26.08.2014; 10:58 Uhr

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Mein Verstand triefte schon lange. Jahrelang kippte der Abschaum dieser Welt Benzin auf meine, von jeher glühende Seele und jetzt würden sie sich alle wundern, wie ein einfaches Streichholz eine eternale Flamme hinter meinen sonst so ruhigen Augen auflodern ließ.

,,Du hast sie hintergangen. Sie dachte ihr wärt Freunde; immer für einander da", angewidert lehnte ich mich vor, bis ich Sarahs warmen, unregelmäßigen Atem auf meinem, ihr entgegengestreckten Hals spürte.

Ihr Blick haftete auf meiner Waffe, als ihre rotgemalten Lippen angestrengt etwas zusammenstammelten: ,,Du... Du musst das hier nicht tun. Ich gebe dir alles. Alles was du willst."

Es war, als wolle dieses heruntergekommene Barbie-Imitat gar nicht verstehen, was ich gerade von ihr wollte. Ich war der Typ mit den Waffen, natürlich würde sie machen, was ich will.

Amüsiert den Kopf schüttelnd, beugte ich mich wieder nach oben und fuhr mir mit der linken, freien Hand von vorne nach hinten durch mein wuscheliges, leicht feuchtes Haar.

Lachend wandte ich mich für eine Sekunde von Sarah ab und hasserfüllt lauschte ich, wie sie aufsprang, um in ihren rosa Hackenschuhen davonzurennen.

In einer Halbdrehung fing meine rechte Hand das Flittchen mit einem festen Griff unter ihr hochgetragenes Kinn ab und schleuderte sie mit aller Kraft vor mir auf den Boden.

Schmerzerfüllt weinend versuchte die abgewrackte Schulkönigin, auf dem Rücken liegend, mit ein paar verzweifelten Hand- und Fußbewegungen, vor mir wegzurobben, sodass der Steinboden unter ihren Absätzen kratzige Geräusche von sich gab.

Emotionslos beobachtete ich diesen peinlichen Überlebensversuch und folgte ihr langsam.

,,Verrat muss bestraft werden", kalt ließ ich meine Pistole herunter und stellte mich, ihre Hüften mit meinen Füßen umschließend, über sie.

Ruckartig hockte ich mich über den zuckenden Leib, um mit meinem linken Zeigefinger sanft über die rosigen Wangen der sichtlich verwirrten Hure zu gleiten.

Ohne meine Augen von den ihren abzuwenden, leckte ich lasziv ihre salzigen Tränen von meiner Haut, bevor meine Hände ihren Hals blitzartig nach unten rammten.

Wütend vergrub ich meine Fingernägel über ihrem Nacken in das weiche Fleisch, während ich meine Daumen auf ihren kleinen Adamsapfel presste. Ich befürchtete beinahe, dass ich ihn ihr direkt durch Luft- und Speiseröhre drücken würde.

Noch wehrte sich Sarah fieberhaft mit Schlägen, kleine Wunden in meine Haut reißend, krampfhaft austretend, doch ich war stärker und ihre glucksenden Laute verstummten allmählich.

Die Adern in meinen Armen schwollen an, pulsierten ersichtlich im Takt mit meinen angespannten Muskeln, die der Sterbenden, mit einigen Schlägen auf den harten Beton, versuchten den letzten Lebenssaft auszuprügeln.
Sarah bewegte sich bereits seit einigen Minuten nicht mehr, doch ich konnte meine Hände noch nicht von ihr nehmen. Wie hypnotisiert verlor ich mich in den blutunterlaufenden Augäpfeln. Es ging mir etwas besser, jetzt, wo das Herz dieser Fotze nicht mehr schlug, aber es gab noch andere.

Sirenen in der Ferne rissen mich letztendlich aus meiner Trance. Ich hatte nicht mehr allzu viel Zeit, aber noch einiges vor. Meine brennenden Handgelenke massierend, richtete ich mich auf und ging, meine Browning 9mm aufhebend und in der Seitentasche verstauend, zur Treppe.

Während ich pfeifend am Geländer entlang hinunter, zur Cafeteria joggte, las ich mir Noahs letzte Nachricht durch.

26.08.2014; 10:32 Uhr
Absender: Noah

Ic h glaub ich bin unstelllt. habe großej angst ch habe glaub 3 menschen umgebracht. Trozdem danke das du imer da warst,hab dixh lieb.

Wie konnte ein Mensch nur so übermäßig und lächerlich sentimental sein. Mittlerweile wurde dieser Vollidiot sicher schon geschnappt und ein Termin für seinen Prozess gemacht, der ihn auf direktem Wege in den ärschefickenden Jugendknast verschiffen wird. Vielleicht gefällts ihm ja sogar, aber ich würde nicht als Witzfigur von irgendwelchen Spinnern im Internet als ungeouteter Lover von Noah verkauft werden.

Gerade als ich seine letzte Nachricht gelöscht hatte, fiel mir die Benachrichtigung von WhatsApp auf.

Luce

26.08.2014

Also ich bin hier, falls dir irgendwas dazwischen gekommen ist und ich habe eine Überraschung, die dir gefallen wird. Liebe dich. - 10:39 Uhr

Warte, ist das deine Art, mit mir Schluss zu machen? In dem Fall wäre mir 'nen Anruf dann doch lieber als mich hier stehen zu lassen. - 11:02 Uhr

In dem Moment, in dem mein Gehirn die letzten Zeilen gelesen hatte, blieb ich, wie angewurzelt, auf der Hälfte der leeren Treppe stehen und klickte auf das Icon für die Sprachnachricht. Hustend und schluckend kämpfte ich gegen den Kloß in meinem Hals an, doch der zittrige Stimme blieb: ,,Luce. Ich. Luce, du weißt, dass ich nie an Gott geglaubt habe, aber ich weiß auch nicht, wie ich mir deine makellose Perfektion sonst erklären sollte. Ich hoffe, du kannst mir das hier verzeihen, aber bitte... Bitte, tu dir nichts an, niemals, allein der Gedanke daran, wie Tränen dein wunderschönes, wunderschönes Gesicht beschmutzen könnten..."

Einige Male musste ich tief durchatmen, dieses niederdrückende Gefühl in meiner Brust wegschieben, bis ich eindringlich und ernst fortfuhr: ,,Jedenfalls könnte ich niemals, nicht in diesem und nicht im nächsten Leben, mit dir Schluss machen. Du bist alles, meine Luce, und ich liebe dich auf eine Art, die ich selbst nicht vollkommen erfassen kann. Ich liebe dich. Ich liebe dich mehr als mein Leben."

Abgeschickt. Gedankenverloren schaltete ich mein Handy aus und torkelte zur verriegelten Doppeltür, hinter der sich ein Großteil der Schule unter kaugummibekleisterten Tischen versteckt haben wird.

Noch einmal ließ ich meinen Nacken unter einem Kopfrollen knacken und klärte meinen Rachen, bevor ich, mit vollkommener Verzweiflung in der Stimme, gewaltsam gegen das Holz hämmerte: ,,Hilfe! Bitte, ich habe ihn gesehen, den Mörder! Bitte, helft mir! Lasst mich rein, ich habe Angst, bitte!!"

Ich musste sogar so tun, als würde ich heulen, bevor sich endlich etwas, außer unverständlichen Diskussionen tat und die Barrikade hörbar abgebaut wurde. Irgendein schwächlicher Menschenrechtler macht immer auf.

Simuliert aufgelöst stolperte ich in den großen Raum, während hinter mir die Tische und Schränke wieder aufeinander gestapelt wurden, und sah in hunderte von neugierig verängstigte und verstörte Gesichter.

Irgendwo aus der linken Ecke tat sich bald eine männliche Stimme hervor: ,,Also, wer ist dieses verrückte Arschloch?"

Sofort schlossen sich andere, der Frage nach der Identität des Mörders an: ,,Ja, wie sieht er aus?"

,,Wieso fragt ihr, er steht doch direkt vor euch", mit einem breiten Grinsen, spürte ich, wie mein Mantel an meinem elektrisierten Körper herunterrutschte und sich das Sturmgewehr aus der Halterung, in meine starken Hände schmiegte.

PsychopathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt