Kapitel 53

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Gerade wurde ein langsamer Walzer gespielt und anzüglich grinsend führte mich Álvaro über das Parkett.

Ich musste eingestehen, dass er gut tanzen konnte. Bei unserem ersten Tanz hatte ich mehr damit zu tun gehabt, ihn zur Weißglut zu bringen.

Plötzlich fiel mir auf, dass ich in den letzten Tagen nicht mehr ganz so genervt war, wenn er mich stichelte. Hatte er mich so verändert oder war ich es selbst gewesen?

„Über was denkst du nach?", fragte Álvaro. Wenn man vom Teufel sprach.

„Über vorhin", log ich. Tatsächlich bereitete mir das Gespräch mit Mario Bauchschmerzen. Was hatte er vor? Konnte ich mich selbst und Álvaro schützen? Sollte ich es ihm erzählen?

„Was hat Mario dir gesagt? Ich wusste gleich, dass er log." Zum Glück hat er nicht erkannt, dass ich gerade log, dachte ich.

„Reden wir später darüber. Hier ist es nicht sicher genug." Mein ganzer Körper schrie nach Flucht. Mein heutiger Plan war somit im Eimer. Eigentlich wollte ich heute Abend flüchten. Weg von der Mafia. Auch wenn das hieß, dass ich mich von Álvaro trennen musste. Er war mir lieber geworden, als gedacht.

„Das Lied ist gleich vorbei, dann können wir gehen." Demonstrativ rutschte seine Hand auf meinen Po. Ich grinste schief.

„Dann kann ich dir ja zeigen, wo der Hammer hängt", raunte ich leise.

„Ich weiß, wo meiner hängt." Álvaro grinste dämlich zurück. Ich musste kichern. Erschrocken hörte ich sofort auf. Seit wann kicherte ich?

„Du weißt, dass der Spruch schlecht war", antwortete ich, sobald ich mich wieder gefasst hatte.

Nach zwei weiteren Drehungen war das Lied endlich vorbei. Wir konnten gehen.

Álvaro führte mich wieder von der Tanzfläche und wir gingen geradewegs auf Pedro zu. Von ihm verabschiedeten wir uns, ehe wir das Haus verließen.

Draußen zog ich die kühle Nachtluft tief ein. Die Enge in meiner Brust verschwand.

„Geht es dir jetzt besser?" Álvaro schlang die Arme von hinten um mich und drückte mich an seine Brust.

„Ja." Über uns funkelten die Sterne und der Mond stand hell am Himmel. Der Anblick war wunderschön und ich genoss ihn mit Álvaro. Ich konnte so für immer mit ihm stehen bleiben, doch leider ging das Leben weiter.

Obwohl es manchmal besser war, wenn das Leben weiter ging. Man erlebte etwas und konnte anderen davon erzählen, was man erlebt hatte.

„Wir sollten fahren, deine Haut ist schon ganz kalt", flüsterte Álvaro. Er küsste meinen Nacken, zog sich zurück, reichte mir sein Jacket und ein Butler brachte unseren Wagen.

Im Visier des MafiajuniorsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt