Einleitung.

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Du siegreich vollendeter Nâgârģuna, welchem der Name Garbha zur Erklärung beigegeben worden, welcher, indem er das auswendig und inwendig reine Gefäss (der Buddha-Lehre) in seiner Wesenheit erleuchtet hat, das Verständniss der Mittellehre (madhjamika) des wahren Sinnes (paramârtha) erschliesst, der zweite Lehrer, vor dem verbeuge ich mich. Eben dieses Meisters Nâgârģuna und des auf glücklichem und gutem Pfade wandelnden Chânes erstaunliche und wundersame Geschichte, die in der Absicht erzählt ist, damit man, wenn man deren von den Weisen zusammengestellten Hauptinhalt nach Bedürfniss in sein Herz aufgenommen durch Vortragen, Hören und Lesen die höchste Vollendung erlange, habe ich im Märchengewande in dreizehn Capiteln nacherzählt. Die Veranlassung zu dieser Erzählung ist folgende.

In Indiens Mittelreich wohnten sieben Brüder als Zauberer. Gleichzeitig mit ihnen lebten weiter in der Entfernung einer Meile ihrer zwei Brüder, Chânssöhne. Der ältere von diesen machte sich auf, um von den Zauberern die Zauberkunst zu erlernen. Obgleich sie ihn sieben Jahre lang unterrichteten, so lehrten ihn die Zauberer den Schlüssel zur Zauberei in Wirklichkeit doch nicht. Einstmals hatte der jüngere Bruder sich aufgemacht seinem älteren Bruder Lebensmittel zu bringen, und kaum hatte er bei dieser Gelegenheit verstohlen durch die Ritze einer Thüre geblickt, als er den Schlüssel zur Zauberei auf einmal fand; ohne seinem älteren Bruder die für ihn bestimmten Lebensmittel zu geben, kehrten sie beide zusammen in ihre Königsburg zurück. Da sprach der jüngere Bruder zum älteren: »Die Zauberer werden vielleicht erkennen, dass wir die Zauberkunst erlernt haben. In unserem Stalle befindet sich ein vortreffliches Pferd; führe dasselbe am Zügel, wende dich aber nicht in der Richtung nach den sieben Zauberern, sondern begib dich in eine andere Gegend, verkauf es daselbst und bring den Erlös dafür zurück.«

So sprach er und verwandelte sich selbst in dieses Pferd. Doch der ältere Bruder richtete sich nicht nach den Worten seines jüngeren Bruders und dachte: »Obgleich man mich sieben Jahre lang die Zauberkunst gelehrt hat, so hab' ich sie doch nicht erlernt; mein jüngerer Bruder aber hat nun ein so vortreffliches Pferd gefunden; warum sollte ich denn dasselbe nicht reiten?« Mit diesen Gedanken bestieg er dasselbe. Kaum aber hatte er sich aufgesetzt, so gelangte er in Folge der Gewohnheitsmacht des Zaubers, da er das Pferd nicht zu lenken vermochte, vor die Behausung der Zauberer. Obgleich er sich davon machen wollte, so kam er doch nicht weg. Da dachte er: »Nun, so werde ich es gerade an diese Zauberer verkaufen«. Er fragte die Zauberer: »Mein jüngerer Bruder hat dieses vortreffliche Pferd gefunden; wollt ihr es besichtigen?« Die Zauberer aber hatten erkannt, dass es ein Zauberpferd sei und dachten: »Wenn auf diese Weise alle die Zauberkunst lernen, so wollen wir, weil wir dadurch ganz um unser Ansehen kommen und durch die Zauberkunst nicht mehr Bewunderung erregen würden, das Pferd nehmen und tödten.« In dieser Absicht erhandelten sie das Pferd, zahlten ihm den verlangten theueren Preis und nahmen es in Empfang. Hierauf banden sie das Zauberpferd in einem dunklen Stalle an. Als aber die Zeit kam es zu tödten, führten sie dasselbe, um sein Blut zu vermehren, während es die einen am Kopf und an den Mähnen, andere am Schwanz, an der Fleischwulst der Vorderfüsse, an dem Hintertheil festhielten, damit es keinen Falls entspringen könnte, am Zügel einher. Während des Ganges dachte das Pferd: »Ach, mein Bruder konnte hier nicht zurechtkommen, jetzt bin ich in die Hände dieser Zauberer gerathen; möchte doch, um meine Verwandlung bewerkstelligen zu lassen, irgend was immer für ein lebendes Wesen erscheinen!«

Kaum hatte das Pferd so gedacht, als es einen Fisch im Wasser daherkommen sah und sich in diesen verwandelte. Die sieben Zauberer wurden sieben Mewen, und als sie beim Verfolgen nahe daran waren den Fisch zu erreichen, sah er eine Taube am Himmel heranfliegen und verwandelte sich in diese. Die Zauberer wurden sieben Habichte und verfolgten die Taube über Berg und Fluss, und als sie abermals nahe daran waren sie zu fangen, da flüchtete sie im Lande Bede der Südgegend auf einem strahlenden Berge in das Innere einer Felsengrotte, die den Namen »die Beruhigung gewährende« führte, und gleitete in den Schooss des daselbst verweilenden Meisters Nâgârģuna nieder. Die sieben Habichte kamen gleichfalls vor den Eingang der Felsengrotte und verwandelten sich in sieben in Baumwolle gekleidete Männer. Da dachte der Meister in seinem Innern: »Was mag wohl der Grund sein, dass sieben Habichte diese Taube verfolgen?« Indem er so dachte, fragte er: »Du Taube, was ist wohl der Grund, dass du so sehr dich fürchtest und ängstigest?« Auf diese Frage erzählte die Taube ausführlich den bisherigen Verlauf und sprach dann weiter: »Jetzt sind vor dem Eingang deiner Felsengrotte sieben in Baumwolle gekleidete Männer. Diese werden vor dem Meister erscheinen und um den Rosenkranz, den der Meister in den Händen hält, bitten. In diesem Augenblick will ich mich dann in das Hauptkügelchen des Rosenkranzes verwandeln; wenn dann der Meister seinen Rosenkranz hingibt, so geruhe er das Hauptkügelchen in den Mund zu nehmen und seinen Rosenkranz aus einander zustreuen.«

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