1

166 5 12
                                    

"Lassen Sie mich raus", sagte Harry noch einmal, mit einer Stimme die kalt und fast so ruhig war wie die Dumbledores.

"Nicht ehe ich gesagt habe, was ich sagen will", antwortete Dumbledore.

"Glauben Sie - glauben Sie, ich will - glauben Sie, es würde auch nur einen - ES IST MIR EGAL, WAS SIE ZU SAGEN HABEN!", brüllte Harry. "Ich will nichts von dem hören, was Sie zu sagen haben!"

"Du wirst es" sagte Dumbledore mit fester Stimme. "Weil du nicht annähernd so zornig auf mich bist, wie du sein solltest. Wenn du mich angreifen solltest, und ich weiß, du bist drauf und dran es zu tun, dann möchte ich es auch gründlich verdient haben."

"Wovon reden Sie -?"

"Es ist meine Schuld, dass Sirius gestorben ist", sagte Dumbledore klar. "Oder sollte ich sagen, fast gänzlich meine Schuld - ich möchte nicht so hochmütig sein und die Verantwortung für alles beanspruchen. Sirius war ein mutiger, kluger und tatkräftiger Mann, und solche Männer sind meist nicht damit zufrieden, zu Hause versteckt zu hocken, während sie glauben, dass andere in Gefahr sind. Dennoch, du hättest nie auch nur einen Moment lang glauben dürfen, es gäbe irgendeine Notwendigkeit für dich, heute Nacht in die Mysteriumsabteilung zu gehen. Wenn ich offen zu dir gewesen wäre, Harry, wie ich es hätte sein sollen, hättest du schon vor langer Zeit erfahren, dass Voldemort womöglich versuchen würde, dich in die Mysteriumsabteilung zu locken, und man hätte dich nie überlisten können, heute Nacht dort hinzugehen. Und Sirius hätte dir nicht folgen müssen. Diese Schuld liegt bei mir und bei mir allein."

Harry stand noch immer da, die Hand auf dem Türknauf, ohne sich dessen bewusst zu sein. Mit angehaltenem Atem blickte er unverwandt auf Dumbledore, lauschte und begriff doch kaum, was er hörte.

"Bitte setzt dich", sagte Dumbledore. Es war kein Befehl, es war ein Wunsch.

Harry zögerte, dann ging er langsam durch den Raum, der nun mit silbernen Rädchen und Holzsplittern übersäht war, und nahm vor Dumbledores Schreibtisch Platz.

"Harry, ich schulde dir eine Erklärung", sagte Dumbledore. "Eine Erklärung zu den Fehlern eines alten Mannes. Denn ich sehe jetzt, dass das, was ich im Hinblick auf dich getan habe und nicht getan habe, alle Merkmale der Schwächen des Alters trägt. Die Jugend kann nicht wissen, wie das Alter denkt und fühlt. Aber alte Menschen machen sich schuldig, wenn sie vergessen, was es hieß jung zu sein ... und wie es scheint, habe ich es in jüngster Zeit vergessen ..."

Die Sonne ging jetzt richtig auf; über den Bergen lag ein Band aus blendendem Orange und der Himmel darüber war farblos und hell. Das Licht fiel auf Dumbledore, auf das Silber seiner Augenbrauen und seines Bartes, auf die Falten, die tief in sein Gesicht gegraben waren.

"Vor fünfzehn Jahren", sagte Dumbledore, "als ich die Narbe auf deiner Stirn sah, vermutete ich, was sie bedeuten könnte. Ich vermutete, sie könnte das Zeichen einer Verbindung sein, die zwischen dir und Voldemort geschmiedet wurde."

"Das haben Sie mir schon einmal erklärt, Professor", sagte Harry offen heraus. Es war ihm gleich, wenn er unhöflich war. Es war ihm inzwischen so ziemlich alles egal.

"Ja", sagte Dumbledore entschuldigend. "Ja, aber verstehst du - ich muss mit der Narbe beginnen. Denn kurz nachdem du wieder in die magische Welt eingetreten warst, wurde offensichtlich, dass ich recht gehabt hatte und dass deine Narbe dir Warnsignale gab, wenn Voldemort in deiner Nähe war oder auch nur ein starkes Gefühl hatte."

"Ich weiß", sagte Harry matt.

"Und diese Fähigkeit - Voldemorts Anwesenheit wahrzunehmen, selbst wenn er getarnt ist, und zu wissen, was er spürt, wenn seine Gefühle auflodern - trat immer deutlicher zutage, seit Voldemort in seinen eigenen Körper zurückgekehrt war und all seine Kräfte wiedererlangt hatte."

Dumbledores man through and through - Dark Harry/DrarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt