Er nannte es Out of reach.
Ich hatte nie genauer darüber nachgedacht, wieviele Geheimnisse sich in diesem Titel versteckten, aber hätte ich es getan und mich nicht so stark von meiner Verliebtheit blenden lassen, wäre es mir vielleicht gelungen, bereits an meinem Geburtstag zu merken, dass der Song nicht bloß ein besonderes Geschenk meines Freundes gewesen war.
Die Geschichte dahinter war für mich, seit ich ihn zum ersten Mal gehört hatte, unsere eigene gewesen. Die von Nero und mir. Formuliert in der für ihn typischen Art, ohne triefende Romantik oder schmeichelnde Liebesbekenntnisse. Was zählte war eher das, was zwischen den Zeilen lag, Ereignisse, die mir in den Sinn kamen, wenn ich mir das Lied nachts vor dem Einschlafen anhörte, das Bild lebendig vor Augen, als mein Freund auf meiner Feier plötzlich mit seiner Gitarre im Türrahmen zum Wohnzimmer gestanden hatte und sang. Nur, um wenige Monate später durch genau diese Tür zu verschwinden, seine Worte ungültig zu machen, weil sie lediglich noch Lügen waren, ihren Zauber verloren hatten.
Und nicht einmal dann hatte ich es sofort geschafft zu erkennen, dass es Anzeichen gegeben hatte. Keine Risse, die deutlich erkennbar waren, wie an einem Haus, bei dem man beobachten konnte, wie sie sich vergrößerten und wusste, dass es früher oder später einstürzen würde. Nicht direkt. Wir stritten uns auch nicht wegen Kleinigkeiten, eigentlich fast nie. Unsere Treffen waren bis zum Ende mit Freude erfüllt gewesen, wir hatten uns immer etwas zu sagen gehabt. Einen Makel gab es trotzdem.
Tief in mir drin wusste ich, dass ich Nero in all den Jahren, in denen ich ihn gekannt und geliebt, mit ihm Tränen vergossen und Tränen gelacht, eine prägende Zeit erlebt hatte, nie vollkommen bei mir gehabt hatte. Selbst in den nahesten Momenten war zwischen uns noch eine Distanz gewesen, nur flüchtig wie ein Schatten, der im Augenwinkel vorbeihuschte und einen schnell täuschen konnte. Doch ich hatte es zugelassen. Denn Nero schaffte es, das gut zu kaschieren und ich wollte ihm den Freiraum lassen, den er brauchte, damit er selbst entscheiden könnte, wann er mir den endgültigen Zutritt zu seiner Welt und allem, was damit zusammenhing, gewähren würde.
Bis es so weit wäre, würde ich warten. Bis es soweit war, hatten wir soweit glücklich funktioniert. Bis es soweit war, dass wir uns veränderten, aber nicht in die Richtung aufeinander zu. Die Trennung sollte der Grundstein für zwei völlig neue Lebenswege sein, aber das wusste ich damals, bevor das alles in meinem Leben geschehen ist, noch nicht. Kein Stück.
Damals war ich jemand anderes als heute.
Aber ein Teil von meinem alten Ich steckt nochimmer in mir, unverloren, unvergessen, bewahrt. Für die Ewigkeit.
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Relation - The Story of a Band
Teen FictionHallo zusammen :) Diese Geschichte ist vor langer Zeit entstanden. Sie handelt von einem Traum, einer Band, Freundschaft, Liebe und dem Leben. Es würde mich freuen, wenn du mal reinliest und es dir gefällt. Die Geschichte bedeutet mir sehr viel :)...