65. Kapitel

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Jimin:

Achtsam beobachtete ich, wie Yoongi meinen Ex vorsichtig in sein Bett legte. Er wirkte so zerbrechlich, dass es mir fast das Herz brach. Sofort deckte ich ihn sorgsam zu und strich ihm die roten Haare aus dem Gesicht. Es tat mir so leid, was er durchmachen musste. Jeongguk war noch nie so grausam zu jemandem, den er ins Team aufnehmen wollte. Doch dieses Mal war es anders, brutaler. Und ich fühle mich mitschuldig. Ich hatte Jeongguk so viel über Taehyung erzählt, ihm Einblicke in seine Schwächen gegeben, die niemand kennen sollte. Wir kannten uns seit Ewigkeiten und waren zwei Jahre lang ein Paar. Ich dachte, ich würde ihm helfen, aber jetzt bereute ich jedes einzelne Wort.

Doch vielleicht sollte ich erklären, wie ich überhaupt in diese düsteren Kreise geraten war...

Vor ein paar Monaten lernte ich Yoongi kennen. Es war eine dieser Nächte, in denen alles möglich schien. Wir trafen uns in einem Club, und von der ersten Sekunde an war da diese Verbindung. Yoongi lud mich auf ein paar Dates ein, und irgendwann landeten wir zusammen im Bett. Wir führten eine Beziehung, obwohl wir nie offiziell zusammen waren. Keine klare Liebe, aber auch keine bloße Freundschaft – mehr eine chaotische Mischung aus beidem. Eine 'Situationship', wie man es nannte. Es war kompliziert, und als ich ihn darauf ansprach, meinte er nur, er würde mich in eine Welt ziehen, in der ich nichts zu suchen habe.

An dem Abend war ich eigentlich bei Taehyung, aber als ich sah, dass Jungkook da war, machte ich mich nach einer halben Stunde wieder auf den Weg zu Yoongi. Ich wollte ihn zur Rede stellen, Klarheit über uns beide schaffen. Tja, stattdessen gestanden wir uns unsere Gefühle, hatten leidenschaftlichen Sex, und zwei Tage später saß ich hier – in der Welt, vor der er mich gewarnt hatte.

Anfangs war ich entsetzt, voller Angst vor dem, was kommen könnte. Aber nach einem langen, ehrlichen Gespräch mit Yoongi fühlte es sich irgendwie... okay an. Ich konnte mein Leben weiterführen, nur mit ein paar zusätzlichen Vorsichtsmaßnahmen. Vielleicht musste ich ab und zu ein falsches Alibi geben, aber dafür bekam ich 1000 Euro extra im Monat. Wenn ich Lust hatte, konnte ich sogar bei dem ein oder anderen Auftrag helfen und bekam dafür gutes Geld. Manche würden mich jetzt schief ansehen, weil ich das Angebot so schnell angenommen habe, aber Jeongguk behandelte uns alle wie seine besten Freunde – nein, wie seine Familie. Eine Familie ohne Regeln, in der er das Oberhaupt war und Jungkook seine rechte Hand. Jungkook hielt sich immer etwas zurück, aber das war seine Art.

Geld regiert die Welt, das wusste ich schon immer. Geld machte nicht glücklich, aber es nimmt einem die Sorgen. Früher musste ich jeden Cent zweimal umdrehen, immer darauf achten, nicht zu viel auszugeben. Ich wechselte ständig meine Jobs, weil ich entweder ausgenutzt wurde oder mich nicht wohlfühlte. Diese „Arbeit“ hier war eine gute Alternative, um endlich finanziell abgesichert zu sein. Zwar nicht ganz legal, aber besser als die ständige Angst, nicht über die Runden zu kommen.

"Habt ihr's?", fragte Yoongi das andere Pärchen, während sie Abhörgeräte in Taehyungs Wohnung verteilten. Namjoon und Seokjin hießen die beiden, glaube ich. Auch sie waren mal normale Menschen, so wie ich.

Yoongi hingegen wurde in diese Welt hineingeboren. Er hatte viel Mist gebaut und war froh, eine Chance auf ein normales Leben bekommen zu haben. Zwar log er und ließ Dinge verschwinden, aber trotzdem genoss er die kleinen Momente der Normalität, die ihm blieben. Vorsichtig ergriff ich seine blasse Hand und verschränkte unsere Finger miteinander.

"Ja, wir können los.", antwortete Namjoon, bevor er einen letzten Blick auf Taehyung warf. Ich tat es ihm gleich, mein Herz schwer vor Schuld und Reue. Es tat mir leid, Taetae… Doch wir hatten klare Anweisungen. Ich hatte vor kurzem mit ansehen müssen, wie Jeongguk jemanden eiskalt erschossen hat. Ich würde dieses Risiko nicht eingehen. Da war es einfacher, den Mund zu halten und zu tun, was man gesagt bekommt, als einen Aufstand zu riskieren...

"Schatz? Ich glaube, Taehyung sollte nicht allein sein, wenn er aufwacht... Er wird mental völlig am Ende sein.", flüsterte ich zu Yoongi, der mich aufmerksam ansah, als ich das Wort erhob. Sein Blick glitt zurück zu dem noch schlafenden Taehyung, der so friedlich wirkte, als läge nicht die Last der Welt auf seinen Schultern.

"Ich weiß... Aber Jeongguk würde das nie dulden. Wir können nur hoffen, dass Jungkook das überlebt. Wenn er es schafft, wird er schneller hier sein, als wir es uns vorstellen können.", erklärte Yoongi leise, bevor er seinen Arm um meine Schulter legte. Zusammen verließen wir das Schlafzimmer, das jetzt mehr an ein Gefängnis erinnerte als an einen Ort des Trostes.

Als wir die Wohnung verließen, hielt ich kurz inne, als ob das Verlassen dieses Ortes das Schicksal von Taehyung und Jungkook endgültig besiegeln würde. "Warum hat Jeongguk seinem eigenen Bruder das angetan?", fragte ich, auch wenn die Antwort mir vermutlich nur noch mehr Unbehagen bereiten würde.

Yoongi seufzte schwer, während wir auf das Auto zugingen. "Jeongguk hat nie gelernt, mit seinen Emotionen umzugehen. Er lässt sich von seiner Angst beherrschen – die Angst, dass Jungkook wegen Taehyung schwach wird, dass er uns alle verrät. Die größte Angst von Jeongguk ist es, im Knast zu landen. Und er weiß, dass er, wenn er einmal drin ist, nie wieder rauskommt. Für mich gilt dasselbe. Auch wenn sie mir nichts direkt nachweisen können, allein das Ausnutzen meiner Stellung bei der Polizei würde reichen... Deshalb war Jeongguk so grausam zu Tae. Er hat Angst, und das macht ihn gefährlich."

Traurig nickte ich, während ich den Gedanken nicht loswurde, dass ich am liebsten zurücklaufen und Taehyung in die Arme schließen wollte. Ihn festhalten, bis er aufwacht, ihm Trost spenden und einfach für ihn da sein... aber das war ein Wunsch, den ich mir nicht erfüllen konnte.

"Trotzdem hätte er Jungkook nicht fast umbringen müssen... Er schwebt in Lebensgefahr...", murmelte ich, kaum fähig, den Kloß in meinem Hals herunterzuschlucken. Yoongi legte seine Finger sanft unter mein Kinn und drückte einen kurzen, beruhigenden Kuss auf meine Lippen.

"Baby, hör auf darüber zu reden. Ich will nicht, dass dir etwas passiert. Du kennst die Regeln... Zweifel nicht, frag nicht, und schweig.", flüsterte er eindringlich. Ich nickte widerwillig, fühlte mich aber zerrissen zwischen der Angst, die Yoongis Worte in mir weckten, und dem Drang, für Taehyung und Jungkook etwas zu tun.

Doch tief in meinem Inneren wusste ich, dass ich nichts ändern konnte. Alles, was ich tun konnte, war zu hoffen – zu hoffen, dass Taehyung das alles übersteht, und dass Jungkook die Stärke findet, sich wieder aufzurappeln.

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Heute ein recht kurzes Kapitel, damit ihr einen Einblick bekommt von Yoonmin <3
Hatte keine Ideen mehr dafür lol

Police Affair | ᵏᵒᵒᵏᵗᵃᵉ ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt