Wo bin ich?

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Als ich aufwachte verspürte ich nur eines: Hunger.
Ich dachte an das leckere Essen meiner Mutter, woraufhin ich alleine bei dem Gedanken schon würgen musste. Ich verstand allerdings nicht wieso, denn ich liebte das Essen meiner Mutter. Ich hatte aber Hunger auf etwas anderes, aber ich wusste nicht auf was.
Ich öffnete langsam die Augen und starrte an die Decke. Erst dann bemerkte ich das Piepsen des EKGs und die Sauerstoffmaske auf meinem Gesicht. Wo war ich? Im Krankenhaus? Wie bin ich hierher gekommen? Panik breitete sich in meinem ganzen Körper aus und das EKG begann schneller zu Piepsen. Trotz Sauerstoffmaske bekam ich kaum Luft und als ich verzweifelt nach Luft schnappte merkte ich wie es in meinem Bauchbereich furchtbar weh tat. Zwei Schwestern kamen hineingestürmt, eine setzte meine Maske ab und versuchte mich zu beruhigen, die andere verabreichte mir irgendwas. Und nachdem mir das Medikament verabreicht wurde spürte ich wie ich langsam ruhiger wurde, auch wenn nur sehr langsam.
"Dr. Kanou kommt gleich und wird dir erklären, was passiert ist.", versicherte mir eine Schwester und dann ließen sie mich wieder in diesem farblosen Krankenhauszimmer zurück.
Dr. Kanou...dieser Name sagte mir etwas. Ich wusste nur nicht in welchem Zusammenhang.
Und - was war passiert? Ich versuchte mich zu erinnern, aber mein Gedächtnis war wie leer gefegt. Das beängstigte mich. Was könnte derartig Schreckliches passiert sein, sodass ich mein Gedächtnis verloren hatte und im Krankenhaus liege?
Bevor ich mir noch mehr Gedanken machen konnte betrat jemand den Raum. Ein großer alter Mann mit weißen Haaren kam mir Schritt für Schritt näher. "Akina Mizuki? Ich bin Dr. Kanou. Du wunderst dich bestimmt, wieso du hier bist. Soll ich dir das erzählen?"
Langsam nickte ich. Ich wollte wissen, was passiert ist, aber ich hatte Angst vor der Wahrheit.
"Du warst anscheinend auf dem Weg nach Hause als ein Mann mit einem Messer auf dich losgegangen ist und dir das Messer in den Bauch gerammt hat. Mehrmals. Der Mann war anscheinend vom Gefängnis geflohen und du warst seit seinem Gefängnisaufenthalt wieder sein erstes Opfer. Der Mann ist danach weggerannt als er die Sirenen der Polizei gehört hat. Sie haben dich gefunden und ein Notwagen geholt. Wir mussten eine Transplantation durchführen, damit du überleben konntest. Du hast nun 5 Tage im Koma gelegen."
Plötzlich wurde mir klar wieso mir sein Name so bekannt vorkam. Dr. Kanou hat schon einmal eine Transplatation durchgeführt, die in den Medien groß diskutiert wurde. Ein Junge im kritischem Zustand wurden die Organe von einem bereits totem Mädchen transplatiert ohne die Zustimmung irgendeines Elternteiles des Mädchens. Ich wusste, wer er war, der Junge. Er war Kaneki Ken. Ich war mit ihm im gleichen Studiengang, so wie mit seinem Freund Hide. Allerdings habe ich Kaneki nur ein paar Mal in Vorlesungen gesehen, dafür habe ich mit Hide schon ein paar mal geredet. Ich habe ihn nie nach Kaneki gefragt, aber es scheint mir nach einer tiefen Freundschaft - die durch irgendwas gestört wurde, denn Hide sieht ihn anscheinend nicht mehr so oft, außer in der Uni.
Plötzlich merkte ich wie weit ich mit meinen Gedanken abgedriftet bin und wie mich Dr. Kanou noch immer so ansah als würde er eine Reaktion erwarten.
"War es so wie bei Kaneki Ken?", fragte ich ihn. Seine Mundwinkel verzogen sich und sein Gesicht verdunkelte sich. Ich merkte, dass ich dieses Thema doch nicht hätte erwähnen sollen, besonders nicht Kanekis Namen.
Er räusperte sich. "Du kennst also Kaneki Ken. Sag mir, wie gut kennst du ihn?"
"Ich habe ihn ein paar Mal gesehen, mehr nicht.", antwortete ich zögerlich.
Ich merkte, wie er sich leicht entspannte, aber nur ganz leicht. "Ich kann dir sagen, dass die Transplantation ähnlich abgelaufen ist wie bei ihm. Nur dieses Mal gab es keinen Aufstand, da es Spenderorgane waren."
Ich nickte vorsichtig. Irgendwas stimmte nicht mit Dr. Kanou, seine Körpersprache sagte mir, dass er mir nicht die ganze Wahrheit gesagt hat und mir vielleicht auch nicht sagen konnte.
Aber hier war ich nun in der ganzen Sache involviert, weil ich wie Kaneki von Dr. Kanou behandelt wurde. Dieser Arzt hatte einen beängstigendes Geheimnis. Konnte ich ihm überhaupt vertrauen? Erzählte er mir die Wahrheit? Was hat er mit mir und Kaneki gemacht?
Ich versuchte glaubwürdig zu lächeln. "Ich verstehe. Ich fühle mich schon viel besser, da ich endlich weiß, was passiert ist. Ich danke Ihnen. Dürfte ich wissen, wann ich entlassen werde?"
"Das dauert noch ein bisschen, aber ich denke sehr bald, denn die OP-Wunde ist schon fast verheilt, dadurch, dass du 5 Tage im Koma lagst.", antwortete er.
Erleichtert schnaufte ich auf. "Das ist gut zu wissen."
Lächelnd machte sich Dr. Kanou auf dem Weg zur Tür. "Wir werden dir jetzt Essen zukommen lassen, du musst bestimmt hungrig sein."
Sein Lächeln war nicht gütig, es war eher heimtückisch. Als würde er nicht erwarten, dass ich tatsächlich hungrig sein würde.
Ich nickte. Er verließ den Raum und mich erfüllte wieder ein unerklärlichen Würgreiz, wenn ich an Essen dachte.
Irgendwas passierte mit mir, stellte mein ganzes Leben auf den Kopf. Ich wusste nicht, was das war. Aber ich kannte eine Person, die es wissen konnte.
Und das war Kaneki Ken.

One-Eyed GhoulsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt