Kapitel 59

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„Dann trag mich!", wies ich ihn an. Er ließ es sich nicht zweimal sagen und warf mich wieder über seine Schulter.

Bevor er los lief, schlug er mir noch einmal auf den Po, wobei ich erschrocken quickte. Álvaro konnte darüber nur lachen.

Er trug mich also einige Gänge weiter in den Aufenthaltsraum. Dort gab es mehrere Getränkeautomaten und kleine Snacks. Ebenso war eine kleine Küche in den Raum gestellt worden, damit man sich auch mal etwas kochen konnte. Kein schlechter Luxus.

„Hier esst ihr also, zwischen Schweiß und Blut", sagte ich angewidert. Das mit dem Blut konnte ich mir nur denken, da es bestimmt einige gab, die schwerere Verletzungen davon trugen als nur blaue Flecken und Muskelkater.

„Jeder, der sich hier verletzt, muss augenblicklich zu unserem Arzt." Es sah so aus, als würde Álvaro weiter reden wollen, doch er stockte plötzlich.

Ich sah ihm an, dass es in seinem Gehirn arbeitete. Dann schlug er sich mit der flachen Hand an den Stirn. Durch diese plötzliche Reaktion zuckte ich erschrocken zusammen. Was war denn jetzt los?

„Maldito mierda! (Verdammte Scheiße)", rief er zornig über sich selbst. „Ich habe vergessen, dich zu unserem Arzt zu lassen. Er wollte eine Nachuntersuchung mit dir machen, um zu schauen, ob du keine bleibenden Schäden hast."

Sofort fasste ich mir an den Kopf. Es war ein reiner Reflex und ich hatte schon seit Tagen den Verband nicht mehr gespürt. Wann hatte ich ihn nochmal abgelegt? Ach ja, vor dem Ausflug in den Tennisclub.

Als ich mich an diesen Abend zurückerinnerte, überkam mich wieder ein Ekelgefühl. Wie falsch konnten Leute wie Mario nur sein? Klar, er war Mafiosi, aber ich konnte und wollte seine Entscheidungen nicht akzeptieren und respektieren. Zumal er meine Oma getötet hat.

„Wir sollten sofort los!" Hektik machte sich bei Álvaro breit. Es war schon süß, dass er sich Gedanken um meine Gesundheit machte.

„Halt!" Ich schnappte mir sein Handgelenk und zwang ihn somit stehen zu bleiben. Sonst wäre er blindlings durch die Tür nach draußen zu seinem Wagen gestürzt.

„Ich wollte etwas essen", gestand ich ihm. Das kam mir nun doch etwas weniger wichtig vor, als der Arztbesuch, aber mit leeren Magen würde ich genauso von dem Arzt beschimpft werden.

„Ja klar.. was willst du? Steak, Bohnen, Suppe, Salat, Bolognese, Pizza, Pasta, Paella...", zählte er munter auf.

„Ein Salat reicht", unterbrach ich ihn. Hatte er hier etwa einen Sternekoch?

„Moment", er wandte sich zum Kühlschrank und holte mir eine Schüssel heraus.

„Tomatensalat mit Schafskäse und roten Bohnen." Schon allein der Anblick ließ mir das Wasser im Mund zusammen laufen.

„Du weißt gar nicht, wie sehr ich Schafskäse liebe!" Überglücklich schnappte ich mir die Schüssel und eine Gabel, die auf dem Tresen lag.

„Jetzt schon", konnte sich Álvaro nicht verkneifen. Lachend stach die erste Tomate auf, ehe ich Álvaro folgte.

Im Visier des MafiajuniorsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt