Kapitel 9 - Wenn Lügen das Licht der Welt erblicken

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So wie die Sonne selbst in den dunkelsten Momenten

einen Weg findet zu scheinen,

so findet die Wahrheit ihren Weg ans Licht.

Magnus - 12 Jahre zuvor

Vor gut drei Monaten hatte Magnus mit seinem Training angefangen. Sein Ziel war es, eines Tages Mitglied eines Teams zu werden, das Einsätze außerhalb der Sicherheitszone durchführte. Er hatte nicht vor, aktiv zu kämpfen. Nein, seine Aufgabe wäre dann, das Team als Arzt zu begleiten, um im Ernstfall Leben zu retten oder Verletzungen zu versorgen. Doch damit er das tun konnte, musste er eine Grundausbildung im Nahkampf, an der Waffe und in anderen lebensrettenden Bereichen absolvieren. Damit er sich und die anderen im Notfall schützen konnte.

An diesem Morgen war er mit Alec unterwegs. Sie fuhren auf ihren Quads durch die verlassenen Straßen der Stadt und suchten nach Spuren von wilden Tieren oder Forsaken. Der geplante Schutzzaun war noch nicht vollständig errichtet und so wurden jeden Tag Teams hinausgeschickt, um nach Auffälligkeiten Ausschau zu halten.

Es war ein sonniger Sommertag. Nur wenige Wolken waren am Himmel zu sehen und Magnus genoss es, den begrenzten Räumlichkeiten des Bunkers für ein oder zwei Stunden entfliehen zu können.

"Wir biegen da vorne in die nächste Straße und folgen der Hauptstraße bis zum Zaun", sagte Alec und gab zusätzlich ein Handzeichen, um die Richtung anzuzeigen.

"Verstanden", antwortete Magnus und fügte in einem tieferen, heiseren Ton hinzu: "Leutnant."

Die Antwort war ein leises Keuchen und Magnus grinste zufrieden.

Die Häuser entlang der Hauptstraße waren allesamt vom Schwarzregen bewachsen und es war nicht mehr viel von den Häuserfronten zu sehen, sofern sie denn überhaupt noch aufrecht standen. Magnus warf einen Blick auf seine Anzeige. Die Belastung der Luft war hier besonders hoch.

Es dauerte nur wenige Minuten und sie erreichten den bereits fertiggestellten Bauabschnitt. Sie folgten dem gut drei Meter hohen Schutzzaun, um nach Schäden zu suchen. Sie hatten schon fast das Ende erreicht, das direkt mit einer stabilen Häuserwand verbunden war, da stoppte Alec. Er gab ihm ein Zeichen mit der Hand. Sie hatten einen Durchbruch. Mist.

Magnus trat auf die Bremse und kam neben Alec zum Stehen. Sie stiegen von ihren Quads ab und schauten sich den Schaden genauer an. Das Loch war groß genug, dass ein Forsaken hindurchpassen konnte. Die Beschädigung zeigte auf jeden Fall, dass sich etwas Größeres daran zu schaffen gemacht hatte. Etwas, das ausreichend Kraft gehabt hatte, um die Metallstreben nach innen zu biegen.

"Magnus, gib im Ops Bescheid. Ich schaue mir die nähere Umgebung an. Vielleicht gibt es irgendwo weitere Spuren."

"Alles klar."

Magnus drückte einen Knopf an seinem Helm und sofort hörte er das leise Knistern einer bestehenden Funkverbindung.

"Bane an Ops", sprach er in das Mikro in seinem Helm.

"Ops hört", ertönte die Stimme von Andrew in seinem Ohr.

"Wir haben ein Loch im Zaun."

"Mist", fluchte der Sicherheitschef. "Wisst ihr schon, was es ist?"

"Nein, Alec sucht gerade nach weiteren Spuren. Es war auf jeden Fall größer. Mindestens ein Wolf oder vielleicht sogar ein Bär." Oder ein Forsaken, fügte er in Gedanken hinzu. Er brauchte es nicht auszusprechen. Andrew wusste auch so, dass die Chance bestand, dass ein Verlorener das Loch verursacht haben könnte.

"Okay, meldet euch, wenn ihr mehr herausgefunden habt und seid vorsichtig."

"Machen wir."

Magnus beendete die Funkverbindung und drehte sich zu Alec um. Der kam auf ihn zu und anhand der Körperhaltung wusste Magnus, dass Alec keine weiteren Spuren gefunden hatte.

Liebe mich im Schatten unserer Erinnerungen (🇩🇪)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt