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Wieder blickte Mera benommen auf ihre Schulter hinab und begriff es dann endlich.
Das letzte Stück das nur ihr selbst gehört hatte, ihr eigener Körper, war nun versehen mit seinem Zeichen. Sie gehörte jetzt also einem leibhaftigen Drachen.
Andere brandmarkten ihre Gefangenen mit glühenden Eisen, sie selbst war indes geschnitten worden, so tief und nachhaltig, dass da sicher Narben bleiben würden, und das sollten sie auch. Jeder der sie nun aus welchem Grund auch immer auszog würde das Zeichen sehen und verstehen wem sie nun gehörte. ... Das sie überhaupt jemandem gehörte.
- Oh Götter!

Als ob sie bloß noch ein Ding wäre, eine Kuh oder ein Pferd. Doch vielleicht sah der Drache sie auch nur als ein solches an. Kein Mensch mit eigenem Kopf Herz und Willen! Kein fühlendes, denkendes Wesen, nein! Er hatte die Macht ihr grausamst weh zu tun, befahl es auch ständig und immer demselben jungen Berserker.
Mera watete schließlich benommen ans Ufer zurück und kniete sich dort dann verloren und absolut Hilflos zitternd in den dunklen Sand.
Sich zu schützen war nun sinnlos, denn es gab keinen Schutz mehr für sie.

„Ich habe dir frische Kleider besorgt!", meldete der junge Berserker sich schließlich wieder absolut unbemerkt neben sie gekommen und erschreckte sie dabei einmal mehr bis ins Mark. Doch als sie aufsah hielt er ihr lediglich ein flachsbraunes, dickes und sehr langes Hemd hin, sowie ihren eigenen Plaid.
Mera ignorierte beides und schüttelte nur ausdruckslos den Kopf. „Nein, ... das nützt nichts mehr, Berserker. Ihr habt meinen Körper geschändet. Sollen es doch alle sehen, es ist gleichgültig. Ich bin verloren...", hauchte sie heiser.

Ein leises Schnauben erklang von oben, es klang gereizt, dann griff der Berserker wieder nach Meras Arm und zog sie mühelos hoch auf die Füße.
„Ihr Menschen begreift nicht, um was es hier geht.", stellte er eisig fest. „Auch du begreifst es nicht, doch das hatte ich auch nicht anders erwartet."
Er drückte ihr die Kleider in den Arm und umfasste mit einer Hand hart ihr Kinn, sodass sie ihn ansehen musste.

„Inzwischen müsstest du wissen, dass dein Herr die Befolgung seiner Befehle voraussetzt, Merraah. Zieh dich an, denn dein Leben wird hier nicht enden. Es sei den Drragon entscheidet es so. Doch das wird er ganz sicher nicht tun. Er hat dich gerade erst wieder gefunden.", knurrte der junge Berserker und näherte sein Gesicht dem ihren, bis auf wenige Fingerbreit an.
Mera erzitterte unter seinem kalten Blick.

„Er tut was immer er tun will, Merraah!", wisperte der junge Berserker rau und strich mit seiner freien Hand über ihre bebende Unterlippe. „Und auch ich tue das was ich tun will. Es gibt keinen Weg zurück. Für keinen von uns. Wir sind geboren, wir atmen, ... solange die Götter es dulden. Und glaube mir. Besonders bei Drragon dulden sie es scheinbar ewiglich."
„Er ist ein Monster, ebenso wie du!", flüsterte Mera nun tränenerstickt.
Der junge Berserker überraschte sie indes, indem er sie nicht für ihre Anmaßenden Worte schlug und nickte lediglich hart und grausam lächelnd. „Ja, das sind wir wohl!", stimmte er ihr vorbehaltlos zu. „Und du tust vielleicht gut daran diesen Umstand niemals in Zweifel zu ziehen.", fügte er noch sanft wispernd hinzu, dann war er auch schon wieder kalt, das Lächeln erlosch so schnell wie es gekommen war.
Er wandte sich von ihr ab und marschierte davon. „Gleich kommt er wieder zu dir, Merraah.", warnte er sie noch laut und gleichgültig klingend. „Also zieh dich an, sonst wird er dich auch gerne nackt durch die Gegend schleppen, nur um allen zu zeigen, dass er dich nun endlich fand, die er nun schon seit so vielen Tagen suchte.
Und sein Zeichen auf deiner Haut beweist es nur. Es ist keine Schändung, sondern das Gegenteil davon. Kein anderer Krieger des Drragon wird dich jetzt noch anrühren, nur ich habe einzig das Recht dazu..."
Er schaute stählern über die Schulter auf sie zurück „... und die Pflicht.", fügte er noch ausdruckslos hinzu. Damit verschwand er zwischen den Bäumen.

Oh Götter!
Mera erschauerte nur wieder voller Angst und Seelenpein. Sie fühlte sich ganz elend und hilflos. Die Schnitte an ihrer Schulter schmerzten und bluteten auch noch, doch sie fühlte sich nun viel zu niedergeschlagen, um sich gerade jetzt darum zu scheren. Erschöpft zwängte sie sich irgendwie in das lange Hemd hinein fand den Weg hindurch ohne dabei groß ihre Finger zu benutzen und schlüpfte dann als letztes erst in die Ärmel hinein. Allerding ging das nur so herum hineinzuschlüpfen. Das erkannte sie sofort. Sie würde sich da sicher nicht wieder herauswinden können, seufzte sie innerlich und ließ das Hemd einfach an sich herunter fallen. Es war zu groß und zu weit, aber das ließ sich gerade nicht ändern. Zumindest aber war es warm und trocken, im Gegensatz zu ihr.

Dragonclaw - Der DrachenkriegerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt