Wir liefen durch einen kurzen dunklen Flur, in dem es nach Zigarettenrauch und Trockeneis roch. Blind wegen dem Nebel war es, sobald ich mit Erik auf die Bühne kam, als würden wir eine andere Welt betreten. Scheinwerfer blinkten, das Publikum johlte, klatschte und ich wurde zu einer Person, die ich nur in diesen Momenten sein konnte. Hier oben fiel alles, was mich sonst im Alltag verfolgte, wie an keinem anderen Ort von mir ab, bis nichts mehr übrig blieb, außer mir selbst. Einem Mädchen, dessen Wunsch in Erfüllung gegangen war; das zeigen dufte, wer es war und wozu meine Jungs und ich fähig waren, was uns bewegte.
Augenblicklich musste ich lächeln, brachte den Weg zu meinem Zuhause am Mikrophon mit wenigen Schritten hinter mich. Im Augenwinkel sah ich, wie Erik unserem Schlagzeuger ein Zeichen gab, woraufhin Jake sofort grinsend mit den ersten Takten von Out of reach begann. Eigentlich begrüßten wir bevor es richtig losging meistens zuerst das Publikum, aber heute hatte diese Mission Vorrang.
In unserer Version, die nicht akustisch war, hatte der Song am Anfang ein kurzes Schlagzeugsolo, doch als ich das Mikrophon fest umklammert einen finalen Atemzug nahm, das Pochen meines Herzschlags zeitgleich mit dem Wummern der Bassdrum in meinen Ohren und meine Augen über das erwartungsvolle Publikum schweifenließ, herrschte, als meine Zeit gekommen war, flüchtig nanosekundenlang Stille. Die allzu sehr vertrauten Worte warteten auf meiner Zunge, prickelten, die Anspannung nahm zu wie in dem Moment, in dem man in einer Achterbahn bis zum höchsten Punkt gezogen wurde, dann ließ ich sie los, wie Luftballons, ließ sie in die Welt hinaustreiben, wo sie durch den Raum schwebten, mal sanft, mal von kraftvollem Wind getrieben.
„When foreign lifelines are meant to cross
They shine bright in magical stars
Leading lonely souls together
Show their love and hide their scars.
In the nighttime words aref lowing
They will never see the day
So keep them in mind, create memories
A little promise that they'll stay."
Erik und CJ unterbrachen mich mit ihren Gitarren, spielten eine verzerrte Melodie in Moll, legten mir den musikalischen Weg zum Refrain. Als ich spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen, schloss ich sie, lehnte meine Stirn an mein kühles Mikrophon, versuchte, mich zu beruhigen. Mein Herz rebellierte, aber ich machte weiter, verwundert darüber, wie anders sich das Stück jetzt anhörte. Mit einem hohen Vibrato änderten die Gitarren ihren Teil, klangen nun klar und fröhlich.
Ein Blick ins Publikum, Bildfragmente von kleinen Feuerzeugflammen, Leuchtstäbchen, strahlenden Augen, verliebten Pärchen, dann beobachtete ich durch das Balkonfenster direkt an der Wand gegenüber der Bühne, wie die Sonne den Himmel violett färbte, befreite auch diese Worte die so lange nur mir gehört hatten, wie Vögel aus einem Käfig aus Trauer und Schmerz.
„Whatever may come into my life
I do my best, enjoy the time
Whatever I may think or do
I hope I will always find my way to you!
Whatever may come into my world
Just stay strong although it hurts
Whatever I may see or do
I hope I will always find my way to you!"
Die letzten Strahlen verschwanden und als hätte jemand einen Schalter umgeklappt, war es schlagartig dunkel. Aber in mir war es hell. Ich war erfüllt von Glück, Freude, Liebe und Dankbarkeit, drehte mich am Ende des Liedes zu meiner Band um, sah, dass es ihnen ähnlich ging. Wir alle lebten unsere Leidenschaft. Und ich hatte es geschafft, hatte meinen Song ein letztes Mal geteilt, den Empfindungen in den Zeilen ein letztes Mal Leben geschenkt.
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Relation - The Story of a Band
Teen FictionHallo zusammen :) Diese Geschichte ist vor langer Zeit entstanden. Sie handelt von einem Traum, einer Band, Freundschaft, Liebe und dem Leben. Es würde mich freuen, wenn du mal reinliest und es dir gefällt. Die Geschichte bedeutet mir sehr viel :)...