Ein paar Wochen waren vergangen, seit Yoongi mit der Strahlentherapie begonnen hatte, und sein Zustand verschlechterte sich zusehends. Seine Haare begannen auszufallen und seine einst volle Mähne wurde dünn und kahl. Die radioaktiven Strahlen hatten begonnen, ihren Tribut zu fordern, und Yoongi fühlte sich jeden Tag schwächer und elender.
Seokjin hatte sich entschieden, ihm an diesem Tag zu helfen, duschen zu gehen, da Yoongi alleine nicht mehr dazu in der Lage war. Der warme Dampf umhüllte sie, als sie das Badezimmer betraten, und Seokjin half Yoongi vorsichtig aus seinen Kleidern.
Yoongi stöhnte leise auf, als er seinen kahlen Kopf im Spiegel sah. Die kahle Stelle war größer geworden, und die meisten seiner Haare waren dünn und brüchig. Es war ein schmerzhafter Anblick, der ihm die Realität seiner Situation erneut vor Augen führte.
Seokjin drehte das Wasser an und passte sorgfältig auf, dass es nicht zu heiß wurde, während er Yoongi sanft unter die Dusche führte. Das Wasser prasselte auf ihre Haut und schien die Spannung in der Luft zu mildern, auch wenn nur für einen kurzen Moment.
Yoongi lehnte sich schwer gegen Seokjin, als er das warme Wasser über sich spürte. Er fühlte sich so müde und erschöpft, als ob er einfach nur schlafen wollte und nie wieder aufwachen würde.
Plötzlich spürte Seokjin, wie etwas zwischen seinen Fingern rutschte. Er hob den Blick und sah, wie ein Büschel seiner Haare zwischen seinen Händen hing. Ein Gefühl der Verzweiflung überkam ihn, als er erkannte, dass Yoongi zum ersten Mal ein ganzes Büschel Haare aufgrund der Strahlentherapie verloren hatte.
Yoongi sah zu ihm hoch und starrte auf das Büschel Haare in Seokjins Hand. "Es tut mir so leid, Yoongi", flüsterte Seokjin leise. Er wollte so gern die Last von Yoongis Schultern nehmen, aber er wusste, dass er machtlos war gegen die zerstörerische Kraft des Glioblastoms.
Yoongi senkte den Blick auf das Wasser, das nun seine Füße umspülte, und kämpfte gegen die Tränen an. Es war schwer zu akzeptieren, dass er sein Haar nach und nach verlor. Doch er zwang sich, stark zu bleiben, zumindest für Seokjins und seine Freunde.
"Es ist okay, Hyung", murmelte Yoongi schließlich. "Es ist nur Haar. Es wird nachwachsen." Doch selbst während er die Worte sprach, wusste er, dass es nicht nur um das Haar ging. Es war ein weiterer Schlag, der ihn daran erinnerte, wie die Krankheit sein Leben langsam aber sicher zerstörte.
Seokjin legte sanft das Büschel Haare beiseite und umarmte Yoongi fest, als ob er ihm so seine eigene Kraft übertragen könnte.
Nach dem Duschen trocknete Seokjin Yoongi ab und half ihm beim Anziehen. Yoongi ließ sich von Seokjin helfen, seine Kleidung anzuziehen, denn jede Bewegung war schwer und mühsam für ihn, als ob sein Körper von unsichtbaren Fesseln gehalten würde. Doch er zwang sich, stark zu bleiben, nicht nur für sich selbst, sondern auch für Seokjin und die anderen, die ihn unterstützten.
Als er schließlich angezogen war, setzten sie sich gemeinsam auf das Bett und Seokjin legte seinen Arm um Yoongis Schultern. Sie verharrten eine Weile in Stille, während Yoongi versuchte, sich an die neue Realität zu gewöhnen, die ihm so fremd und beängstigend erschien.
"Yoonie, ich werde für dich da sein, egal was passiert", versprach Seokjin leise, seine Stimme voller Entschlossenheit. "Wir werden gemeinsam durch diese schwierige Zeit gehen, verstehst du?"
Yoongi nickte langsam, seine Gedanken ein chaotisches Durcheinander von Angst, Verzweiflung und Hoffnung. "Ich weiß, Hyung... Danke." Plötzlich spürte Yoongi ein Gewicht auf seinem Schoß und sah mir einem Lächeln hinab auf seinen Kater Yangyang, der es sich dort gemütlich machte. "Verspricht ihr mir, dass ihr auf ihn aufpasst, wenn ich- du weißt schon", murmelte Yoongi leise und sah zu Seokjin. Dieser umarmte fest. "Natürlich, Yoongi."
Yangyang schnurrte zufrieden und strich sich an Yoongis Hand, als würde er spüren, dass sein Besitzer sich Sorgen machte. Yoongi lächelte schwach und strich dem Kater über den Kopf. "Danke, ihr beiden", sagte er leise, und eine Spur von Dankbarkeit schwang in seiner Stimme mit.
Ein Moment der Stille breitete sich zwischen ihnen aus, in dem sie sich gegenseitig stumm versprachen, einander beizustehen, egal was kommen mochte.
"Komm schon, lass uns hinuntergehen und etwas essen", schlug Seokjin schließlich vor und erhob sich vom Bett. "Du musst deine Kräfte stärken, um die Therapie zu durchstehen."
Yoongi nickte zustimmend und ließ sich von Seokjin hochziehen. Die beiden gingen gemeinsam in die Küche, wo Seokjin zu kochen begann.
Seokjin reichte ihm schließlich einen Teller mit dampfendem Essen, und Yoongi lächelte schwach. "Danke, Hyung", sagte er leise und begann zu essen, obwohl ihm der Appetit fehlte. Er zwang sich, etwas zu essen, um seine Kräfte für die kommenden Tage zu stärken.
Seokjin setzte sich ihm gegenüber und beobachtete ihn mit besorgtem Blick. "Wie fühlst du dich, Yoongi?", fragte er leise, während er ebenfalls zu essen begann.
Yoongi zögerte einen Moment, bevor er antwortete. "Erschöpft", gab er schließlich zu.
Seokjin nickte verständnisvoll und griff nach Yoongis Hand über den Tisch hinweg. "Wir sind hier für dich, Yoongi. Du bist nicht allein in diesem Kampf."
Yoongi stützte seinen Kopf auf seiner Hand ab und aß mit halb geöffneten Augen weiter. Seine Bewegungen wurden immer langsamer bis sein Kopf irgendwann nach vorne fiel und mit einem Knall auf dem Tisch aufkam. Doch Yoongi wachte davon nicht auf.
Die plötzliche Stille in der Küche wurde nur von dem leisen Summen des Kühlschranks und dem Ticken der Uhr an der Wand durchbrochen. Seokjin erstarrte, als er sah, wie Yoongis Kopf mit einem dumpfen Knall auf den Tisch fiel. Ein Schauer lief ihm über den Rücken, als er erkannte, dass Yoongi eingeschlafen oder vielleicht sogar bewusstlos geworden war.
Panik stieg in Seokjin auf und er sprang auf, um zu Yoongi zu eilen. Er schüttelte ihn vorsichtig an der Schulter und rief seinen Namen, aber Yoongi reagierte nicht. Sein Atem war ruhig und gleichmäßig und sein Gesicht zeigte keinerlei Anzeichen von Bewegung.
Mit zittrigen Händen griff Seokjin nach Yoongis Hand und fühlte seinen Puls. Er atmete erleichtert auf, als er den sanften, regelmäßigen Schlag spürte. Yoongi lebte, aber er war tief in einen unruhigen Schlaf versunken, aus dem er nicht zu erwachen schien.
Seokjin überlegte fieberhaft, was er tun sollte. Sollte er einen Arzt rufen? Sollte er versuchen, Yoongi aufzuwecken? Oder sollte er ihn einfach schlafen lassen und darauf hoffen, dass er von selbst erwachte?
Er entschied sich dazu, Yoongi zu wecken. Falls dies nicht klappen sollte, würde er einen Krankenwagen rufen. Er rief laut Yoongis Namen und verpasste ihm ein paar Backpfeifen. Gott sei Dank wachte Yoongi nach der vierten bereits auf. Seine Augenlider flatterten und er stöhnte leise, bevor er seine Augen langsam öffnete. Sein Blick war benommen und verwirrt, als er Seokjin ansah.
"H-Hyung?", murmelte Yoongi leise, seine Stimme brüchig und schwach.
"Yoongi! Du bist aufgewacht!", rief Seokjin erleichtert aus und umarmte ihn fest.
Yoongi schien einen Moment zu brauchen, um sich zu orientieren. Er blinzelte, als ob er versuchte, sich zu erinnern, was passiert war. Dann wurde sein Blick klarer, und er richtete sich langsam auf, wobei er sich stützte.
"Was... was ist passiert?", fragte Yoongi mit einem Anflug von Verwirrung in seiner Stimme.
Seokjin atmete tief durch und erzählte Yoongi, was geschehen war. Er erklärte ihm, dass er plötzlich auf dem Tisch eingeschlafen war und einfach nicht mehr aufwachte.
Yoongi hörte schweigend zu, sein Gesichtsausdruck ernst. Als Seokjin geendet hatte, schwieg er einen Moment, bevor er langsam sprach: "Danke, Hyung. Ich... ich weiß nicht, was los ist. Ich fühle mich nur so müde und erschöpft, als ob ich einfach nur schlafen will und nie wieder aufwachen möchte."
Seokjin legte tröstend eine Hand auf Yoongis Schulter und versuchte, ihm Mut zu machen. "Es ist okay, Yoongi." Das war es nicht. Das wussten die beiden, aber sie redeten es sich trotzdem dauerhaft ein.
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»𝟐𝟎𝟐𝟓« ᵐⁱⁿ ʸᵒᵒⁿᵍⁱ ✓
Fanfiction✓𝘢𝘣𝘨𝘦𝘴𝘤𝘩𝘭𝘰𝘴𝘴𝘦𝘯✓ Yoongi war schon immer ein Kämpfer, aber den Kampf gegen eine unheilbare Krankheit kann selbst der stärkste Kämpfer nicht gewinnen.