Kapitel 5 (Mallory)

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Wie dumm konnte man nur sein?! Wer war so verrückt und zwang sich und sein armes Pferd bei diesem Wetter nach draußen. Am liebsten hätte ich Ihn einfach dort liegen gelassen und nur das Pferd in den Stall gebracht. Das konnte ich natürlich nicht machen, dafür war der Mann, der dort halb tot vor mir im Schnee lag, viel zu Mitleidserregend. 

Also brachte ich das, auch stark erschöpfte, Pferd in den Stall. Als es die Wärme fühlte wieherte es einmal leise und bewegte sich langsam in Richtung des Heus. Ich war mir nun sicher dass, das Pferd gut aufgehoben war und rannte jetzt wieder nach draußen.

 Ich stapfte so schnell wie möglich durch den Oberschenkelhohen Schnee. Wenn ich mich nicht beeilen würde, wäre der Mann wahrscheinlich komplett erfroren. Auch mir wurde, trotz Stiefeln und Mantel, auch langsam kalt. 

Als ich ihn endlich erreichte spürte ich meine Finger kaum noch, schaffte es aber trotzdem unter seiner kalten Haut einen Puls zu finden. Sein Herz schlug langsam, aber trotzdem regelmäßig. 

Ich griff ihm unter die Arme und versuchte ihn, in Richtung Stall zu schleppen. Aber dieser Klumpen aus Muskeln bewegte sich so gut wie gar nicht. Der Schnee machte es auch nicht gerade einfacher. Ich versuchte nochmal mit all meiner Kraft ihn zumindest ein paar Meter zu bewegen aber schon nach einem Meter viel ich nach Hinten um und landete im Schnee. Ich verfluchte die Götter und dann entschuldigte ich mich ganz schnell, weil ich könnte gerade eher die Hilfe der Götter gebrauchen. 

Mein Haar war nun voller Schnee und mir war noch kälter als vorher. Ich begriff dass ich diesen Muskelhaufen nicht ohne Hilfe ins warme bringen konnte. Ich lies ihn liegen und stapfte schneller als vorhin zurück zum Stall. Wenn ich sein Herz nicht bald beschleunigen würde hätte ich noch eine Leiche zu verzeichnen. Das wollte ich unbedingt verhindern also rannte ich durch den Stall, holte Halfter und Zügel sowie ein Seil. Ich sah mich um und entschied mich dass Lieselotte mir es am ehesten verzeihen würde, wenn ich sie bei diesen Temperaturen nach draußen zwang. Sie war eine zahme Stute die hier in Syndril Zuhause war.

 Ich spannte sie ein und führte sie aus dem Stall. Uns schlug kalter Wind entgegen als wir uns zurück zu dem Mann im Schnee kämpften. ,,Wenn er wieder vollkommen Gesund ist, schuldet er dir so viele Karrotten wie du nur essen kannst, Lieselotte!" rief ich dem Pferd entgegen. Sie wieherte nur zustimmend und ich musste Schmunzeln.  Als wir ihn erreicht hatten band ich das mitgebrachte Seil um seinen Fuß und signalisierte Lieselotte sie solle sich in Bewegung setzten. 

Die Stute war Problemlos in der Lage ihn durch hohen Schnee zu ziehen. Ich sollte wohl mehr an meiner Muskelkraft arbeiten. Er tat mir ehrlich ein wenig Leid wie er durch den Schnee gezogen wurde, mit den Füßen voran und halb im Schnee eingesunken. 

Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten wir endlich den Warmen Stall und auch ich war inzwischen ordentlich durchgefroren. Lieselotte schüttelte den Schnee von ihrem Körper ab und wieherte. Ich intepretierte es als: ,,Bind endlich dieses Seil von mir los!" Ich band das Seil los, an dem immer noch der Fuß des Mannes hing und brachte sie zurück in Ihre Box. 

Jetzt lag er da immer noch fast erfroren, nur war er jetzt auch von oben bis unten mit Schnee bedeckt. Das würde eine Menge Arbeit werden ihn zu Heilen. Mit meiner letzten Kraft zog ich ihn zu einem Heu Haufen und zog ihm Mantel, Hemd sowie die Stiefel aus. Seine Haut war ganz weiß und fühlte sich an wie Schnee. Ich legte meine Hand auf seine Brust und lies die Magie geschehen. Ich beschleunigte seinen Puls damit sein Blut wieder in alle Körperteile gepumpt wurde. Wobei es so aussah als wären ein paar Zehen an seinen Füßen nicht mehr zu retten. Naja lieber ein paar Zehen weniger als Tot, würde ich mal sagen.

 Als seine Haut wieder etwas Farbe besaß und sein Puls sich normalisiert hatte, schleppte ich ihn vor den Kamin. Ohne den ganzen Schnee war es deutlich einfacher ihn zu bewegen. 

Nun im Licht des Feuerscheins konnte ich ihn besser betrachten. Er hatte breite Schultern, einen Muskolösen Oberkörper und dunkel braunes Haar. Er sah nicht aus wie ein Syndrille eher wie ein Oskander. Ich betrachtete ihn genauer als mir eine kleine Narbe an seiner Schulter ins Auge fiel. Panik breitete sich in mir aus. Das musste Zufall sein das der Fremde genau die selbe Narbe hatte wie Prinz Kian. Ich hatte ihm, im Auftrag des Königs, damals eine kleine Wunde, die er sich bei seinem Kampftraining zugezogen hatte, geheilt. Inzwischen konnte ich wunden verschließen ohne Narben zu hinterlassen aber ich war damals noch so jung gewesen. Das war das einzige mal in dem ich direkten Kontakt mit dem Prinzen hatte.

Mir erschien sein Gesicht in Gedanken. Zu dem Zeitpunkt als wir uns das letzte mal gesehen hatten. Es war auf dem Ball gewesen. Er sah für sein Alter viel zu Ernst aus. Er stand auf der einen Seite des Saals und unterhielt sich mit irgendwelchen Grafen. Ich stand auf der anderen Seite und beobachtete die tanzenden Menschen mit ihren wunderschönen Kleidern. Unsere Blicke trafen sich für einen kurzen Moment. Aber er wandte sich sofort ab und vertiefte wieder in das Gespräch mit den Adelsleuten. 

Ich schaute wieder den Fremden vor mir an und erschrocken stellte ich fest das er aussah wie der Prinz. Aber das konnte doch nicht sein. Kian war im Schloss und war wahrscheinlich schon zum neuen König von Oskandor gekrönnt worden. Was würde er in einem fremden Königreich tuen, mit einem welches mit Oskandor sogar Streitigkeiten hegte? 

Ich riss die Augen auf und viel Rückwärts auf den Boden. Erschrocken wich ich zurück aber ich lies ihn nicht aus den Augen. Der Fremde war Kian! Er war der Thronfolger von Oskandor! 

Jetzt wurde mir einiges klar. Er hatte mich verfolgt. Er hatte mich gejagt um Rache zu nehmen an dem Tod seines Vaters! Und ich rettete ihn auch noch. Angst kroch in meiner Knochen als ich realisierte dass er mich auch weiterhin jagen würde. Er würde mir niemals verzeihen. Ich musste etwas tun... Ich hätte ihn nicht retten dürfen. Das würde mein Ende sein, wenn ich nichts unternahm...

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 24 ⏰

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