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Braune Pappschilder beschriftet mit den unterschiedlichsten Namen wirbeln durch die Luft

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Braune Pappschilder beschriftet mit den unterschiedlichsten Namen wirbeln durch die Luft.
Ausschweifende Lächeln umrahmen neugierig dreinschauende Gesichter.
Kräftigte Stimmen rufen nach Anastasia, nach Viktor, nach Philippos und mittendrin nach mir: Meadow.
»Meadow«
Irritiert drehe ich mich um die eigene Achse, versuche auszumachen, wer da nach mir ruft.

Die Stimmlage klingt mal so gar nicht nach einem Mann in meinem Alter. Sie klingt viel mehr wie ein...Mädchen?

Meine Augen weiten sich vor Überraschung, als ich ein junges Mädchen sehe, das in ihren violetten Flip-Flops auf und ab hüpft.
Ihr schulterfreies, fliederfarbenes Kleid breitet sich bei jedem Hüpfer zu einem Fächer aus, der um ihre schmalen Waden fegt.
Ihre Haare sind zu einem unordentlichen Dutt geknotet und ihr ist Pony zu zwei seitlichen Zöpfen geflochten, die fröhlich hin und her pendeln.

Das ist nicht Khaos. Kann es nicht sein.
Oh mein Gott, wurde ich gecatfished?
Hab ich im Voraus Geld an ein schätzungsweise zwölfjähriges Mädchen überwiesen?

Ich betrachte das Mädchen dabei, wie sie ihren Kopf anhebt und nach oben schaut.
Ihr Finger wedelt tadelnd in der Luft und ihre Lippen bewegen sich mit ernster Miene.
Mein Blick folgt ihr und bleibt an einem pinken Ungetüm aus Karton hängen.
Das Plakat ist doppelt so groß wie die anderen Pappschilder, mit denen Anreisende in Empfang genommen werden.
Gedankenlos trete ich näher heran.
Uns trennen jetzt noch um die zehn Meter.

Als hätte eine undefinierbare Faszination Besitz von mir ergriffen, lege ich meinen Kopf in eine seichte Schräglage und betrachte das Kunstwerk vor mir.
M-E-A-D-O-W dekoriert in hunderten von kleinen Glitzersteinchen, deren Spiegelungen auf das Linoleum vor mir treffen und es zu einem Meer aus regenbogenfarbenen Reflexionen machen.
Handgemalte Wolken sind mit Klebstoff eingerieben und mit funkelndem Glitzerpulver betreut worden.
Es sieht niedlich aus.
Kitschig, aber wirklich niedlich.

Silbriger Glitzer regnet an vereinzelten Stellen hinab. Ich folge seinem rücksichtslosen Tanz und zucke zusammen, als ein tiefes und entnervtes Brummen an meine Ohrmuschel dringt.
Darauf folgt ein rasches nacheinander von Bewegungen, die ich mit angehaltenem Atem studiere.

Eine Hand reißt das Plakat hinab. Kräftige, lang anmutende Finger bewegen sich schnaubend durch dunkles Haar, das in unordentlichen Wellen hinabfällt und erst an einem irrsinnig markanten Kinn endet.
Scannend fegt mein Blick über den definierten Kinnbogen hinweg, bemerkt sonnengebräunte Haut, aus flüssigem Honig geboren.
Grimmig verschobene, dichte Augenbrauen, ein stählernes Augenpaar aus kaffeebraun.

Mein Herz beschleunigt.
Dunkelbrauner Bartschatten um zornig verzogene, volle Lippen.
Mein Gehirn registriert nicht, wie feindlich dieser Mann schaut, denn mein wummerndes Herz ist viel zu sehr damit beschäftigt zu verzeichnen, wie unfair gut dieser Mensch aussieht.

»Meadow«
Es ist wieder das Mädchen, das sich vor den Mann stellt und mich breit grinsend anlächelt.
»Hi! Ich bin Nelly. Ich freue mich so dich kennenzulernen! Vermutlich denkst du jetzt: Hä? Wer ist das denn? Naja, ich hab mit dir geschrieben. Also ich bin Khaos. Nicht wirklich. Das ist Khaos-«
Ohne Luft zu holen, zeigt sie auf den Mann hinter sich.
»Mein Bruder. Aber ich hab für ihn geschrieben. Ich hab deine Suche gesehen und, weil im Frühling nicht so viel Tourismus ist, dachte ich mir, es ist eine gute Gelegenheit. Wir leben vom Tourismus, musst du wissen, weil-«
»-Helena!«
Helena – Nelly – wird von seinen zischenden Lauten unterbrochen.

𝐍𝐈𝐆𝐇𝐓𝐒 𝐎𝐅 𝐓𝐇𝐈𝐒𝐓𝐋𝐄 {𝘔𝘌𝘈𝘋𝘖𝘞 & 𝘒𝘏𝘈𝘖𝘚}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt