V.5

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„Kannst du uns jetzt endlich mal in Ruhe lassen, du bis' ja schlimmer als Joey!“, schrie er Maite fast an und stand auch auf. Er drängte sie einfach ein wenig aus dem Zimmer und wurde mit seinem „Wenne so viel Langeweile hast, ruf doch diesen homophoben Wichser an und steh dazu, dass du bei uns Schwuchtelpaar bist und unsere Leihmutterschaft unterstützt“ zwar leiser, aber umso gemeiner.

Perplex sah Maite ihn an und ging scheinbar schon selber nach hinten – Mark drängte sie trotzdem immer weiter und schlug dann mit voller Wucht die Tür vor ihrer Nase zu.

Paddy blickte nicht weniger fassungslos drein – kaum, dass er richtig realisierte, was da gerade geschehen war, brüllte Enya wieder los. Mark kam auch direkt zu ihm und nahm sie ihm wieder ab. Er ließ es zu, aber nur, um sich jetzt selber zu erheben.

„You don't talk to my sister like that“, sagte er vielleicht tadelnd, aber wirklich eindringlich klang er nicht.

„Dann soll die sich hier nich' wie 'ne Bekloppte aufführen und mehr Action wollen als Joey“, antwortete Mark auch nicht lauter, doch die Reue in seiner Stimme fehlte komplett. „Sie weiß ganz genau, dass Enya noch Fieber hat, und geht uns trotzdem weiterhin so auf 'n Sack ..., als hätten wir 'ne dreijährige Tochter, die die Bespaßung wirklich bräuchte. Aber doch nich' 'n fieberndes Baby!“

„Yeah“, blieb ihm natürlich nichts anderes, als zustimmend zu seufzen. Aber es hatte ihm einfach zu weh getan. Immer wieder blinzelte er schwer, bis er es nicht mehr aushielt. Schnurstracks lief Paddy aus dem Raum und machte sich nichts aus Marks Zungenschnalzen. Maite stand eh noch vor der Tür und weinte – da weinte er gleich mit und zog sie in seine Arme. Seine Schwester stieß ihn aber auch nicht weg.

„He didn't ...“, begann Paddy vorsichtig – Maites Protest musste er trotzdem direkt unterbinden. „Since the vaccination yesterday she's almost non-stop screaming, she's having a high fever, and he nearly lost his mind out of worry and panic! And we even said she has a fever ... when you brought the cake a few minutes ago, yet you still ...“

„Paddy, it's just a normal reaction, nothing to lose your mind about! I saw her, she's fine!“, unterbrach Maite ihn jetzt. Dass sie bloß eindringlich und nicht anklagend klang, war aber auch das einzige. Jetzt wurde er ähnlich sauer wie Mark und hätte sich am liebsten weggedreht. Maite sprach nur noch mehr auf ihn ein: „Michelle told me how anxious you two are ... Das ist nicht mehr normal, Paddy!“

„She's havin' a fever for the first time?!“, wurde er jetzt auch lauter – um einfach nicht mehr an sich heranzulassen. Das war er sich bestens bewusst, aber es war ihm egal.

„She does ...“, wurde Maite wenigstens etwas verhaltener. Natürlich dauerte es nicht lange, damit ihr Hitzkopf doppelt zurückkam. Sie sagte wieder was von wegen, es wäre nicht normal – keinen Moment später hatte sie Tränen in den Augen und sah ihn fast wehleidig an. „But what he said about Florent ...“

Is the truth, lag es ihm kühl auf der Zunge, aber er wollte jetzt auch nicht mit ihr streiten oder dergleichen. Konnte er auch gar nicht bei Maites Tränen. Er blinzelte schneller und wurde fast kleinlaut. „It's just ... too much for him ... for us. Please give us space until she's feeling better ..., although today is, äh, the two month anniversary. Mach doch was mit den Mädschen. Maybe zu den Space Needle. Oder zu den, äh, Duwamish culture centre ...“

„But we'll fly to Caroline in less than a week, and then we will not see each other again for so long ...!“, wurde Maite wieder hitzig und schien kurz davor, einen kompletten Heulkrampf zu bekommen.

„Ja ...“, reagierte er nur nicht anders und war dann bloß froh, dass die Kinder viel zu laut zu vernehmen waren. Maite atmete tief durch, fuhr sich über ihre Augen und nickte ihm schwach zu, ehe sie nach unten ging und ihn ohne Probleme wieder zu Mark ließ. Er haderte nur selber. Immer wieder raufte er sich seine Haare und hielt seinen Blick auch komplett gesenkt, als er durchs Zimmer lief und dann das Bett ansteuerte.

DevianceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt