Kapitel 2

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Riley


»Schatz? Bist du zu Hause?«, rufe ich nach Colton, als ich unsere Wohnung betrete. »Schatz?«

Als ich ins Wohnzimmers gehe, stürmt Colton mir gerade entgegen, sodass ich fast gegen seine Schulter pralle.

»Oh, hey. Da bist du ja«, grüße ich ihn lächelnd, sehe jedoch, wie er die Nase rümpft.

»Hast du getrunken?«, will er gleich wissen.

»Einen einzigen Drink, ja.«

Argwöhnisch hebt er eine Augenbraue. Colton hat noch nie getrunken. Ich wiederhole: Noch nie. Er hält nicht viel davon, wenn sich junge Leute besinnungslos besaufen, und schon gar nicht gefällt es ihm, wenn ich etwas trinke. Ich vermute, dass die streng christliche Erziehung seiner Eltern da einen Großteil mit zu tun hat. Tatsächlich hat mich das auch nie gestört, da ich auch von meiner Mutter immer eingeredet bekommen habe, dass Alkohol, Partys und all die anderen Dinge, die Spaß machen, nichts für mich wären.

Und nicht nur was das angeht, habe ich mein ganzes Leben enthaltsam gelebt. Aber das ist ein anderes Thema.

Ich ignoriere seinen misstrauischen Gesichtsausdruck und komme gleich zum Punkt. »Du glaubst nicht, wer sich heute bei mir gemeldet hat.«

»Ich muss dir etwas sagen, Riley.«

»Das kann warten«, plappere ich weiter und lege meine Hand auf seine Schulter, ehe ich an ihm vorbeilaufe und meine Tasche auf das Sofa werfe. »Mein Stiefvater, beziehungsweise, Ethan Wilson, hat sich bei mir gemeldet.«

»Ich dachte, ihr habt keinen Kontakt mehr«, entgegnet Colton perplex.

»Hatten wir auch nicht, aber heute hat er so getan, als wäre es nicht eine Ewigkeit her, dass wir uns zum letzten Mal gesehen haben und weißt du, was er mir erzählt hat?«

Coltons Miene wirkt jetzt noch besorgter als zuvor. »Riley, hör zu.«

Es war doch nur ein Drink. Was hat er denn für ein Problem? Gerade möchte ich wieder etwas sagen, doch er kommt mir zuvor. »Es ist aus.«

Ich schüttle verwirrt den Kopf, weil ich glaube, mich verhört zu haben »Wie bitte?«

»Es ist vorbei. Ich mache Schluss.«

»Wegen einem Martini, den ich mir heute nach der Arbeit ausnahmsweise gegönnt habe?«

Er runzelt die Stirn. »Was? Nein!«

»Aber ... Colton ... Wovon redest du dann?«

»Ich mache Schluss«, wiederholt er, jetzt lauter.

Ich reiße meine Augen auf. »Colton ... Nein ... Ich meine. Wie, du machst Schluss?«

»Ich trenne mich von dir«, erwidert er bedrückt.

»Was zur ... Du kannst doch nicht ... Warum?« Jetzt klinge ich überfordert und regelrecht verzweifelt. Ist das hier ein schlechter Scherz?

»Muss ich das denn begründen, Riley?«

Ich werfe die Arme in die Luft. »Ja, das wäre vielleicht angebracht. Was habe ich denn falsch gemacht, Colton?«

»Du hast nichts falsch gemacht, Herrgott. Warum denkst du immer, dass alles, was geschieht, deine Schuld ist?«, fragt er. »Es geht nicht immer nur um dich, sondern ausnahmsweise mal um mich. Ich bin nicht mehr glücklich.«

Seine Worte treffen mich unvorbereitet und drücken sich wie kleine Nadelstiche in meine Haut. Mit offen stehendem Mund starre ich ihn an.

»Ich ... ich habe jemanden kennengelernt«, redet er weiter und mir dreht sich der Magen. »Wir ... wir kennen uns schon länger. Eine Arbeitskollegin«, gesteht er schließlich und mir schießen Tränen in die Augen. Kleine Blitze funkeln vor meiner Sicht und ich versuche verzweifelt, sie wegzublinzeln.

LOVE HER DEEPLY - Geheime SehnsuchtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt