ich fühle mich so benutzt

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POV Mexi

Ich konnte nicht sagen wie lange ich noch da hockte. Ich fühlte mich plötzlich benommen und unglaublich schwach. Als wäre aufstehen die schwerste Sache der Welt.
Das Gefühl benutzt worden zu sein blieb aber wandelte sich in ein schlechtes Gefühl. Er war nur hier gewesen um meinen Mund zu ficken und ist dann gleich wieder abgehauen. Warum nur? Warum ist er gleich wieder gegangen?
Nach Ewigkeiten des Grübelns erhob ich mich schwerfällig. Die Tatsache, dass meine Knie schmerzten bestätigte mir, dass ich tatsächlich noch eine ganze Zeit lang bewegungsunfähig dort kniete.
Ich zog mir schnell eine andere Hose und Boxershorts an und legte mich dann ins Bett. Ich war erschöpft, so unfassbar erschöpft aber der Schlaf wollte einfach nicht kommen. Stattdessen lag ich die ganze Nacht wach und grübelte darüber ob ich irgendwas falsch gemacht habe. Ob es nicht irgendwie meine Schuld war, dass Ju einfach abgehauen ist.
Und so in Gedanken merkte ich nicht mal wie es wieder hell wurde. Erst als es an meiner Tür klingelte wurde ich aus meiner Gedanken gerissen.
Ich spielte mit dem Gedanken die Tür einfach nicht zu öffnen und einfach hier liegen zu bleiben. Aber ich hörte die Klingel bereits ein zweites Mal und ich wusste wer da vor der Tür stand. Er würde nicht locker lassen bis ich aufmachte. Schließlich waren wir verabredet und wenn ich dann nicht aufmache würde er sich furchtbare Sorgen machen.
Also erhob ich mich widerwillig aus dem Bett und ging zur Tür. Öffnete zunächst unten die Haustür und dann meine Wohnungstür.
"Hey, hast du noch geschlafen?" fragte mich Rezo direkt als er mich sah. Und ich nutzte diese Chance. Ich würde heute sicher nicht so gut drauf sein beim Dreh und jetzt hatte ich die Möglichkeit so zu tun als wäre es nicht so schlimm. "Ja, ich bin irgendwie auch unfassbar müde heute." Alles auf Müdigkeit schieben ist doch ein Anfang.
"Sieht man auch." sagte Rezo und zog mich dann in eine Umarmung. Und ich ließ mich in diese Umarmung fallen. Spürte wie sehr ich diese liebevolle Berührung brauchte nach dem gestrigen Abend. Aber leider löste sich Rezo irgendwann wieder von mir.
"Ok, ich mach dir jetzt nen Kaffee und du ziehst dich um. Deal?" fragte Rezo nach. "Deal" antwortete ich nur und verschwand im Schlafzimmer. Wie konnte Rezo nur so unglaublich lieb und zuvorkommend sein? Unweigerlich schwankte mein Blick wieder zu der Stelle, wo ich gestern vor Ju gekniet habe. Und warum konntest du gestern nicht bei mir bleiben? Warum konntest du nicht so zuvorkommend sein?
Schnell vertrieb ich den Gedanken. Ich darf jetzt nicht weiter darüber nachdenken. Ich hatte schon die ganze Nacht darüber nachgedacht. Und ich musste mich jetzt auf den Dreh konzentrieren.
Und so zog ich mich schnell um und ging dann in die Küche. Rezo stand an der Küchenzeile und drückte mir direkt einen Kaffee in die Hand als er mich sah. "Ich hab mir auch einen gemacht. Ich hoffe das ist ok." sagte Rezo. "Klar fühl dich wie Zuhause." sagte ich und meinte es auch so. Wenn er etwas essen uns trinken wollte sollte er es sich halt nehmen. Er brauchte nicht zu fragen.
Ich trank den ersten Schluck aus dem Kaffee und hielt verblüfft inne. "Du weißt noch wie ich meinen Kaffee am liebsten trinke?" fragte ich Rezo. Der Kaffee war genau so wie ich ihn liebte aber soweit ich wusste hatte ich Rezo nur ein mal gesagt wie ich eben jenen gerne trank. "Klar hab ich mir gemerkt. Genau für so einen Fall." Ok, wie konnte man nur so cute sein?
"Also gut. Wollen wir dann anfangen mit drehen?" fragte ich um schnell das Thema zu wechseln und weil ich heute einfach gerne schnell fertig wäre um dann wieder alleine meinen Gedanken nachhängen zu können. "Klar, los geht's." sagte Rezo und so standen wir ein paar Minuten später in meinem neuen Aufnahmezimmer, dass ich gerade erst eingerichtet hatte.
Wir drehten ganz entspannt ein Video nach dem anderen. Ich merkte sogar langsam wie meine Gedanken nicht mehr so sehr am gestrigen Abend hangen. Zumindest so lange bis Rezo ein Tiktok, dass wir gerade sahen nachahmen musste.
Er stellte sich hinter mich und küsste meinen Hals entlang. Nichts, was nicht schon öfter vorgekommen wäre. Aber heute schweiften meine Gedanken instant zu Ju. Kurz ließ ich mich in die Berührung fallen, in den Gedanken Ju würde das tun aber dann: 'Ich sollte jetzt wieder gehen. Es ist schon spät.' schalten Jus Worte durch meinen Kopf.
Sofort versteifte ich mich und keine Sekunde später stieß ich Rezo grob von mir.
Als ich mich zu ihm umdrehte sah ich seinen verwirrten Blick auf mir liegen. Und als mir bewusst wurde, dass Rezo gerade auf dem Boden hockte wurde mir bewusst, dass ich ihn regelrecht umgestoßen hatte. "Rezo ich, tut mir Leid. Ich wollte nicht." brachte ich hervor. "Pscht, hey ist ok. Mir geht's gut. Alles ok." Kurz überlegte ich warum er plötzlich so übertrieben einfühlsam mit mir sprach aber dann spürte ich es. Mir liefen Tränen das Gesicht hinunter.
"Darf ich dich umarmen?" fragte Rezo vorsichtig nach. So als könnte ein falsches Wort oder eine falsche Bewegung mich für immer verschrecken. Wie ironisch, dass er mich jetzt sogar fragte ob er mich umarmen darf obwohl normalerweise sehr viel intimere Berührungen sogar üblich zwischen uns waren und er dafür keine vorherige Genehmigung brauchte. Seh ich gerade so zerbrechlich aus?
"Ja" sagte ich nur knapp und sofort legtrn seine Arme um mich und zogen mich an sich. Ich spürte wie seine Hände meinen Rücken auf und ab fuhren um mich zu beruhigen.
Nach einiger Zeit ließen die Tränen nach und Rezo löste sich langsam von mir um mich anzusehen. Dann reichte er mir ein Taschentuch, dass ich liebend gerne annahm.
"Mexi, was ist den los?" fragte Rezo mich dann ruhig. "Ich will nicht darüber reden." sagte ich knapp. Doch Rezo sah mich nur noch besorgter an.
Rezo deutete grob auf meinen Hals, wäre die Situation anders hätte er vermutlich sie Stelle nachgefahren aber gerade war er vorsichtig damit wie er mich berührte: "Ist irgendetwas passiert was du nicht wolltest?"
Und in dem Moment wurde mir auch klar auf was Rezo deutete. Der Knutschfleck, den Ju mir verpasst hatte. Ich hatte ihn ganz vergessen. Und aufgrund meiner krassen Reaktion eben dachte Rezo ich... Oh mein Gott.
"Nein, nein ich wollte es." sagte ich gleich um Rezo von diesem Gedanken abzubringen.
"Mexi was ist es dann? Bitte rede doch mit mir." sagte Rezo und stand immer noch etwas unschlüssig ob er mich nochmal berühren sollte vor mir.
Und ganz plötzlich sprudelte es aus mir heraus. "Er ist einfach gegangen, danach. Einfach so." sagte ich und deutete beim danach ebenso auf meinen Hals um zu verdeutlichen was ich meinte.
"Was ein Arsch. Er ist einfach gegangen ohne was zu sagen?" "Naja er meinte zu mir: Ich sollte jetzt wieder gehen. Es ist schon spät." "Und das wars? Dann ist er einfach abgehauen?" fragte Rezo nach. "Ja, ich fühle mich so benutzt. Er tauchte plötzlich hier auf. Machte mir mir rum und dann ist er direkt danach wieder abgehauen." "Oh Gott Mexi. Das ist furchtbar. Warum tut man sowas? Na komm nochmal her." sagte Rezo und zog mich erneut in eine Umarmung.
"Vielleicht hab ich ja irgendwas doofes getan, dass er weg wollte." "Nein Mexi, es ist nicht deine Schuld. Red dir das nicht ein. Er hätte bei dir bleiben sollen. Daran ist nur er Schuld."
"Aber er ist eigentlich nicht so." brachte ich hervor. "Du liebst ihn richtig?" fragte Rezo daraufhin. "Ja aber ich habe keine Ahnung was er für mich empfindet. Vielleicht bin ich für ihn nicht mehr als ein Fick zwischendurch." "Wenn das für ihn so ist dann hat er dich nicht verdient. Du bist so ein toller Mensch Mexi. Du hast besseres verdient als jemanden der dich nur dafür ausnutzt." "Aber ich will niemand anderen." sagte ich sofort und spürte erneut Tränen über meine Wangen laufen.
Wie weit war ich bereit zu gehen? Würde ich es akzeptieren wenn Ju mich nur als Fick zwischendurch sah nur um ihm trotzdem nah sein zu können? Um ein kurzes Hochgefühl zu haben währenddessen während danach der rapide Absturz kam? Könnte ich die gleiche Gefühlsachterbahn wie gestern nochmal durchleben?
"Och Mexi es tut mir so Leid, dass er dich so behandelt hat. Pass auf wir machen uns jetzt nen entspannten Abend, bestellen was zu essen und schauen einen Film und du versuchst wenigstens für diesen Abend ihn zu vergessen." schlug Rezo vor. "Ok, klingt gut." nahm ich den Vorschlag an. Das Problem könnten wir ohnehin nicht jetzt gleich lösen aber wir könnten dafür sorgen, dass es mir heute etwas besser ging.
Und so saßen wir dann auf der Couch, nachdem wir unsere Pizza verspeist hatten, und sahen uns einen Film an. Ich hatte mich an Rezo gelehnt und er strich verträumt durch meine Haare. Genießerisch schloss ich die Augen. Und in diesem Moment kam in mir der Gedanke auf, dass trotz dessen was gestern Abend passiert war Rezo und ich uns mehr wie ein Paar verhielten als Ju und ich. Warum konnte Ju nicht auch Abends mit mir auf der Couch sitzen und mir durch die Haare fahren? Und warum tat Rezo das obwohl wir nur befreundet waren? Rational betrachtet würde vielleicht sogar Rezo besser zu mir passen als Ju. Zumindest gab er mir gerade das was ich brauchte während Ju abgehauen war.
Als ich die Augen wieder öffnete sah ich wie Rezo extra irgendwas mit einer Hand tippte um die Bewegungen an meinem Kopf nicht unterbrechen zu müssen. Es sah extrem umständlich aus was er da tat aber er tat es für mich. Damit ich weiterhin ein gutes Gefühl hatte, damit ich diese Berührung weiter genießen konnte.
"Ich wünschte ich würde dich lieben." rutschte es mir plötzlich heraus bevor ich es aufhalten konnte. Fuck unangenehm, was würde er jetzt nur von mir denken? Das war nichts was man jemandem sagte. Das war mehr als weird von mir.
Ich saß nun plötzlich angespannt da und wartete auf Rezos Reaktion. Und kurz hätte ich schwören können von Rezo ein leises: "Ich auch" gehört zu haben. Aber als er dann gleich darauf meinte: "Du meinst weil du dich danach sehnst, dass er dich auch liebevoll berührt? Weil du dir wünschst, dass die Person die du liebst sich ebenso verhält wie ich gerade? Einfach da sein und dich mit meinen Berührungen verwöhnen? Du wünschst dir das er gerade hier wäre und nicht ich!?" tat ich es als Einbildung ab, dass ich ihn wirklich 'ich auch' sagen gehört hatte.
"Rezo sorry es war dumm das zu sagen. Ich hab dich gerne hier. Danke das du so bist wie du bist. Ich liebe deine Art." "Hey ich bin dir nicht böse Kleiner. Ich hab nur versucht deinen Gedankengang besser nachzuvollziehen. Und du weißt doch du kannst immer offen mit mir reden. Also stimmen meine Vermutungen in Bezug auf deine Aussage?" "Ja tun sie." "Ach Mexi, ich hoffe er wird dich irgendwann ebenso an sich ziehen und dir einfach stundenlang durch die Haare kraulen wie ich es gerade tue. Und wenn er es nicht tut dann verliebst du dich vielleicht irgendwann in jemanden der dir das geben kann was du suchst." sagte er und zog mich nochmal enger an sich.

Wie weit bist du bereit zu gehen? (Jufy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt