26.08.2014; 10:08 Uhr

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Die dritte Stunde lief noch, dementsprechend verwirrt schien eine junge Lehrerin im ersten Stock über die dröhnende Geburtstagsmusik gewesen zu sein.

Sie kam mir mehr als gelegen. Seit Leuten wie Eric Harris und Dylan Klebold ist die Welt vorsichtiger geworden und hat überall verkackte Türknäufe angebracht, die man von außen nicht öffnen kann, nur zu schade, dass das Böse immer einen Weg rein findet.

,,Mister Banning, was machen Sie hier außerhalb des Unterrichts? Ich wollte gerade nach der Quelle dieses Lärms-", ehe sie überhaupt realisieren konnte, dass ich eine Waffe auf sie richtete, warf sie der Rückschlag gegen die gelbe Wand neben dem Türrahmen zu ihrem Klassenraum. Nur ein dumpfer Aufprall auf das weiche Linoleum der Flure und die kleinen roten Spränkler,  die es durch ihre dunklen Locken an die Tapete geschafft hatten, hatte den kleinen Maden bewusst gemacht, was gerade geschehen war.

Mein Blick war fixiert und dieses Klassenzimmer der miefige Eingang zum lichtdurchfluteten Paradies.
Traumartig und halb verschwommen blickte ich über den, am Boden kauernden, Haufen von verrotzten Kindern hinweg.

Beinahe vollends ausgeblendet, drangen noch einige Hilfeschreie an meine Ohren. Sie würden alles versauen.

Das hier war nicht richtig, das war nicht die Klasse, die hier eigentlich Unterricht haben sollte. Eine Raumänderung vielleicht.

Allmählich wurden die kindlichen Stimmen immer lauter, aufdringlicher, flehender. Ich hasste Kinder schon immer.

Mein aufsteigender Zorn, erst gebündelt in einem nervös zitterndem Bein und einem zuckenden Mundwinkel, entlud sich nun in einem einzelnen Schlag mit der geballten, an den Knöcheln bereits erweißten, Faust gegen die Wand: ,,Haltet jetzt verfickt nochmal eure scheiß Fressen!"

Ruhe, endlich, aber die Chance, dass die Bälger später wieder anfangen würden, zu schreien, bestand weiterhin. Ok, ich würde nur ein paar mal tief ein- und ausatmen müssen und mir dann eine Lösung einfallen lassen.

Genervt ließ ich meinen Kopf kreisen und dabei mühelos meinen lederartigen Mantel von meinen knackenden Schulterblättern gleiten.

Mit einem schnellen Griff über diese, löste ich das, mit einer Gurthalterung um meinen Brustkorb befestigte, Sturmgewehr von meinem Rücken und zog es ruckartig vor meinen angespannten Torso, bis mein linker, vom Schlag am Gelenk aufgerissener, roter Finger den Abzug drückte.

Während einem Schlucken, schoss ich mit einer 180°-Drehung etwa 30 mal wahllos in Richtung Boden. Es würde den größten Dreck erstmal beseitigen.

Etwas Staub aus dem, durch die Fehlschüsse aufgeplatzten Putz durchzog die so schon stickige Luft und verbarg kurzzeitig die schwungvolle Linie von dunkelrot tropfenden Spritzern über den zahlreichen Einschusslöchern.

Friedlich lehnten die Leichen teils übereinander ragend an den Wänden.

So schnell konnte man viele bedeutungslose Leben auslöschen. Es war faszinierend. Eine vollkommen neue Art der Spannung machte sich in mir breit und als Gänsehaut bisher ungekannter Intensität bemerkbar, die sich bis in die Wurzeln meiner Haare zog.

Meine Finger kribbelten, sie wollten mehr.

Kopfschüttelnd leise lachend ging ich in die Hocke um unter den Tischen nach potentiellen Lebenden zu sehen und Tatsache, ein verheulter, schmächtiger Junge starrte mich mit seinen weit aufgerissenen, blauen Augen angsterfüllt an, bevor sich unter seiner kurzen Hose eine gelbliche Pfütze bildete.

In seiner eigenen Seche machte er dann auch seine letzten Zuckungen, als ich ihm sein rasendes Herz mit Blei füllte.
Als Nichts gelebt, als Pisser gestorben.

Hysterisch rangen nun auch die letzten zwei Gören nach Sauerstoff, als ich mich ihnen mimiklos zuwandte: ,,Was für eine Drecksklasse war das hier?"

Zitternd wendeten beide ihre, tränengefüllten Blicke von mir ab, als wäre ich ihr Vergewaltiger oder irgend so ein scheiß.

Geladen packte ich das Mädchen von beiden mit meiner adrigen, rechten Hand barsch an ihrem zerbrechlichen Kiefer und drückte ihr rundes, mit wilden braunen Haaren umrandetes Gesicht nach oben, sodass sie meinen durchbohrenden, dunklen Augen nicht mehr ausweichen konnte: ,,Ich habe dich etwas gefragt und du kannst davon ausgehen, dass ich es mehr als nur abgrundtief hasse, ignoriert zu werden."
Meine Stimme blieb ruhig, wenn auch des Öfteren abgehakt, doch meine Finger gruben sich fester in ihre zarten Wangen, sodass ich kaum noch ihre Antwort verstand: ,,7 c... 21 Schüler... Bitte, bitte tun Sie mir -"

Gott, ging mir das undeutliche Rumgeschluchze auf die Nerven. Seufzend presste ich der Kleinen mit meiner freien Hand den Revolver von unten gegen den Kiefer und drückte ab.

Mit geschlossenen Augen genoss ich für einen Moment das wenige Blut, das sich so warm an mein Gesicht schmiegte.

Es fühlte sich fast so an, wie ein Kuss von ihr.

PsychopathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt