Kapitel 28 - Am Anfang einer Reise

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Das Ende einer Reise ist nicht immer das Ziel.

Zweifel und Ängste mögen dich auf dem Weg überkommen.

Lass dich davon nicht vom Pfad abbringen.

Genieße die Reise und sei stolz auf jeden Schritt.

Bleibe geduldig mit dir selbst und du wirst wachsen.

Magnus

In den ersten beiden Tagen, nachdem Alec nach Kansas City aufgebrochen war, konnte Magnus sich noch erfolgreich von dem Gedanken ablenken, dass Alec für eine ganze Woche weg sein würde. Tagsüber verbrachte er viel Zeit auf der Krankenstation, wo er sich um die Patienten kümmerte oder mit Tessa darüber sprach, wie sie gemeinsam seine weitere Ausbildung gestalten wollten.

Magnus hatte sich trotz der Zweifel von Alec nicht von seiner Entscheidung abbringen lassen, diesen Schritt zu gehen. Er verstand inzwischen, warum Alec sich Sorgen machte, aber Magnus brauchte etwas, das er nur für sich tat. Er hoffte, dass Alec es verstehen würde und ihn in seiner Entscheidung unterstützte, wenn er wieder zurück war.

So geschäftig die Zeit auf der Krankenstation auch war, umso ruhiger war die Zeit danach. Den ersten Abend hatte er zum Glück füllen können und mit seinen beiden Kindern einen Filmabend veranstaltet. Am gestrigen Abend war Maia zu Besuch gekommen. Zusammen mit seinen Kindern hatten sie ein altes Brettspiel, das sie in einem der Gemeinschaftsräume gefunden hatten, gespielt, bis es Zeit war, dass Cahya und Jarin ins Bett kamen.

So hatte Magnus gar nicht so viel Zeit gehabt, Alec zu vermissen. Doch heute, am dritten Tag, musste er erst am Abend auf der Krankenstation sein und hatte den Tag für sich alleine. Seine Kinder waren in der Schule und würden sich am Nachmittag mit zwei Schulkameraden treffen. Also musste er so einen Weg finden, um sich abzulenken.

Magnus hatte sich eigentlich vorgenommen, den Vormittag in einem der Trainingsräume zu verbringen, um seinen verloren gegangene Fitness wieder auf Vordermann zu bringen. Doch um das zu tun, müsste er erst einmal aus dem Bett kommen. Nur leider fehlte ihm dazu jegliche Motivation.

Seine Laune war im Keller und sein Herz schmerzte von der Sehnsucht nach Alec. Auch wenn sie ihren Streit noch nicht richtig beigelegt hatten, so wünschte Magnus sich nichts sehnlicher, als dass Alec nun bei ihm war.

Magnus kroch aus dem Bett und suchte nach Alecs Pullover, den er ihm gegeben hatte. Er fand den Hoodie an einem Haken im Badezimmer.

Er vergrub sein Gesicht darin und atmete den würzigen Geruch von Alec ein, bevor er sich den Pullover überzog. Anschließend schlurfte er zurück zu seinem Bett und sammelte Decken, Kissen und Kleidungsstücke ein, über die er auf dem Weg stolperte. Er trug alles in sein Schlafzimmer und arrangierte die weichen Stoffe auf dem Boden neben seinem Bett zu einem Nest. Am Ende landeten auch sein Kissen und seine Bettdecke darin.

Magnus kroch hinein und rollte sich zusammen. Der Geruch von Alec und seinen Kindern sowie sein eigener Duft umhüllte ihn und er kuschelte sich noch tiefer in den warmen Kokon aus Decken und Kissen. Ein langes Seufzen fiel von seinen Lippen und er schloss die Augen. Die beruhigende Wirkung des Nestes nahm ein wenig von dem schweren Gefühl in seiner Brust, doch die Sehnsucht nach seinem Alpha blieb. Magnus schniefte. Gott, er vermisste Alec schrecklich. Wie soll er die verbleibenden Tage noch überstehen? Er vergrub sein Gesicht tiefer in den weichen Stoff von Alecs Hoodie und fast konnte Magnus sich vorstellen, dass der Alpha ganz nah bei ihm war.

Ein leises Schluchzen löste sich in seiner Kehle und Tränen sammelten sich hinter seinen geschlossenen Lidern. Wenn er doch nur seine Stimme hören könnte. Wenn er doch nur wusste, dass es ihm auch wirklich gut ging und die Fahrt nach Kansas City ohne Zwischenfälle verlaufen war.

Liebe mich im Schatten unserer Erinnerungen (🇩🇪)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt