Kapitel 4

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Manchmal ist ein Fehler dein Glück

Es waren zwei Jahre vergangen mittlerweile war Max drei Jahre alt. Er war so groß und stark wie sein Vater und dennoch so flink und wendig wie seine Mutter geworden. Sein Rücken befand sich auf der Höhe meines Kinns und sein weißes Fell schmiegte sich an seinen Muskeln. Er ist ein Prachtexemplar geworden und ich wusste seine Eltern wären stolz auf ihn. Auch ich hatte mich verändert, ich war schneller und stärker geworden. Meine Ausdauer war besser und meine Geschicklichkeit nahezu unmenschlich. Das Training hatte sich ausgezahlt und dennoch war es mir noch nicht genug. Ich wollte unseren Rachefeldzug so lange wie nur möglich hinauszögern. Ich sah die Trauer in seinen Augen noch immer und ich wusste, dass er einen besonderen Bund zu seiner Mutter hatte. Bereits vor ihrem Tod verstanden sie sich blind, als wäre ein Teil von ihr in seinem Herzen. Auch heute waren seine Augen leer, fast wie die eines Toten. Dennoch war mir klar, dass wir früher oder später unsere Rache ausüben würden. Max schenkte den Gräbern einen letzten liebevollen und dennoch entschlossenen Blick, bevor er mir in die Augen sah. Er würde nicht länger warten und wollte nur wissen, ob ich dabei war oder nicht. Also nickte ich ihm zu, nahm meine Kampfausrüstung und etwas Proviant für uns beide, packte es in eine Tasche und folgte ihm. 

Ein letzter Blick auf unser Zuhause und ich wusste, selbst wenn wir wollten, würden wir es nie wieder finden. Einzelne Sonnenstrahlen erreichten den mit Blättern bedeckten Boden. Die Luft war frisch und angenehm, sowohl ich als auch Max genossen den Duft und füllten unsere Lungen damit als seien wir süchtig. Wir liefen den ganzen Tag und als die Sonne begann unterzugehen, schlugen wir unser Lager auf. Ich hatte Angst, Angst vor dem, was noch kommt. Wir hatten unser Zuhause verlassen, unseren sicheren Ort und vermutlich würde das unser Ende sein. Doch wenn ich sterbe, dann an der Seite meines besten Freundes. Suchend starrten wir in den Sternenhimmel. Der Glanz der Sterne schien jeden Tag mehr zu verblassen und auch der Mond war nahezu kaum noch zu sehen. Mit hängenden Köpfen genossen wir die abendliche Luft. Tief sogen wir sie in unsere Lungen. Der Geruch des Waldes, der Geruch der Tiere, der süßliche Beigeschmack von, nein. Dieser süßliche Geruch hatte nichts mit dem Wald zu tun. Langsam erkannte ich ihn. Auch Max hatte ihn erfasst. Kampfbereit stellten wir uns auf, ich packte unsere Sachen und wir folgten der Spur des süßen Todes. Vorsichtig schlichen wir über den matschigen Boden, doch sobald ich auf meine Füße sah, wurde mir klar, dass der Boden nicht ohne Grund matschig war. Blutgetränkt und mit Fleischfetzen übersäht. 

Angst stieg empor und dann sahen wir unsere Gegner. Ihre leeren Augen lagen auf den Überlebenden. Einem nach dem anderen entrissen sie das Herz. Es war schrecklich, also sah ich weg. Erst als Max an meinen Kleidern zerrte, kam ich zu Sinnen. Ich warf einen Stein so weit von uns fort, wie ich nur konnte und wartete. Sobald der Stein aufprallte, sprangen diese Bestien auf und liefen dahin. Zurück ließen sie einen jungen und schwer verletzten Mann und einen halbtoten Körper eines Tieres. Wir liefen zu ihnen und während ich den Mann hinterher zu schleifen begann, tat Max es mir gleich mit seinem Artgenossen? Ich traute meinen Augen kaum. Schon ewig waren wir keinem pantherartigen Wesen mehr begegnet. Zügig brachten wir die Beiden an einen sicheren Platz und begannen sie zu versorgen. Der nächste Tag brach an und weder Max noch ich hatten bisher ein Auge zu gemacht. Lächelnd sah ich zu meinem besten Freund und auch er sah mir in die Augen. „Wie wäre es: Du machst jetzt die Augen zu und ich passe auf die Beiden auf und dann mache ich die Augen zu und du passt auf?", bot ich ihm an und er schloss kurz darauf bereits die Augen. 

Lächelnd strich ich durch sein Fell, bevor ich mich auf unsere Gäste konzentrierte. Der Mann war sehr schwer verletzt, lebte aber noch und das Tier schien hauptsächlich bewusstlos zu sein. Suchend sah ich mich nach Ranken um, denn wenn einer der Beiden aufwachte, würden sie nicht wissen, dass sie in Sicherheit waren. Also band ich die Hände und die Füße des Mannes zusammen und auch die Beine des Tieres band ich zusammen. Es gab mir ein Gefühl der Sicherheit, denn sowohl der Mann als auch das Tier könnten sehr gefährlich sein. Ich trat näher an den Mann. Ich wüsste nicht, wann ich das letzte Mal einen Menschen gesehen hatte. Nach mehreren Stunden hörte ich Max gähnen und wusste, dass er nun seine Schicht übernehmen würde. Der mit Blättern bedeckte Boden diente mir als Bett und innerhalb kürzester Zeit schloss auch ich meine Augen.

D.R.E.A.MWo Geschichten leben. Entdecke jetzt