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Um das volle Leseerlebnis zu haben (vor allem, um Mark und Paddy nicht zu verurteilen), müsste man sich beim Lesen eigentlich non stop ein Video mit Babygeschrei anmachen und im Hintergrund laufen lassen. Beim Schreiben hat es zumindest sehr geholfen, in diese überreizte Aggression und Verzweiflung reinzukommen. Spaß (oder auch nicht) beiseite, ich denke, es ist auch nicht sonderlich schön, zu lesen, aber mir ist ja seit jeher ein Anliegen, ein bisschen mehr Realität aufzuzeigen. Ich finde es wirklich so schade, dass die meisten Geschichten hier leider kläglich daran scheitern, familiäres Leben mit Baby/Kindern in der vollen Bandbreite darzustellen, also eben auch die Schattenseiten. Na ja gut, meistens ist es ja eh vorbei, nachdem die neu angeheiratete Babymaschine geworfen hat (merkt man mir meine gereizte Laune noch an? 😂). Versprechen, dass es schnell vorbeigeht, kann ich leider auch nicht. Ich bin eigentlich selber gespannt, wohin die Reise geht, ich hangel mich grad von Kapitel zu Kapitel 😂 In dem Sinne möchte ich mal die relativ langen Wartezeiten auf relativ kurze Kapitel entschuldigen, besser gesagt erklären. Das ist echt das schwerste, was ich jemals geschrieben habe. Aber gut, ich rechne ja eh damit, im Laufe dessen sämtliche Leser zu verlieren ... Ich glaube, nach Feedback muss ich da gar nicht erst fragen. Ich hoffe nur, wir kommen alle heile durch die Zeit 😂

Spaß, mir reicht es eigentlich schon, wenn man es richtig liest, versteht und dranbleibt. Ich muss wirklich sagen, durch mein Schreiben und die dazugehörige Recherche (überwiegend sich einfach mit den Erfahrungen von echten Eltern auseinandersetzen) habe ich viel gelernt. Eigene Erfahrungen hab ich in die Richtung nämlich bisher nicht gemacht. Dagegen hab ich in der Vergangenheit immer sehr gereizt auf Babyschrei reagiert und tatsächlich doch irgendwie die Eltern verurteilt, die ihre Kinder mal nicht "unter Kontrolle" bekommen haben, zum Beispiel im Supermarkt an der Kasse. Dass es da eigentlich nicht viel gibt, was man unter Kontrolle haben kann, habe ich nun beim Schreiben gelernt. Oder auch die Frage beantwortet bekommen, warum sich eigentlich so viele Paare trennen, nachdem sie Kinder bekommen; ob die Partnerschaften denn einfach schon von Anfang an so oberflächlich und schlecht waren oder was auch immer. 

Nein, man kann da kein Paar verurteilen, das es nicht durch diese leider zumeist schwere Zeit schafft. Aber man kann Eltern generell mehr Respekt zollen, vor allem Müttern, die in unserer Gesellschaft nun mal immer noch die meiste care Arbeit leisten. Und in dem Sinne ist es in einer patriarchalen Gesellschaft nicht verwunderlich, wie wenig Kinder und Mütter eigentlich respektiert werden; Frauen am wenigsten Anerkennung dafür bekommen, nicht mal eine ausreichende Mütter-Rente. 

Und wie immer: was Frauen betrifft, kommt irgendwie und irgendwo auch manchen Männern gewissermaßen zu schaden. 

Generell kann man zwar sagen, dass von Männern in Sachen Kindererziehung gesellschaftlich so wenig erwartet wird, dass sie mit viel mehr durchkommen als Frauen (Gibt's beim Vater McDonalds, ist er das coole Elternteil, gibt's das von der Mutter, ist sie eine Rabenmutter ... so als banales, aber anschauliches Beispiel). Daraus ergibt sich aber auch, dass Männern oftmals viel weniger zugetraut wird, sich richtig um Kinder kümmern zu können. 

Die Familienkonstellation zwei Väter hat es also durch die Abwesenheit einer klassischen Mutter und durch den Verlust der absoluten Männlichkeit (die sich immer durch den Counterpart einer Frau definiert) nicht unbedingt leichter im Sinne der Gesellschaft. Vor allem aber, wenn das eigene Kind nicht der brave stille Engel und die zwei Väter nicht die Superdaddies schlechthin sind. Und zu guter Letzt natürlich noch weniger, wenn sie nicht den heroischsten Akt auf dieser Welt auf sich genommen; nicht adoptiert haben. 

Es ist mir wirklich ein Anliegen, das alles mehr aufzuzeigen. Ich könnte es niemals romantisieren, dafür ist die Realität in den meisten Fällen einfach viel komplizierter. FanFiction heißt ja nicht Fantasy, zumindest in meinen Augen bei realen Personen, entnommen aus einer realen Wirklichkeit.
  
   

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