Kapitel 8

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Edons Pov

Das Adrenalin pulsierte durch meine Adern, als ich das Telefon beendete und mich in meinen Wagen setzte. Trotz ihrer vorerst sicheren Unterkunft in ihrer Wohnung versetzte mich die Vorstellung, in welcher gefährlichen Gegend sie lebte, in Rage. Jeder Tag, den ich sie dort zurücklassen musste, quälte mich, und die Gewissheit, dass ich sie am liebsten sofort zu mir holen würde, trieb mich fast in den Wahnsinn.

Adriana entfachte ein Verlangen in mir, stärker als alles andere auf dieser verfluchten Welt. Sie machte mich schwach und zersetzte mich, ohne sich dessen bewusst zu sein. In ihrer Gegenwart konnte ich meine wahre Natur nicht offenbaren. Sie war wie ein Engel, ein Lichtstrahl unter all diesen widerlichen Menschen. Es ging nicht nur um ihr äußeres Erscheinungsbild, sondern um ihre Ausstrahlung, die mich in den Bann zog.

Ihr Gesicht von Noor erfüllt, schien sie ein strahlendes Licht zu sein, und ihr Lächeln hatte die Macht, mich immer wieder zu fesseln. Ihre schüchterne Art trieb mich beinahe in den Wahnsinn. Ihr war nicht bewusst, welchen Einfluss sie auf mich hatte. Jedes Mal, wenn ich in ihrer Nähe war, verwandelte sie mich zu einem besseren Menschen, zu dem ich schon seit Jahren werden wollte, es aber nie geschafft hatte. Dennoch wusste ich, dass ich ihr niemals mein wahres Ich zeigen durfte.

Ich hatte sie richtig eingeschätzt, so wie sie es mir heute bewiesen hatte, nachdem ich ihr die Frage gestellt hatte, was sie am meisten verachtete. Adriana verabscheute Gewalt. Ihre Abneigung war förmlich greifbar. Genau deshalb durfte sie niemals mein wahres Ich kennenlernen, da sie sonst nie wieder ein Wort mit mir wechseln würde. Die Wahrheit über mich würde ihre Vorstellungen zerstören, und ich konnte es mir nicht leisten, sie zu verlieren.

Mein Inneres tobte, während ich im Auto saß und meine Gedanken sich wie ein Sturm zusammenbrauten. Ihre Sicherheit war vorerst gewährleistet, doch die Gewissheit, dass sie in einer der gefährlichen Gegende New Yorks mit einem Vater der Alkoholiker war und einem Bruder lebte, der ein Stammgast bei uns war, trieb meinen Puls in die Höhe.

Die Wut über die Umstände, die sie in solch eine Lage brachten, entfachte in mir eine düstere Entschlossenheit. Ich quälte mich täglich mit dem Verlangen, sie sofort zu mir zu holen, auch wenn es vernünftiger war, sie vorerst in ihrer Wohnung zu belassen. Der Kampf zwischen dem Drang, sie zu schützen, und der bitteren Realität setzte mich unter Strom, und ich fühlte mich wie ein Raubtier im Käfig der Zurückhaltung.

Sie war ein sehr zerbrechlicher Mensch, bei dem ich um so vorsichtiger sein musste mit meinem Verhalten. Ich konnte sie nicht einfach so zu mir nehmen, da ich somit niemals ihr vertrauen bekommen würde und das würde mich innerlich zerfressen, da ich nichts mehr wollte, als ihr Vertrauen und ihre Liebe.

Ich war kein unschuldiger Mensch - im Gegenteil. Das Leben zwang mich zu Taten, die unsägliches Leid verursachten. Menschen zu töten, sie zu quälen - ein dunkles Doppelleben, das mich täglich zermürbte. Ein Paradoxon, dass ich mich schlecht fühlte danach und dennoch weitermachte, jeden Tag betete und doch meine Sünden wieder beging.

Es war ein innerer Kampf, der sich in mir abspielte – ein Widerspruch zwischen dem, was ich tat, und dem, was ich glaubte. Diese zermürbende innere Zerrissenheit fraß sich jeden Tag weiter in mein Wesen. Das unheimliche Gefühl der Befriedigung, das ich bei diesen Taten empfand, war ein dunkler Schatten, der über meine Seele fiel und mir die Kraft raubte.

Jeder Mord war eine Qual, nicht nur für meine Opfer, sondern auch für mein Gewissen. Ich konnte nicht verhindern, dass dieses dämonische Vergnügen mich während der Tat beherrschte, nur um danach von Reue und Schuldgefühlen überwältigt zu werden. Das menschliche in mir erlosch in diesen Momenten, und ich versank in einer düsteren Welt, in der Reue und Scham mich wieder einfingen.

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