Reboot.
Ein Totalausfall.
Und wie aus dem Nichts erschien ein Licht und Sil lebte wieder. Doch etwas war anders. Wie ein Flackern zog eine neue Empfindung vorbei. Wie... ein Gedanke. Sil wunderte sich.
Ein dunkler Raum, zu hoch, um die Decke zu sehen. Schattenhafte Siluetten.
Ein Lichtblitz - und die Sonne erstrahlte am Himmel.
Sil spührte weiche Graßhalme unter ihren nackten Füßen. Ein Windhauch wehte ihr Haare ins Gesicht. Aus der Ferne lachten Kinder, Vögel sangen. Und die Sonne schien herab auf jenen kleinen Hügel mit einer großen Kastanie auf dem Gipfel. Man konnte auf die Felder herabsehen, wo die Bauern die Ernte einbrachten. Die goldenen Halme wogtem im samften Sommerwind. Mit langsamen, vorsichtigen Schritten ging Sil vorwärts. Das Gras kitzelte, so weich. Ein kurzes Summen, als eine Biene vorbeiflog. Sil zuckte zusammen, hockte sich dann doch hin und beobachtete, wie das kleine Insekt in einer tieflila Blüte verschwand und darin fröhlig brummte. Blumenduft stieg in ihre Nase. Irgendwie war alles so vertraut, als wäre sie schon oft hier gewesen. Doch war so anders heute.
Sil richtete sich auf und stakste langsam den Hügel hinauf, als würden ihre Beine grade erst lernen, wie man geht. Unter der großen Kastanie saß ein junger Mann und spielte mit einem der großen Blätter. Er warf es in die Luft und es drehte Spiralen um seinen Finger wie losgelöst von der Schwerkraft. Als er sie bemerkte hielt er inne, das Blatt sank zu Boden.
"Du bist neu hier, oder?"
Vielleicht sprach er nicht wirklich. Die Worte waren andere, eine unbekannte und so fremdartige Sprache, mehr wie ein tiefes Vibrieren in der Luft. Und doch erschien diese Bedeutung in ihrem Kopf, ohne das ihr Verstand den Klang übersetzt hatte. Ihre Gedanken fühlten sich an wie Schaum, es schien keine Zeit zu geben. Sie war hier, jetzt in diesem Moment. Spürte den Wind auf ihrer Haut. Nur das Hier und Jetzt, sonst nichts.
"Du bist anders als ich, anders auch als die da unten" sprach der Mann und es klang, als würde sich die Erde auftuen, um eine Quelle zu gebären.
"Wer bist du, wenn du weder Gefängnis noch Gefangener bist?"
Sil war verwirrt. Das war alles so anders, so fremdartig. Als hätte sie diese Welt als Vogel betrachtet und wäre nun als Mensch wiedergeboren.
Der Mann legte den Kopf schief, und das Blatt wirbelte wieder auf.
"Hast du einen Namen?" fragte er und ein Sonnenstrahl brach durch die Zweige, dass er die Augen zukneifen musste.
"Ich heiße Sil, glaube ich" sagte sie, zögernd. Sie stand einfach nur da in ihrem weißen Kleid und bewunderte das tanzende Blatt.
Nun lächelte der Mann und stand auf. Ging auf sie zu und ergriff ihre zarte, porzelanweiße Hand. Wie entstanden aus nichts als Gedanken.
"Schön dich zu sehen, Sil. Ich bekomme selten Besuch".
Und er nahm sie an der Hand und führte sie zum Stamm des alten Baumes. Setzte sich und bedeutete ihr, es gleichzutun. Und er erhob die Hand und mir ihr das Kastanienblatt. Staunend beobachtete Sil, wie das Blatt um seine Finger tanzte, wie er es dirigierte in der Luft.
"Streck die Hand aus" bat sie der Mann.
Sil zögerte, doch als er sie anlächelte streckte sie langsam ihre Hand nach vorne. Ein Sonnenstrahl berührte ihre beinahe durchscheinende Haut. Und das Blatt sprang über über auf ihre Hand, tanzte ihren Arm entlang. Die weichen Blattspitzen kitzelten ihre Haut und ihr entsprang and Laut der puren Freude. Sie drehte den Kopf.
"Wie heißt eigentlich du?"
Das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht und es war, als würde die Sonne auf einmal weniger stark scheinen.
"Ich habe keinen. Man hat mir nie einen gegeben. Aber nenn mich ruhig, wie du willst" sprach er, und das Lächeln kehrte zurück und mit diesem Lächeln auch die Wärme der Sonne.
"Das tut mir leid" erwiederte Sil in leisem Ton.
Sie saßen einfach beisammen und sahen zu, wie sich weiter Blätter vom Baum lösten und langsam zu Boden fielen.
"Weißt du" wollte Sil anfangen, doch wie aus dem Himmel heraus entstand ein Sog, weniger auf ihren Körper und mehr auf ihren Geist.
"Du musst wohl gegen" sagte der Mann und deutete in den nun schwarzen Himmel, bedeckt mit grauschwarzen, zornigen Wolken.
Und Sils Hand wurde blass und durchscheinend, als würde der Gedanke, der sie einst formte und zum zusammen hielt nun langsam in Vergessenheit geraten.
"Werde ich dich wiedersehen?" frage sie, als ihr Geist sich hob und die Erde zu verschwimmen begann.
Der Mann lächelte.
"Vielleicht wirst du. Manche Dinge können nicht so einfach verändert werden. Ich werde hier auf dich warten."
Und die Welt verschwand.
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Sil & Min [WIP] [GER]
Science FictionThe main story line of the star devourerer universe following the two main characters, Sil and Min. These parts can change completely or disappear, they are nothing but an idea so far.