Gefahr, die jeden, der überlegte, ihm dumm zu kommen, davor warnte, dass dies sein Todesurteil wäre.
«Es war keine normale Kugel.», antwortete er mir plötzlich. «Die Kugel ist eingetaucht in Gift. Du wirst sterben, wenn du nicht direkt behandelt wirst.» Bitte was? Träumte ich etwa? Das konnte doch unmöglich wahr sein! Ich sass angeschossen mit einem der mächtigsten Mafias in einem Auto, nur weil ihm das Leben retten wollte?
«In zwei Stunden sollte das Gift durch deine komplette Blutlaufbahn zirkuliert sein, was einen qualvollen Herzinfarkt hervorrufen wird. Und wieso? Nur weil du deinen kleinen Hintern einfach nicht im Wagen behalten konntest und dich wie ein kleines ungezogenes Kind verhalten musstest. Denkst du eine kleine 1.60 Meter Frau muss mich Amin Rullaj beschützen!? Was glaubst du wer du bist?», sprach Amin und wurde nach jedem Satz immer wütender und lauter, was mir die Tränen hervorrief.
Ich wollte fliehen. Ich wollte die Autotür in diesem Augenblick auf machen und hier einfach rausspringen, damit ich nicht mehr in seiner Nähe bin. Doch das ging nicht, da ich bemerkte wie ich immer schwacher wurde. Keiner konnte mir helfen, denn ich war gefangen in einem Auto mit ihm. Ich fühlte mich so schwach und einsam wie lange nicht mehr. Tränen liefen mir über das Gesicht und ich versuchte mein Schluchzen zu unterdrücken.
Der Mond stand tief am Himmel und warf Fäden aus Licht in den ansonsten tiefdunklen Ort. Licht und Schatten. Zwei Seiten der gleichen Münze. Ich war im Grunde genommen das Licht und er wie ein fremder Mann im Schatten. Unkontrolliert wurden meine Augenlider immer schwerer bis sie schlussendlich ganz zufielen und ich die Dunkelheit wieder vor meinen Augen sah.
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Pergjithmonë
Romansa«Du gehörst mir und das, bis zu meinem letzten Atemzug. Ich lasse dich nie wieder gehen und weisst du was Süsse, keiner kann daran etwas ändern.», hauchte er mit seiner unfassbaren tiefen Stimme, während er mich noch fester an sich drückte. Seine le...