1. -Mai 1999-
Da liegt sie, in diesem winzigen Bettchen, hat sie Augen geschlossen und macht kleine, regelmäßig Atemzüge. Aeryn. Meine kleine Tochter. Ich habe sie grad gefüttert und gewickelt. Alles mit zittrigen Fingern und unter Beobachtung meines Dads. Wenn ich ihn nicht hätte. Ich bin doch selbst noch ein Kind. Gerade erst 17 geworden. Ich sollte noch kein Kind haben. Und doch ist sie hier. Das kleine Resultat meines Flirts letzten Sommer bei Tante May. „Habt ihr nicht verhütet?“ hatte mich mein Dad vorwurfsvoll gefragt. Doch, das haben wir. Jedes einzelne Mal. Und trotzdem ist sie hier. Dieses kleine Menschlein. Sie ist mir so fremd. Ich hab doch gar keine Ahnung von Babys. Hab höchstens Mal meine kleine Cousine im Arm gehabt. Und nun habe ich die volle Verantwortung. Ich bin ein alleinerziehender Dad. Mit 17.
Ich schlucke und wünsche mir mein unbeschwertes Leben von vor einer Woche zurück. In dem ich mich abends mit Freunden getroffen habe, mit ihnen Fußball gespielt und Bier getrunken habe. Bis letzten Freitag plötzlich das Jugendamt vor der Tür stand. Ich wusste nicht, dass Joana schwanger war. Wir haben seit dem Sommer kein Kontakt gehabt. Das wollte sie nicht.
Soweit ich weiß, hat Joana die Schwangerschaft vor ihren Eltern verheimlicht. Hat heimlich im Krankenhaus entbunden und gesagt, sie könne sich nicht um das Baby kümmern. Sie wollte, dass ihre Tochter die Chance bekommt, bei ihrem Vater, mir, aufzuwachsen, und hat ihnen meinen Namen gesagt und dass ich in Belfast lebe. Es war ein leichtes, mich zu finden. Wir haben einen Vaterschaftstest gemacht und als klar war, dass das kleine Mädchen meine Tochter ist, hat mein Vater darauf bestanden, dass ich mich kümmere. Aber alleine schaffe ich es nicht. Ich weiß ja kaum, wie ich sie halten muss. Aber Dad hilft mir. Und er kann das gut. Er ist Gynäkologe und Geburtshelfer. Kaum jemand kennt sich besser mit Babys aus. Außer vielleicht ein Kinderarzt. Ich seufze und setze mich auf mein Bett neben dem die kleine Wiege steht. Als das Baby da drinnen quäkt, stecke ich meine Hand durch die Stäbe, streiche ihr über ihr kleines Händchen. „Shhhh“, mache ich und sie ergreift meinen Finger, hält ihn fest. Ich mag ihn ihr nicht entziehen. Sie ist so niedlich. Wir müssen uns kennenlernen sagt Dad. Ob ich das hinbekomme? Das muss ich wohl.
Ich müsste aufstehen und duschen, aber ich will nicht. Ich will weiter dieses kleine Mädchen ansehen. Ich möchte jeden Millimeter ihres Gesichtchens erkunden und in mir einprägen. Sie ist mein kleines Mädchen und ich muss sie beschützen. Vor Allem! Das ist meine Aufgabe, denn ich bin ihr Vater.Irgendwann, als die Kleine tief und fest schläft, kann ich mich doch losreißen, gehe duschen, esse zu Abend mit Dad und meiner älteren Schwester Jessica. Liesa, unsere Älteste Schwester ist bereits wieder in der Uni. Jess fährt erst morgen früh zurück, denn sie hat erst am Dienstag wieder Vorlesungen. Ich bin immer mit einem Ohr Richtung Treppenhaus, aus Angst, Aeryn würde schreien und ich würde es überhören. Ich bin so angespannt, seit sie hier ist. Gestern kam sie zu uns und die erste Nacht verlief ruhig. Ob alle Nächte so sind? Ich soll nicht drauf hoffen, sagt Dad. Ich muss morgen wieder in die Schule und mir ist etwas mulmig, wenn ich daran denke. Ein paar Leute wissen es. Wie werden sie reagieren? Ich seufze leise, denn mein unbekümmertes Teeny Leben ist eindeutig vorbei. Okay, so unbekümmert war es die letzten Jahre auch nicht. Dank Moms Krankheit und schließlich ihrem Tod letztes Jahr. Aber jetzt habe ich da diese riesig große Verantwortung von der ich nicht weiß, ob ich sie stemmen kann. Ich hab ne scheiß Angst, wenn ich ehrlich bin.
Ich wünsche allen eine gute Nacht und gehe in mein Zimmer, ziehe mich ganz leise aus und lege mich ins Bett. Es ist halb 9, aber Dad meint, ich soll versuchen so viel wie möglich zu schlafen. Wie soll ich schon um halb 9 schlafen können? Ich nehme mir ein Buch, versuche zu lesen, doch ich kann mich nicht konzentrieren. Immer wieder schaue ich zu dem kleinen Mädchen, vergewissere mich, dass sie noch Atmet. Ich schließe die Augen. „Bitte Mom, hilf mir, ein guter Vater zu sein“, flüstere ich ein Gebet Richtung meiner Mutter. Dad hat Ahnung und hilft mir viel, doch jetzt wünschte ich, Mom wäre hier. Sie fehlt mir so sehr.
Aeryn fängt leise an zu meckern und ich lege das Buch zur Seite, hebe sie vorsichtig aus ihrem Bettchen. Ich bin so unbeholfen und ich hab Angst, sie fallen zu lassen. Ich hab so oft zwei linke Hände, wäre also nicht verwunderlich, wenn sie mir irgendwann mal aus den Fingern gleitet. Zum Glück zappelt sie noch nicht so viel.
Das Mädchen weint und ich wiege sie etwas, aber das scheint nicht das Richtige zu sein. Ich bin unsicher und frage mich, ob sie schon wieder Hunger haben kann? Es sind doch erst 2 Stunden um. Sonst hat sie immer länger gebraucht bis zum nächsten Hunger. Ich wiege sie weiter vorsichtig und laufe im Zimmer auf und ab, doch sie beruhigt sich nicht. Ich werde nervös und überlege, ihr noch eine Flasche zu machen. Doch das erübrigt sich, denn Dad kommt rein und hat ihr bereits Milch gemacht. „Danke“, sage ich, setze mich aufs Bett und gebe ihr die Flasche. Augenblicklich verstummt das Geschrei und sie nuckelt gierig an der Flasche. Was für ein miserabler Vater ich doch bin, wenn ich nicht mal erkennen kann, ob sie Hunger hat. Dad scheint mein bedrücktes Gesicht zu erkennen. „Das spielt sich noch ein“, versichert er mir und ich zucke mit den Achseln.Die Nacht zieht sich. Immer wieder weint die Kleine und ich weiß nicht was sie hat. Getrunken hat sie und eine frische Windel hat sie auch bekommen. Auf meinen Armen ist sie ruhig, doch wenn ich sie in ihr Bettchen lege, damit auch ich etwas Schlaf bekomme, dauert es keine 10 Minuten, da schreit sie wieder.
Irgendwann, schon lange nach Mitternacht, bin ich mit meinem Latein am Ende. Ich habe es zum dritten Mal mit der Flasche probiert, die sie aber nicht wollte, habe immer wieder ihre Windel kontrolliert. Sie lässt sich einfach nicht beruhigen. „Was hast du denn? Warum weinst du?“ frage ich sie verzweifelt, als sie schreiend in ihrem Bettchen liegt und ich nicht mehr weiß, was ich tun soll. Ich bin müde, verzweifelt und verdammt nochmal wütend auf mich selbst. Trotzig wische ich mir die Tränen der Verzweiflung aus den Augen, als sich meine Zimmerer öffnet und Dad den Kopf hineinsteckt. „Ich weiß nicht, was ich noch machen soll. Ich hab alles probiert“, sage ich verzweifelt und werfe die Arme in die Luft. Ich kann nicht mehr. Dad lächelt sanft, kommt ins Zimmer und nimmt das Baby aus dem Bett, versucht sie zu beruhigen. Ich wische mir über die Nase und Dad kommt zu mir, legt seinen Arm um meine Schulter und streicht darüber. „Komm erst mal runter und beruhige dich. Deine Aufregung bemerkt auch Aeryn. Vermutlich braucht sie einfach deine Nähe und Wärme“, vermutet er dann und bemerke, dass das kleine Mädchen bei der ruhigen Stimme meines Dads tatsächlich ruhiger wird. Frustriert lasse ich mich aufs Bett fallen. „Sie hasst mich“, brummle ich und Dad hat die Frechheit leise zu lachen. „Das ist Unsinn, Junge. Sie spürt nur, dass du unsicher bist. Das macht auch sie unsicher. Hier“, sagt er sanft und legt mir meine Tochter in die Arme, die nun ruhig ist. „Leg dich mit ihr hin, und lass sie bei dir schlafen. So gewöhnt ihr euch am besten aneinander“, schlägt er vor. „Aber muss sie nicht lernen, alleine zu schlafen?“ Dad lächelt. „Sie ist ein Baby, Jamie. Keine zwei Wochen alt. Lernen alleine zu schlafen kann sie auch noch mit einem oder zwei Jahren. Tu das, was für euch Beide gut ist“, gibt er den Ratschlag und ich seufze. Aeryn liegt auf meiner Brust, ihr Atem hat sich beruhigt und nun schläft sie. „Jetzt versuch, auch zu schlafen. Morgen ist Schule“, erinnert er mich und ich schnaufe.
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Daddy
FanfictionJamie (Dornan) wird mit 17 Jahren plötzlich Vater. Alleinerziehend wird sein Leben von jetzt auf gleich auf den Kopf gestellt. Begleitet ihn auf seine Reise durchs Leben, wie er es schafft seine Karriere aufzubauen und gleichzeitig seiner Tochter ge...