26.08.2014; 7:10 Uhr

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Meine rot unterlaufenen Augen brannten unter dem Staub, der sichtbar im ersten Lichtstrahl, der sich den Weg durch meine grauen Jalousien bahnte, wirbelte. Trotzdem konnte ich sie nicht mehr schließen.

Seit über drei Stunden lag ich nun einfach da und starrte abwechselnd das Metallkästchen, das ich spielerisch zwischen meinen Fingern umher gleiten ließ, und die, von meinem, im pubertären Wahn, zum Spaß geworfenen Jagdmesser, zerkratzte Zimmerdecke.

Ich schwankte immernoch zwischen Euphorie, Anspannung und Sorge, um Luce. Einen Moment hatte ich daran gedacht, sie einfach mit in den Tod zu nehmen, aber es ist auch für mich als Atheisten schwierig daran einen Glauben zu verschwenden, dass da noch etwas Besseres auf der anderen Seite auf uns wartet, als vermodertes Fleisch und Maden, die sich durch unsere graue Gehirnmasse fressen.

Vibrierend erstahl sich mein Handy die Aufmerksamkeit, die es von meinem, mit Papier und Büchern zugemülltem Nachtschrank in meine knochige Hand beförderte.

Es war Noah, der als rückgratlose Missgeburt dieser verweichlichten Gesellschaft bestimmt über Nacht ein paar Zweifel an seiner eigenen Macht und meinen Plänen entwickelt hatte.

26.08.2014; 07:12 Uhr
Absender: Noah

Hay Kit ich bin mir nicht siche r ob wir das wirklich durch ziehen sollte. Ich mein das sind unschzldige Menschen und wir geben uns doch gegenseitig Rueckhald. Spaeter sehn wir die Wixer doch nie wieder.

Seufzend tastete ich auf dem dunklen Parkettboden nach meiner abgenutzten Jeans, aus der ich, nach einigem Suchen eine Zigarettenschachtel fischte, in welcher noch zwei Kippen klapperten, von denen ich mir eine zwischen meine rauen Lippen schob und gleichzeitig begann eine Antwort an den Systemidioten zu tippen und mein silbern glänzendes Klappfeuerzeug unter meinem grauen, einst bestimmt mal weißem, Kopfkissen hervor zu kramen. Noch bevor ich die Kappe mit dem Daumen wieder zu schob um das Feuer erlöschen zu lassen, nahm ich einen tiefen Zug, sodass ich den Rauch förmlich spürte, wie er meine Lungen füllte und das Nikotin durch meine pulsierenden Adern floss.

26.08.2014; 07:19 Uhr
Empfänger: Noah

Guten Morgen, Noah. Ich verstehe dich da voll und ganz, ich lag auch die letzten Nächte wach und habe gegrübelt, wie du, aber wir töten doch keine unschuldigen Menschen. Ich meine, sowas könnte ich dir niemals verzeihen, so gern ich dich auch habe, Kumpel, aber es soll wirklich nur die treffen, die uns jahrelang leiden lassen haben. Siehst du denn nicht das Zeichen, das wir der Menschheit endlich geben? Niemand wird sich mehr trauen, jemand Anderes schlecht und respektlos zu behandeln, alle wären endlich spürbar gleichberechtigt. Erinnerst du dich denn nicht mehr an all die grausamen Dinge, die diese Amelie und Mirko dir angetan haben? Vor allen haben diese Monster dich bloß gestellt und du kannst mich, als deinen Freund, nicht belügen und sagen, dass es nicht mehr in deiner Brust schmerzt, jeden Tag. Das ist schlimmer, als der Tod von arroganten Schweinen, die sonst sicher unverdient zu Bossen von tausenden Menschen werden, die unter ihnen leiden müssen, aber das ist nur meine Meinung, ich will dich natürlich zu nichts zwingen. Dachte nur mir sei dein Rückhalt sicher, naja...

Unter einem diabolischen Auflachen floss der dunkle Rauch durch meine sichtbaren Zähne hindurch.
Noah war ein dummes Sensibelchen, er würde mir diese Freundschaftsscheiße sicher abkaufen.

Während er in seinem Kaff, 3 Stunden von meinem Wohnort entfernt, also gerade eine Träne vergießen würde, weil ihn ,,endlich jemand versteht" und er ,,einen ehrlichen und aufrichtigen Freund gefunden hatte", drückte ich mich, Handy und Metallschachtel liegen lassend, von meinem knarksenden Bett hoch und ließ sitzend meinen Nacken mit einigen, drehenden Kopfbewegungen knacken.

Penetrant an meine Tür hämmernd, machte sich nun auch eine frauliche Stimme bemerkbar: ,,Alles Gute zum Geburtstag, Geburtstagskind! Willst du Pancakes frühstücken? Oder darf ich kurz rein kommen?"

PsychopathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt