01 | Blinder Himmel

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         DER STICKIGE Dunst von Rauch hing schwer in der Luft ihres Zimmers, drang in ihre Kleidungsstücke ein und verharrte in ihren staubumwobenen Lungenflügeln. Sie trug ein dunkelgraues Hemd, das locker an ihrem zierlichen Oberkörper hing, und eine schwarze Leggings, die ihre dünnen Beine wie eine zweite Haut umschloss. Um ihre Augen hatten sich kleine dunkle Ringe gebildet, die das Leid ihrer Seele umrahmten. Sie saß da, ihr Rücken leicht gebeugt, als trüge sie die Last der Welt auf ihren Schultern. Die Schultern, einst stolz erhoben, schienen nun dem Druck des Lebens nachzugeben, sich in sich selbst zurückzuziehen. Ihr Blick verlor sich in der Ferne, während ihre Gedanken wie Nebelschwaden um sie herumwirbelten. Jede Bewegung, jede Geste sprach von einer unsichtbaren Bürde, die sie zu tragen schien, eine Bürde, die nicht nur auf ihrem Körper lastete, sondern auch auf ihrer Seele. Es war, als ob die Zeit selbst über sie hinweggegangen wäre, sie gezeichnet hätte, sie geformt hätte in dieser gebeugten Haltung. Aber wenn man sie genau betrachtete, so nahm man einen Hauch von unbesiegbarer Stärke wahr. Man nahm Hoffnung und Liebe wahr, die sich in den dunklen Klüften ihrer Narben verbargen. Aber sie konnte nichts davon sehen, denn wie ein blinder Himmel, dem die Sterne entrissen worden sind, sah sie nur die Dunkelheit, die sie stets umgab. Aber in den Augen ihrer Besucher strahlte sie in hoffnungsvollen Blautönen, die jeden verzauberten; Sie strahlte und glänzte in Narben, die ihre Brust verzierten. Ihre Anwesenheit schenkte Hoffnung in leere Gläser ein und hauchte Leben in tote Herzen ein. Aber sie konnte nichts davon sehen. Denn als Himmel, dessen Lichter erloschen worden sind, konnte sie nicht länger in ihre eigene Seele blicken. Alles, was sie wahrnahm, waren die Besucher, die sie manchmal besuchen kamen. Und in ihnen sah sie all das, was sie einst in sich selbst zu sehen vermochte.

Glanz der weißen VögelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt