Chapter 4

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Ich wache auf und merke, dass die Sonne bereits aufgegangen ist. Langsam stehe ich auf und reibe mir dabei müde die Augen.
Meine Eltern müssten wie immer weg sein.
Ich hole meine Klamotten von unter dem Bett hervor und schmeiße sie in die Waschmaschine im Badezimmer.
Ich gehe auch direkt duschen, da ich mich trotz den feuchttüchern die benutzt habe klebrig fühle.
Ich steige in frische Klamotten und gehe in die Küche. Ich nehme den Zettel vom Kühlschrank und lese was mir meine Eltern hinterlassen haben.
Heute muss ich noch einkaufen und das Motorrad fertig machen. Immerhin braucht es der Freund von meinem Vater ja zurück.
Aus der Schublade und unterhalb dem Besteck Korb nehme ich 20$ heraus. Dort verstecken wir immer Geld für Notfälle oder eben Geld mit dem ich einkaufen soll.
Mit zwei Tüten verlasse ich mein Zuhause und laufe rüber zu Emilios Tür. Er muss zu 100% auch heute einkaufen, da sich unsere Mütter immer absprechen.
Die Tür geht auf und Emilio tritt hinaus, ebenfalls mit einer großen Tüte in der Hand.
Vielleicht erzählt er mir ja heute etwas... ich werde es aus ihm kitzeln.
„Morgen mi hermosa" meint er grinsend und stopft seinen Einkaufszettel in seine Hosentasche.
„Morgen du Schlafmütze" grinse ich und will gerade loslaufen als er mich aufhält.
„Lass uns doch fahren" meint er und hebt seine Motorradschlüssel hoch.
Ich drehe mich zu ihm um und ziehe meine Augenbrauen zusammen.
Tank ist nicht billig und für diese kleine Strecke würde es sich nicht einmal lohnen. Es sind ja nur 20 min die wir laufen müssten.
„Sicher? Tank ist nicht gerade billig" erkläre ich woraufhin er nur die Augen verdreht.
„Schon klar, aber mach dir doch nicht immer so viel Sorgen um Geld" erklärt er und läuft zur Garage.
„Den Tank zahlt er doch mittlerweile von seinen Straßenrennen"
Ich folge ihm bloß, nehme einen Helm und ziehe in auf. Er tut es mir gleich und setzt sich auf. Ich setzte mich hinter ihm hin und wir fahren zum Supermarkt in unserem Kaff.
Dort angekommen schlendern wir durch die Flure.
„Hey schau mal" kommt es von ihm. Ich drehe mich um und sehe wie er aus dem Gegenüberstehenden Regal eine Packung Nerds aus dem Regal holt. Die haben wir immer als Kinder gegessen, bis man sie hier aus dem Sortiment genommen hat. Doch jetzt sind sie wieder da.
Ich nehme die Packung aus meiner Hand und grinse als ich daran denke wie wir sie mit Cola gemischt haben.
„Cola?"frage ich
„Cola." antwortet er.
Nachdem wir unseren Einkauf erledigt hatten setzten wir uns an den Bordstein und mischen die Cola mit den Nerds, wodurch natürlich ein kleiner Vulkan entsteht.
Schnell versuchen wir den Brause-Vulkan zu trinken, wobei mir jedoch Cola durch die Nase fließt.
„Scheiße!" rufe ich und fange an zu husten.
Emilio lacht sich nur den Arsch ab.
Das brennt höllisch! Aber ich muss auch grinsen als ich ihn lachen sehe.
„Ich wünschte wir wären wieder Kinder, damals mussten wir nicht so viele Entscheidungen über unsere Zukunft treffen" fange ich an als ich mir meine Nase mit einem Taschentuch säubere.
Emilio zuckt mit den Schultern.
„Aber jetzt haben wir endlich volle Kontrolle darüber was wir machen wollen und können. Ich kann endlich studieren und mir ein besseres Leben ermöglichen" entgegnet er.
Da hat er recht. Trotzdem fallen einem die Entscheidungen nicht so leicht.
„Ich glaube aber, die schwierigste Phase steht uns noch bevor" meine ich.
„Was meinst du damit?" fragt er.
„Das Studium müssen wir ja auch irgendwie finanzieren... und du weißt wie es bei uns finanziell ist" erkläre ich.
Er verharrt kurz einen Moment gedankenversunken und nickt langsam.
„Lass uns losfahren" sagt er als er aufsteht und mir die Hand reicht, die ich entgegennehme und vom Boden aufstehe.
Den restlichen Tag verbrachte ich dann in der Garage, in der ich das Motorrad endlich fertigestellte.
Am Abend kam dann der besagte Freund und holte es schließlich ab. Dass wars dann wohl mit dem Verfolgen von Emilio.
Gerade wo ich darüber nachdachte, wie ich dass ganze jetzt anstellen sollte halte ich eine Nachricht von Maria.
„Hey, heute Abend geht wieder ein rennen um 3:30 Uhr startet der erste" schreibt sie worauf ich antworte dass ich heute nicht fahren kann, weil ich kein Motorrad mehr habe.
„Ist gar kein Problem! Ich hole dich ab wenn du willst" antwortet sie, wobei ich immer noch glaube dass sie denkt sie ist mir etwas schuldig.
„Ja das wäre perfekt... Aber Emilio sollte nichts mitbekommen. Ich schreib dir wenn er weg ist" schreibe ich was sie nur bejaht.
Als es dann soweit ist, läuft alles nach Plan.
Emilio verlässt das Haus wie jeden Abend weswegen ich direkt Maria schreibe.
Nach ein paar Minuten steht sie auch schon an der Bushaltestelle nicht weit von unserem Haus.
Ich schleiche hinaus und laufe auf sie zu.
„So trifft man sich wieder" sagt Maria glücklich und wirft mir einen Helm zu.
„Gestern habe ich dich garnicht ohne Helm gesehen, aber irgendwie wusste ich schon wie du aussiehst Cami" meint sie nun.
Meint sie ich sehe so aus wie ich heiße? Ich nehme dass mal als Kompliment.
Geschickt fange ich ihn und setzte ihn auf.
„Ich muss ihn ja im Auge behalten" meine ich grinsend und steige auf. Gemeinsam fahren wir an dieselben Kreuzung wie gestern.
Es befinden sich wieder genauso viele, wenn nicht sogar mehr Menschen auf den Straßen. Ich denke morgen haben auch viele frei, da morgen Sonntag ist.
Ich steige von ihrem Bike ab und nehme etwas zögerlich den Helm ab, nachdem ich mich umgestaut habe.
Ich hoffe er sieht nicht hier nicht.
„Keine Sorge, jeder der heute ein rennen fährt macht sich auf der anderen Straßenseite fertig" meint sie und zeigt in eine Seitengasse auf der anderen Seite, in der viele Motorräder geparkt sind.
Etwas erleichtert atme ich aus und schaue mich um.
Neben Maria, die ihren Helm verstaut taucht nun ihr Bruder auf der mich von oben bis unten mit seinem Blick abscant.
Er grinst und kommt auf mich zu.
„Maria, wen hast du mitgebracht? Bist du ihre Freundin?" meint er mit verschmitztem grinsen.
„Ich bin Alejandro" stellt er sich vor und zwinkert.
„Und wer bist du? Ich hab dich noch nie zuvor gesehen" meint er nun und kommt noch näher.
Ich verschränke meine Hände vor der Brust und ziehe meine Augen genervt zusammen.
„Ich bin die der du gestern dein Getränk übergeleert hast" meine ich mit Erinnerung an die Beleidigungen die an meinen Kopf geworfen hat.
Er gehört zu der Sorte von Jungs, die nur naive Mädchen freundlich behandeln. Solche Menschen kann ich nicht leiden.
„Vete a la mierda alejandro" ( Verpiss dich Alejandro) sagt nun auch Maria genervt.
Als er realisiert wer ich bin wirft er nur seine Hände vor die Brust und macht einen Abgang.
„Sorry aber er kann ein echter Arsch sein" erklärt sie.
Ich nicke nur.
„Gleich gehts los... man bin ich durstig" gebe ich zu und schaue in die Menge.
„Warte kurz ich hole uns was, willst du Bier?" fragt sie als sie sich davonmachen will.
„Ja, warte aber ich komme mit" meine ich und eile ihr hinterher.
Von einem Bierkasten welcher neben einem Auto steht, holen wir uns jeweils eine Flasche und zahlen dem Typ der sie gekauft hat sein Geld.
„Also Emilio sollte heute als letzter fahren" erklärt sie den Plan.
„Als erster fährt jetzt Ricardo, der von seinem Freund Aiden angestiftet wurde gegen hinzu fahren. Es ist eher ein Freundschaftliches Rennen als dass es wirklich um wichtiges Geld geht" fügt sie hinzu.
Wir beide gehen näher an die Startbahn, bleiben jedoch trotzdem im Sichtschutz der Menge.
Als ich die beiden sehe weiten sich meine Augen. Es ist der Schönling und sein Freund.
„Welcher ist wer?" Frage ich verwirrt und schaue zu ihr rüber. Geschockt weitet sie ihre Augen und spuckt fast ihr Bier aus.
Noch verwirrter hebe ich jetzt meine Augenbrauen.
„Du weißt nicht wer Ricardo ist? Ricardo?!" fragt sie geschockt und wischt ihre Lippen mit ihrem Arm ab.
Doch bei mir klingelt nichts und ich schüttele meinen Kopf.
„....Ricardo Díaz?!" fragt sie erneut. Doch erneut klingelt nichts bei mir. Vielleicht habe ich den Namen Díaz schonmal gehört aber Ricardo noch nie.
„Ehm... also es ist der auf der weißen Ninja" erklärt sie nun immer noch verwirrt darüber dass ich ihn nicht kenne.
„Was ist den so besonders an dem ?" hinterfrage ich und schaue ihn genau an.
Ist er irgendwie berühmt oder so.
„Also als ich mit ihm geredet habe war er ein Arsch" füge ich hinzu und nehme einen Schluck von meinem Bier.
„Du hast mit ihm geredet und du weißt nicht wer dass ist?" hinterfragt sie und reibt sich gestresst an der Stirn.
„Ja.. aber da war ich auch sturzbesoffen" erkläre ich Schulterzuckend und nehme die Flasche von meinem Mund weg.
Aber wer ist er denn jetzt? Ich verstehe nur Bahnhof.
Doch gerade als ich meine nächste Frage stellen wollte ertönen die Motorgeräusche der Bikes und die Menge werden lauter.
Alle sind heiß darauf zu erfahren wer von beiden gewinnt ( und um ehrlich zu sein ich auch).
„Er gewinnt sowieso" meint Maria und zuckt mit den schultern.
„Warum denkst du dass?" frage ich sie und ziehe meine Augenbrauen zusammen.
„beim letzte Mal als er ein rennen verloren hat war er 15 Jahre alt... dass ist 3 Jahre her" meint sie.
Und so kommt es auch. Er gewinnt und sein Freund regt sich richtig auf, da Ricardo ihn mit einem deutlichen abstand überholt hat.
Ein paar Mädchen renne auf die Fahrbahn und bilden einen Kreis um Ricardo, der jetzt seinen Helm abzieht.
Ist er so etwas wie ein Mädchenschwarm. Sollte ich ihn daher vielleicht kennen?
Ich blicke nach links um Maria erneut zu fragen, doch von ihr ist keine Spur.
Ich sehe sie in der Ferne ihr Geld einsammeln. Sie hat gewettet. Sie schaut zu mir rüber und hält triumphierend das Geld in der Hand.
Bei dem Anblick muss ich ebenfalls lachen. Sie kommt wieder rüber und zählt die Scheine.
„Ricardo ist eine sichere Geldquelle" meint sie fröhlich.
„FUC DIE POLIZEI" ruft einer aus der Menge.
Plötzlich ertönt eine Sirene und alle fangen an zu rennen. Fuck. Was machen die hier.
„Scheiße BRINGT DASS SCHEIß GELD HER WEG. PRONTO" ruft Maria und eilt zum Tisch mit dem Geld wobei sie die letzet Scheine austeilt.
Nun rennt sie wieder zu mir, packt meinen Arm und rennt im Schutz der Menge weg.
„Wir laufen zu mir nachhause." meint sie und zieht mich in die Nächste Ecke. Doch dabei drängen sich viele Menschen zwischen uns und wir entfernen uns voneinander.
„Scheiß drauf. LAUF CAMI! RENN WEG!" ruft sie von ganz hinten.
Ich tue wie mir gesagt und renne ohne anzuhalten, bis ich keine Sirenen mehr hören kann.
Ich halte an einer Gasse und lehne mich an die Wand.
Das ist doch alles scheiße.
Ich muss selber über mich lachen, wenn ich daran denke, dass ich nicht einmal etwas illegales getane habe, aber dafür trotzdem in den Knast wandern könnte.
Vor sowas hatte ich immer Angst.
Ich blicke kurz nach rechts, wo sich eine weiter Seitengasse befindet und erkenne dort Ricardo auf seinem Bike. Er schaut gerade mit dem Rücken zu mir um die Ecke um zu sehen ob dort die Polizei kommt. Als er sich umdreht verharrt kurz erschrocken und atmet dann wieder beruhigt aus.
Er schaut noch in die Kreuzung hinein. Als er merkt, dass diese auch frei ist blickt er wieder zu mir. Sein Visier ist nach oben geklappt weswegen ich seinen verwirrten Blick sehen kann.
Er scannt mich als würde er überlegen ob er mich kennt.
Kann er sich an mich erinnern?
Licht erleuchtet die Kreuzung und ich höre ein Auto anfahren. Ricardo schaut vorsichtig um die Ecke. Und symbolisiert mir dass ich still bleiben soll.
Das sind dann wohl die Polizisten. Ich wage es nicht einmal zu atmen. Sollten sie mich hier finden bin ich am Arsch.
„Warte kurz... schau mal" kommt es aus dem Polizeiwagen.
Ein kleinere Licht leuchtet auf den Boden, während das Auto immer noch am fahren ist.
Ich Blicke auf den Boden und erkenne meine Schlüssel, die ich vermutlich gerade fallen gelassen habe.
Nein, nein, nein, dass kann nicht sein.
Jetzt bin ich am arsch. Mit den Schlüssen werden sie mich finden und zu Fuß bin ich sowieso zu langsam. Mein Puls steigt in die Höhe und meine Atmung wird schwerer.
Ich blicke kurz nach rechts zu Ricardo der jetzt auch meine Schlüssel und meinen verzweifelten Blick sieht.
Er deutet mit den Fingern an, dass ich mich auf die mir gegenüberliegende Wand hinsetzen soll. Langsam lasse ich mich an der  anderen Wand heruntergleiten und bleibe sitzen. Links vor meinen Füßen liegen die Schlüssel. Der Lichtpegel erwischt mich nur um ein paar Zentimeter nicht.
Mein Gehirn hat komplett abgeschaltet. Sie werden mich finden.
Das Polizeiauto kommt an der Kreuzung an. Doch plötzlich startet Ricardo sein Bike und rast von dem Polizeiwagen weg. Das Polizeiauto schaltet seine Sirenen an und rast ihm hinterher ohne mich überhaupt gesehen zu haben.
Schnell hebe ich meine Schlüssel auf und renne den restlichen Weg nachhause.
Dabei muss ich die ganze Zeit daran denken, dass er mir geholfen hat. Ohne ihn wäre meine Zukunft am Arsch.
Er hat mich gerettet, obwohl er mich nicht einmal kennt.
Zuhause angekommen schleiche ich mich zurück und bleibe eine weile auf dem runden Teppich in meinem Zimmer sitzen.
Um ein Haar wäre alles vorbei gewesen. Emilio ist mir endlich eine Erklärung schuldig.
Ich konnte garnicht schauen ob Emilio schon zuhause ist. Ich hoffe nur er wurde nicht erwischt. Nicht so kurz vor seinem Studium.

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Guten Tag Leute
Und Gute Nacht Leute.... Ich geh jetzt auch mal pennen
:3

My Neighbor is a Gang memberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt