Kapitel 70

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Ich wartete die Nacht ab. Zum Abendessen bekam ich zumindest etwas zu essen, womit ich nicht gerechnet hätte. Dies hatte ich jedoch nicht gegessen, da ich damit rechnete, dass Marìo mir Drogen unterjubeln wollte.

Als es langsam dämmerte, untersuchte ich das Fenster, welches den Strand zeigte. Links neben dem Fenster führte eine Dachrinne nach unten. Diese würde ich nutzen, um zu flüchten.

Als die Sterne am Himmel zu sehen waren und der Vollmond die Umgebung beleuchtete, schwang ich mich vom Bett. Ich hatte schon sehr früh das Licht ausgemacht, damit sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnten.

Ich öffnete das Fenster und schaute nach draußen. Es war kühl draußen und es war keine Wache zu sehen. Komisch. Ich lehnte mich etwas mehr aus dem Fenster und erkannte unter mir ein kleines Dach. Darunter kam ein kleiner Lichtschein zum Vorschein. Also gab es doch eine Nachtwache. An der müsste ich mich vorbeischleichen.

Plötzlich hörte ich Schritte auf dem Flur. Mist, wurde ich so gründlich überwacht?

Schnell lehnte ich das Fenster an und schlüpfte unter die Bettdecke. Ich konzentrierte mich auf die Schritte, die meiner Tür immer näher kamen. Die Tür wurde geöffnet. Schnell schloss ich die Augen.

Die Person kam meinem Bett näher, schaltete aber kein Licht an, da der Mond das gesamte Zimmer beleuchtete. Vor meinem Bett blieb die Person stehen. Durch die schweren Schritte hatte ich erkannt, dass es sich um einen Mann handeln musste.

Ich merkte eine Hand an meinem Haar, welches er zur Seite schob. Eine Gänsehaut überzog meinen Körper. Der Mann ließ seine Hand an meine Wange zu meinem Oberkörper wandern. Dies war mir zu viel!

Während ich die Augen öffnete, schlug ich gleichzeitig nach seinem Unterbauch. Jedoch hatte der Typ mit einer Reaktion gerechnet, denn er fing meine Hand ab. Leise lachte er.

"Wie ich sehe, hast du gut aufgepasst." Ich versuchte mich aufzusetzen. Mir kam mehr und mehr der Gedanke, dass der Mann mich vergewaltigen wollte. Er setzte sich auf meinen Unterbauch, sodass ich mich nicht aufsetzen konnte und hielt auch meine andere Hand fest.

"Was willst du von mir?", zischte ich. Ich wollte wütend klingen, doch in mir breitete sich Angst aus, die sich in meiner Stimme widerspiegelte.

"Das weißt du genau, Camila." Wie er meinen Namen aussprach, voller Verlangen. Aber dieses Mal machte es klick in meinem Kopf. Der Typ, der mich festhielt, war...

"Álvaro", hauchte ich. "Wie hast du es geschafft, dich hier rein zu schmuggeln?" Ein kleines Lächeln zierte meine Lippen. Er war gekommen, um mich zu retten.

"Indem ich eine Wache umbrachte. Der Typ im Auto, der dir die Waffe an den Kopf hielt, war ich. Am liebsten hätte ich Marìo dort getötet, aber ich musste erst herausfinden, wer unser Spion war." Langsam zog Álvaro seine Maske aus. Er schaute mir tief in die Augen, sobald ich sein vollständiges Gesicht sehen konnte.

"Estelle", versuchte ich zu sagen, doch es kam nur in einem Murmeln raus, da Álvaro seinen Mund auf meinen presste. Ich sank in das Kissen zurück und zog ihn näher zu mir. Die Schmetterlinge in meinem Bauch tanzten Tango. Ich spürte Álvaros Penis an meiner Mitte, der schon erregt war.

"Dafür haben wir gerade keine Zeit", sagte ich, als ich mich sachte von ihm löste. Er brummelte unzufrieden.

"Du hast recht, aber die Zeit nehmen wir uns dafür später." Er gab mir einen Kuss auf die Stirn und stieg vom Bett. Ich beeilte mich, ebenso aus dem Bett zu kommen.

"Wir können die Dachrinne nehmen und uns nach unten hangeln", eröffnete ich ihm meinen Plan.

"Oder wir gehen einfach durch die Tür." Álvaro zeigte auf den Flur.

"Aber die Wache unten?", fragte ich und zeigte auf das Fenster.

"Das war ich. Das Licht ist nur da, um Estelle zu beruhigen. Marìo ist aktuell nicht da. Wahrscheinlich besäuft er sich gerade mit seinen Geschäftspartnern. Auch alle anderen Wachen habe ich so abgelenkt, dass wir ungestört durch den Küchenaufzug nach unten kommen." Verwirrt blinzelte ich. Er hatte einen guten Plan ausgetüftelt.

"Dann los", murmelte ich und folgte Álvaro in den Flur. Neben dem Zimmer, indem ich gefangen gehalten wurde, war ein Speisezimmer. In einer der vier Ecken gab es tatsächlich einen Speiseaufzug der nach unten führte. Wenn Álvaro diesen nicht schon entdeckt hätte, wäre mir dieser nie aufgefallen.

Leise quetschten wir uns zu zweit in den Aufzug und ließen uns nach unten gleiten.

"Gemütlich oder?", fragte Álvaro und ich grinste dämlich.

"Dein Bett ist gemütlicher."

"Das müssen wir unbedingt testen, sobald wir zu Hause sind." Álvaro schob den Aufzug auf und wir kletterten hinaus. Dann schlichen wir auf leisen Sohlen in den Flur und dort hinaus aus dem Haus.

Ich konnte erst meine angestaute Luft ausatmen, als wir uns Richtung Strand bewegten und niemand hinter uns zu hören war.

"Wir haben es geschafft!", flüsterte ich glücklich und warf mich Álvaro in die Arme. Erst jetzt bemerkte ich das Adrenalin, welches durch meine Adern strömte. Ich küsste Álvaro wild, da ich dieses aufregende Gefühl auch bei ihm spürte.


Unser Kuss wurde durch ein Klatschen unterbrochen. Mir gefror das Blut in den Adern. Jemand hatte uns entdeckt.

Im Visier des MafiajuniorsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt