Kapitel Sieben • Vincent

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Vincent

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Vincent

Ich sehe Luca dabei zu, wie sie wütend aus dem Café stürmt. Ihre erdbeerblonden Haare wehen hinter ihr her und verleihen dem Moment Dramatik.

Ich sehe ihr hinterher. Kann mich aber nicht dazu überwinden, mich zu bemühen, sie zurück zu holen. Das würde ich nicht tun, nicht für sie, und auch für kein anderes Mädchen.

So hatte man mich nicht erzogen.

Ich reibe mir frustriert mit meinen Händen übers Gesicht und trete wütend gegen das Tischbein. Das Geschirr auf dem Tisch klirrt und etwas von meinem schwarzen Kaffe schwappt auf den Tisch und verfehlt nur knapp mein schwarzes MacBook.

Ein Seufzen entkommt meinen Lippen und ich sehe aus dem großen Fenster, aus dem Luca eben noch bewundernd gestarrt hat.

Sie sah so fasziniert aus, als wir das Café betreten hatten und ich wusste direkt, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Ihre Augen hatten geglänzt wie die eines kleines Kindes, das vor dem Süßigkeitenregal stand.

Ich war fasziniert von ihr. Von ihrer überschwänglichen Euphorie für diesen Ort, vor ihrem Humor, ihrer Intelligenz, ihrem Aussehen und der Art, wie sie mich nervte und mir damit unter die Haut ging.

Und all das, ohne, dass sie es überhaupt bemerkte.

Ich hatte sie angestarrt.

Ich hatte sie angestarrt und ihr war es aufgefallen. Ein Rotschimmer zieht sich über meine Wangen als mir in den Sinn kommt, worüber ich da nachgedacht hatte.

Ich wusste, dass Luca Martin hübsch ist. Ich hatte sie schließlich schon auf der Party gesehen. Ein Lachen schleicht sich meine Kehle hinauf, als ich daran denke, wie empört sie uns beim Bier Pong geholfen hat. Und sie hatte nicht einmal gelogen, als sie sich als unsere Retterin bezeichnete. Mit jedem Ball, den sie in einem Becher versinken ließ, war ich beeindruckter.

Und dann beim Aufräumen. Sie sah halbtot aus, eigentlich überhaupt nicht gut. Sie hatte Augenringe und ich konnte genau die Reste der Sabber an ihrer Wange erkennen. Aber ich fand sie dennoch hübsch, denn sie strahlte etwas aus. Diese Unnachgiebigkeit, die von ihr ausging. Und die Art, wie sie nicht einmal meinen Namen wissen wollte. Oh sie hasste mich. Oder tut es noch immer.

Aber ich hasse sie auch. Ich hasse sie dafür, dass sie mir nach ein paar Tagen schon unter die Haut geht. Wie kann das überhaupt sein?

Eine Gänsehaut zieht sich über meine Arme, wenn ich ihren Geruch wahrnehmen kann. Ein Grinsen schleicht sich auf meine Lippen, wenn sie mich wieder beleidigt.

Ich erschrecke mich vor meinen eigenen Gedanken und es macht mir Angst. So große Angst.

Deshalb habe ich sie eben so weggestoßen, es ist ein Schutzreflex. Ich bin nicht in der Position, jemanden zu mögen. Also muss ich von jetzt an alles tun, um das zu vermeiden.

Ich sehe aus dem Fenster und dort steht sie. Im strömenden Regen. Sofort ist ihre Kleidung bis auf die Knochen durchnässt.

Ich sehe wie ihr der Rucksack von der Schulter rutscht und direkt in eine kleine Pfütze fällt. Sie bückt sich in meine Richtung um ihn wieder aufzuheben, genau in dem Moment, indem sie in Tränen ausbricht.

Es sticht in meiner Brust zu sehen, wie sie weint. Zu wissen, dass ich der Grund bin, warum sie dort steht und bitterlich schluchzt. Und dennoch kann ich meinen Blick nicht abwenden.

Auch nicht, als sie sich wütend übers Gesicht wischt und in die entgegengesetzte Richtung davon stampft.

Ihre letzten Worte hängen mir noch immer im Kopf fest: Fick dich einfach. Ihr seid doch alle gleich.

Wer hat sie so sehr verletzt in der Vergangenheit?

Café ElysionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt